Mit einem Festakt ist in Neustadt nach zweieinhalbjähriger Renovierungszeit der protestantische Teil der Stiftskirche wieder eröffnet worden.
Als Fest für Handwerker, Arbeiter, Mäzene und Freunde der Kirche bezeichnete Dekan Armin Jung den Tag, der nach rund 30 Jahren der ersten Überlegungen, Ideensuche, des endgültigen Beschlusses und der konkreten Baumaßnahmen das Gebäude aus dem 14. Jahrhundert wieder in neuem Glanz erstrahlen lasse. Jung kündigte weitere „Teileinweihungen“ an, da zum Beispiel Altar, Ambo und Chorgestühl noch nicht fertig gestellt seien.
Rund 200 Menschen, von Fundraisern über Restauratoren bis zur Putztruppe hätten sich an dem Großprojekt beteiligt, erklärte Architektin Angelika Weigand vor mehreren hundert Festgästen. Da jede Renovierung auch ein „Kind der Zeit“ sei, habe man bei den Arbeiten auch auf mediale Bedürfnisse Rücksicht genommen und die technischen Voraussetzungen zur Nutzung moderner Infrastruktur für Ausstellungen, Projektionen, Internet und dem Einsatz sozialer Netzwerke geschaffen.
Für die Landesregierung betonte Generaldirektor Thomas Metz von der Generaldirektion kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, an der Stiftskirche zeige sich beispielhaft, was ein Kulturdenkmal ausmache. Dazu zähle die „emotionale Aura“, die das Bauwerk ausstrahle und die dazu führe, dass sich Menschen dafür engagierten. Die Begeisterung der Bürger erkläre sich aus der Tatsache, dass „dieses Gebäude Teil der Lebensgeschichte vieler Generationen ist.“ Mit der Aufnahme der Stiftskirche in die Liste der Kulturdenkmäler von nationaler Bedeutung sei dies 2011 unterstrichen worden.
Die Stiftskirche prägt nach Aussage von Kirchenpräsident Christian Schad die Seele, das Gewissen, die Erinnerung der Menschen, „auch das Gewissen dieser Stadt“. Dass Gott öffentlich bekannt wird, helfe der Gesellschaft auf. Je säkularer und unbestimmter sie sich zeige, umso deutlicher müsse die Kirche sein. „Unsere Gesellschaft braucht das Evangelium, braucht den neuen Ton des Glaubens und
die befreiende Musik der Hoffnung“, erklärte Schad.
Kirche wie die Stiftskirche Neustadt sind für den Kirchenpräsidenten wichtig für Menschen, die in ihnen beständig zuhause sind, „aber auch für die, die in Zeiten des Unglücks oder des Glücks, der Niederlage oder des Triumphs glauben“. Für Schad muss die Kirche auch diejenigen einladen, „die im Glauben ungeübt sind, die suchen und zweifeln“. Auch sie sollten erleben, dass Kirche in der Stadt immer auch Kirche für die Stadt, Kirche für andere sei.
Die beiden Türme der Stiftskirche sind für Schad „gebaute Ausrufezeichen, die für die Nähe Gottes stehen“. Sie seien Fingerzeig auf die Quelle des Lebens, die menschliche Gemeinschaft erst möglich mache. Menschen bräuchten Räume, in denen Gottes Gnade erfahrbar sei, „ein Haus, in dem wir getröstet werden und unsere Seele sich hin flüchten kann; ein Ort der Freiheit, in dem der Glaube Nahrung bekommt.“
Der ehemalige rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck lobte das Bürgerengagement, das sich in der gelungenen Renovierung zeige. „Dieses Projekt hat über die Kirchengemeinde hinaus die Gemeinschaft in dieser Stadt und in der Region gefördert“, sagte Beck. Der „identitätsstiftende Gedanke“ werde sich auch auf die Kinder und Enkelgenerationen übertragen.
Die Kosten für die Renovierung der Stiftskirche liegen bei rund 1,85 Millionen Euro. Ein Drittel trägt die Landeskirche, ein Drittel Bund und Land. Das letzte Drittel der Kosten wird von der Stiftskirchengemeinde und durch Spenden abgedeckt. Allein der Bau- und Förderverein hat mit rund 75.000 Euro, der Lions-Club Neustadt mit 55.000 Euro das Mammutprojekt unterstützt.