Am Aschermittwoch, dem 13. Januar 2013, fand im Bühnensaal des Gemeinschaftshauses das traditionelle Heringsessen des SPD-Ortsvereins Lambrecht statt, das in diesem Jahr ganz im Zeichen des Landrats- und Bundestagswahlkampfes stand. Dennoch folgten erfreulicherweise auch viele Angehörige anderer Parteien der Einladung des Ortsvereins. Neben Vertreterinnen und Vertretern der Politik konnte der Ortsvereinsvorsitzende Günther Semmelsberger auch zahlreiche Bürgerinnen und Bürger begrüßen – so viele sogar, dass die großzügige Bestuhlung nicht ausreichte und man noch zusätzliche Tische aufbauen musste.
Besonders begrüßte Semmelsberger die ehemalige Landtagsabgeordnete Hildrun Siegrist, den neuen Verbandsbürgermeister Manfred Kirr, die beiden Beigeordneten der Verbandsgemeinde, Hans Seiberth und Hans-Werner Rey, den Stadtbeigeordneten Georg Kuntz, Vertreter der Lambrechter Vereine, den Kreisbeigeordneten Claus Potje, das SPD-„Urgestein“ und ehemaligen Vorsitzenden der AG 60plus, Wolfgang Niederhöfer, den Geschäftsführer der Stadtwerke, Bruno Limbeck, Vertreter der SPD-Ortsvereine im Tal sowie der Jusos, Vertreter des CDU-Ortsverbands, der Freien Wähler und der Linken sowie einige Gäste aus seiner eigenen Heimat, Elmstein-Appenthal.
Im Tal freundschaftlich aufgenommen
Semmelsbergers besonderer Willkommensgruß galt dem Festredner des Abends, dem Landratskandidaten Reinhold Niederhöfer, sowie der Bundestagskandidatin Heike Mrosek-Handwerk, die ein Grußwort an die Anwesenden richtete. Sie ließ dabei ihre Besuche im Tal Revue passieren und zeigte sich begeistert, wie freundschaftlich und herzlich sie hier empfangen worden sei. Insbesondere bei der Feierstunde zum 140-jährigen Jubiläum der SPD Lambrecht sei sie beeindruckt gewesen, wie dabei das Engagement des Ortsvereins von allen Seiten gewürdigt worden sei. Von der Glühweinwanderung erzählte sie eine kleine Anekdote: Hier habe ihr ein Mitwanderer gesagt, er wünsche ihr für ihre Kandidatur viel Glück, was sie sehr gefreut habe – dem CDU-Kandidaten, habe er hinzugefügt, wünsche er aber noch mehr Glück. Sie habe seine Ehrlichkeit sehr sympathisch gefunden, habe aber trotzdem versucht, ihn zu überzeugen, dass es für das Tal und das Wahlkreis gar nicht schlecht sei, wenn neben dem CDU-Kandidaten mit relativ sicherem Platz auf der Landesliste auch noch eine SPD-Frau den Wahlkreis in Berlin vertrete.
Auch die Prunksitzung des FKL sei ein großartiges Erlebnis gewesen, sagte Mrosek-Handwerk. Der Funke sei zum Publikum übergesprungen und von diesem quasi wieder auf die Bühne zurückgeschwappt. Dabei und bei vielen anderen Gelegenheiten sei ihr der große Gemeinsinn aufgefallen, der in Lambrecht und in den anderen Gemeinden im Tal herrsche. Dieser Gemeinsinn werde es ermöglichen, viele der anstehenden Herausforderungen zu bewältigen. Insbesondere nannte sie hier den demographischen Wandel, der sich besonders im ländlichen Raum niederschlagen werde. Aufgabe der politischen Parteien werde es sein, Rahmenbedingungen zu schaffen, um für innovative Ideen auch Möglichkeiten der Realisierung zu schaffen, zum Beispiel für den Aufbau von Mehrgenerationenhäusern. Die Politik müsse daran erinnert werden, dass sie hier ein Scherflein beizutragen habe.
Zum Abschluss ihrer Rede überreichte sie Günther Semmelsberger einen Briefumschlag mit einem kleinen Obolus für die geplante Verschönerung des Geländes gegenüber dem Lambrechter Bahnhof, der auch der gesamte Erlös des diesjährigen Heringsessens zugute kommt. Im Rahmen der Veranstaltung gab Günther Semmelsberger bekannt, dass Anfang März der erste Arbeitseinsatz für dieses Projekt stattfinden soll, das der Ortsverein anlässlich seines 140-jährigen Jubiläums angehen will.
Trauriger Anlass für Neuwahl
Landratskandidat Reinhold Niederhöfer erinnerte in seiner Ansprache daran, dass der Anlass für die im März anstehenden Neuwahlen ein trauriger sei, nämlich der Tod von Amtsinhaberin Sabine Röhl im Dezember 2012. 2009 habe man sich noch sehr über ihre Wiederwahl gefreut; die Gegenseite habe sich damals mit einem veritablen Kandidaten sehr angestrengt, aber Sabine Röhl habe sich durchgesetzt, was nicht zuletzt auch an ihrer Beliebtheit gelegen habe. Bei ihrer Arbeit habe sie immer den Menschen in den Vordergrund gestellt, und ihr Tod sei für die SPD ein großer Verlust. Gerne hätte man sich noch mehr Zeit genommen, um das Geschehene zu verarbeiten, aber das Gesetz sei unerbittlich und schreibe Neuwahlen innerhalb von drei Monaten vor.
Er selbst sei seit zweieinhalb Jahren hauptamtlicher Bürgermeister der Verbandsgemeinde Grünstadt-Land, vorher sei er hauptamtlich Beigeordneter gewesen, erklärte Niederhöfer. Er sei nicht auf die Kandidatur eingestellt gewesen, aber in solchen Zeiten müsse man auch bereit sein, persönliche Befindlichkeiten hintanzustellen. Er betonte, dass das Wahlprogramm, das seinerzeit mit Sabine Röhl erstellt worden sei, noch uneingeschränkt gelte und aktueller sei denn je. Beispielsweise sei Gleichstellung darin ein zentraler Punkt: „Was macht die alleinerziehende Mutter, die arbeiten gehen muss?“ Die SPD stehe unter anderem für den Ausbau der Ganztagsbetreuung. Auch hätten Umfragen gezeigt, dass die Bürgerinnen und Bürger mehr soziale Gerechtigkeit und sozialen Ausgleich wünschten – auch hierfür stehe die SPD. Der Mindestlohn sei eine Forderung, die nun auch von anderen Parteien entdeckt worden sei; in einer hochzivilisierten Gesellschaft, so Niederhöfer, sollte der Mindestlohn aber eigentlich eine Selbstverständlichkeit darstellen.
Für den Kreis sei besonders der Dialog mit den Kommunen und Verbandsgemeinden wichtig. So habe er schon mit Verbandsbürgermeister Manfred Kirr gesprochen, wobei er insbesondere die Idee, im Tal eine Integrierte Gesamtschule anzusiedeln, für absolut unterstützenswert halte. Im Blick auf Schulen und andere öffentliche Gebäude spiele derzeit auch im Blick auf die steigenden Energiekosten die energetische Sanierung eine besondere Rolle.
Energiewende kommt nicht von allein
Der ÖPNV sei derzeit ein sehr aktuelles Thema im Tal; in der letzten Kreistagssitzung habe es sogar eine kleine „Demonstration“ von Mitgliedern aus dem Tal gegeben. Der ÖPNV sei aber auch ein dynamischer Prozess, an dem man ständig arbeiten müsse.
Die Gesundheitsversorgung in der Region sei derzeit sehr ordentlich, allerdings müsse man hier auch die Zukunft im Blick behalten und in bezug auf die zunehmende „Landflucht“ der Ärzte in Zusammenarbeit mit der kassenärztlichen Vereinigung und dem Niederlassungsausschuss Lösungen finden: „Wenn die Menschen hier leben sollen, müssen wir dafür sorgen, dass die Region attraktiv bleibt.“
Auch der Tourismus sei wichtig, da die Region in vielen Bereichen darauf angewiesen sei. Auf kommunaler Ebene werde hier vieles getan, erfreulicherweise komme es aber auch verstärkt zur Zusammenarbeit auch über regionale Grenzen hinweg, beispielsweise mit der Südpfalz.
Zugleich jedoch sei seit der Verabschiedung des Wahlprogramms zur letzten Landratswahl die Welt nicht stehengeblieben. Die Energiewende beispielsweise sei damals so noch nicht absehbar gewesen. Hier sehe er den Kreis in moderierender Funktion. „Windkraft ist nicht in dicht bebauten städtischen Regionen machbar, Windkraft ist bei uns machbar!“, betonte er. Man dürfe nicht vergessen, dass die Energiewende nicht von allein komme.
Die Gesellschaft werde immer älter und immer bunter – daher müsse die Region für junge Familien attraktiv bleiben, aber auch die ältere Generation brauche gute soziale Strukturen. Im Bereich der Gesundheitsvorsorge und der ambulanten Pflege könne der Kreis einiges tun.
Allerdings machte er auch keinen Hehl aus der finanziellen Schieflage des Kreises. Zu großen Teilen finanziere sich der Kreis aus Umlagen der Gemeinden und Verbandsgemeinden, für die jedoch die Belastungsgrenze längst erreicht sei. Hier müsse auch der Bund seine Verantwortung erkennen: Es gehe nicht an, dass im Bund immer wieder Gesetze verabschiedet würden, für deren Umsetzung dann die Kreise und Gemeinden aufkommen müssten. Besonders habe ihn gefreut, dass der Präsident des Deutschen Landkreistages, Hans Jörg Duppré (CDU), diesbezüglich vor kurzem auch einen Appell an die Bundeskanzlerin gerichtet habe.
„Politikverdrossenheit hat Ursachen“, gab der Landratskandidat zu bedenken: „Die Leute glauben uns nichts mehr!“ Dem könne man nur mit ehrlicher und glaubwürdiger Politik begegnen.
Viele Helferinnen und Helfer
Im Anschluss an Niederhöfers Ansprache wurden die Heringe verzehrt, die Hanne und Hans Josef Hartmann zusammen mit Katharina Grischenkow eingelegt hatten. Ulrike Kobel und Brigitte Semmelsberger hatten die „Gequellde“ vorbereitet, die dazu serviert wurden. Günther Semmelsberger bedankte sich bei allen, die bei der Vorbereitung der Speisen mitgewirkt und diese teilweise auch gespendet hatten, sodass sie wie in jedem Jahr kostenlos abgegeben werden konnten. Darüber hinaus galt sein besonderer Dank Ursula Bauerfeld-Jeschke, die den Bühnensaal des Gemeinschaftshauses zur Verfügung gestellt hatte. Ausdrücklich rief er alle Anwesenden auf, bei der Landratswahl am 17. März von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen und damit die Demokratie zu stärken.