Die Sanierungsarbeiten an der Alten Sternwarte haben begonnen. Erster Bürgermeister Christian Specht und Bau-Bürgermeister Lothar Quast präsentierten gemeinsam mit Helen Heberer, Landtagsabgeordnete und Initiatorin des ‚Aktionsbündnis Alte Sternwarte Mannheim‘ sowie Dr. Lothar Stöckbauer, Vorsitzender des Stadtbild Mannheim e.V., die rund 1 Mio Euro teure Baumaßnahme.
„230 000 Euro – also etwa ein Viertel der geplanten Sanierungskosten – wollen Mannheimer Bürgerinnen und Bürger über das ‚Aktionsbündnis Alte Sternwarte‘ und den Verein Stadtbild Mannheim e.V. für die Sanierung aufbringen. Das ist ein echter Leuchtturm für bürgerschaftliches Engagement“, bedankte sich Kämmerer und Immobiliendezernent Specht bei Helen Heberer und Dr. Lothar Stöckbauer. „Die Alte Sternwarte ist ein Kernelement des Mannheimer ‚Barockdreiecks‘ zwischen Schloss, Jesuitenkirche und Zeughaus. Mit ihrer Sanierung werten wir das gesamte Quartier auf“, so Specht weiter.
„Die Alte Sternwarte ist eines der ältesten erhaltenen Gebäude unserer Stadt“, betonte Quast, der für den Denkmalschutz in Mannheim zuständig ist. „Dieses barocke Kleinod können wir nun auch mit Hilfe von Mitteln des Landes Baden-Württemberg sanieren.“ Das Land hat 470 000 Euro für die Fassadensanierung fest zugesagt. Die restlichen rund 300 000 Euro steuert die Stadt Mannheim bei.
Aktuell wird an dem achteckigen Gebäude die Baustelle eingerichtet und der Sockel freigelegt. Anschließend wird ein Baugerüst aufgestellt. Ab Mitte April sollen dann die Arbeiten an den maroden Sandsteingesimsen und weiteren Natursteinen beginnen, die bis Anfang November abgeschlossen sein sollen. Parallel dazu werden der Putz an der Fassade überarbeitet und die Geländer restauriert. Gegen Ende des Jahres sollen die Fenster saniert bzw. erneuert werden, so dass die Alte Sternwarte Anfang 2014 von außen in neuem Glanz erstrahlen kann.
Dem Beginn der Bauarbeiten vorausgegangen ist der jahrelange Einsatz des Aktionsbündnisses Alte Sternwarte und des Vereins Stadtbild Mannheim e.V.: Mit zahlreichen Benefizveranstaltungen und dem Verkauf von Nachprägungen der Wittelsbacher Medaillensuite will das Aktionsbündnis seinen Anteil an den Sanierungskosten erwirtschaften. Der Verein Stadtbild hat bereits 80 000 Euro für die Sternwarte angespart. Diese Summe stammt aus dem Verkauf einer signierten Edition eines Gemäldes des Mannheimer Künstlers Dietmar Brixy und aus allgemeinen Spendenmitteln des Vereins.
„Das ‚Aktionsbündnis Alte Sternwarte Mannheim‘ wird die Sanierung dieses herausragenden Denkmals von europäischem Rang weiter begleiten“, versprach Heberer. „Wir werden auf unserer Webseite ein Online-Bautagebuch führen, damit alle Interessierten den Fortschritt der Arbeiten verfolgen können.“ Und Stöckbauer ergänzte: „Es ist der Bedeutung der Alten Sternwarte angemessen, dass Stadt, Land und Bürger gemeinsam daran arbeiten, dieses auch heute noch stadtbildprägende barocke Gebäude zu erhalten. Denn in diesen Mauern wurde im ausgehenden 18. Jahrhundert mit der Entdeckung der Doppelsterne weltweite Wissenschaftsgeschichte geschrieben.“
Hintergrundinformationen zur Sternwarte:
Die kurfürstliche Sternwarte Mannheim wurde 1772-1774 nach Plänen von J.C. Lachner in barockem Still erbaut. Auf Anregung des Astronomen Christian Mayer stimmte Kurfürst Carl Theodor dem Neubau zu. Das Gebäude wurde nach seiner Fertigstellung durch Mayer und seine Nachfolger bis 1880 als Sternwarte genutzt.
Die Alte Sternwarte Mannheim ist ein einzigartiges Zeugnis nicht nur der deutschen, sondern auch der europäischen Geodäsie und Astronomie. Sie war für die Kurpfalz bzw. das Großherzogtum Baden und die damalige Landvermessung sowie Himmelsberechnung von größter Bedeutung. Sie ist heute das älteste als eigenständiger Baukörper für ihre Zwecke errichtete Gebäude auf deutschem Boden und somit von hohem architekturhistorischen Wert.
Schon früh besuchten und bestaunten prominente Zeitgenossen wie Wolfgang Amadeus Mozart oder Thomas Jefferson die Sternwarte und haben sich dort in das Besucherbuch eingetragen. Seit 1945 werden die fünf Geschosse der Sternwarte von Mannheimer Künstlern als Ateliers genutzt. Das Gebäude wurde schon im 19. Jahrhundert als Kulturdenkmal geschützt. Die Eintragung in das Denkmalbuch erfolgte 1929.