Entwicklung eines Trägerformats für das „Interkulturelle Zentrum in Gründung“

Der Gemeinderat wurde am 18. Dezember 2012 über die Entwicklung eines Trägerformats für das „Interkulturelle Zentrum in Gründung“ informiert. Das Zentrum im Landfriedkomplex soll den verschiedenen Kulturen und Vereinen in der Stadt einen Anlaufpunkt bieten. Mit dem Interkulturellen Zentrum will die Stadt Heidelberg das gegenseitige kulturelle Verständnis verbessern und einen Beitrag zur Integration von Migrantinnen und Migranten sowie Ausländerinnen und Ausländern leisten. Im Landfriedkomplex, Bergheimer Straße 147, hat die Stadt Heidelberg bereits für fünf Jahre Räume angemietet.

In die Planungen für das Trägerformat fließt das Fachwissen der Stadtverwaltung, des Ausländerrats/Migrationsrats der Stadt Heidelberg, der Migrantenselbstorganisationen (MSO), des neu gegründeten Dachverbands der MSO, der Vertretungen der Universität und weiterer Heidelberger Institutionen ein.

Zeitplan 2013 und Ablauf

Der Träger oder die Trägerin soll spätestens zum 1. Januar 2014 die Arbeit aufnehmen. Die Entwicklung eines passenden Trägermodells soll daher bis spätestens Ende 2013 abgeschlossen sein. Analog zur Entwicklung des Kommunalen Integrationsplans sollen breite Teile der Bevölkerung in den Prozess einbezogen werden. Ein externer Experte wird die Diskussionen moderieren. Zudem soll ein Rechtsexperte das Projekt begleiten. Die Trägerschaft soll breit angelegt werden, um das Projekt im Sinne der städtischen Integrationspolitik in der gesamten Stadtgesellschaft zu verankern und im Hinblick auf Angebot und Funktionen die Bedürfnisse der Stadtgesellschaft widerzuspiegeln.

Räume werden schon sehr gut angenommen

Die Räume im „Interkulturellen Zentrum im Gründung“ sind sowohl bei den Migrantenselbstorganisationen als auch bei interkulturellen Vereinen, karitativen Einrichtungen und Diskussionsgruppen sehr gefragt. Durch die zentrale Lage und „Neutralität“ des Veranstaltungsortes verzeichnen die Veranstalter gute Teilnehmerzahlen für ihre Angebote. Derzeit werden die Räume kostenfrei angeboten. Dies dient einerseits der vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gewünschten Etablierung einer Willkommenskultur, andererseits sind so auch finanziell schwächer ausgestattete Akteure an das neue Zentrum angebunden.

Beratungsangebote

Die Beratung für Migrantenselbstorganisationen (MSO) findet im Interkulturellen Zentrum derzeit in Form von Informationsabenden und Wochenendseminaren statt (Experten vermitteln Fachwissen für die Vereinsarbeit, geben Tipps zu Fördermöglichkeiten und unterstützen bei Anträgen). Zudem bietet Jagoda Marinic, die Leiterin des Interkulturellen Zentrums, persönliche Beratung an. Darüber hinaus erhalten MSO auf der Homepage des IZ i.G. einen ersten Überblick über Fördermöglichkeiten.

Beispiele bisheriger und aktueller Projekte und Aktionen

  • Eröffnungsfeier mit Ausstellung „Gesichter Heidelbergs“ am 24. Juli 2012
  • Bundesweiter zweisprachiger Vorlesetag mit MSO und Theresia Bauer, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst in Baden-Württemberg, am 16. November 2012
  • Kooperation „Migration und Stadtgeschichte“ mit dem Kulturamt der Stadt Heidelberg und dem Ausländerrat/Migrationsrat der Stadt Heidelberg
  • Präventionsprojekt für Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund in Kooperation mit dem Jugendgemeinderat der Stadt Heidelberg
  • Ikubiz – Beratung für Jugendliche mit Migrationshintergrund, die einen Ausbildungsplatz suchen
  • Bildungslotsen-Projekt: Projekt zur Unterstützung von Eltern mit Migrationshintergrund (Kooperation mit dem Ausländerrat/Migrationsrat)
  • Kooperation mit dem deutsch-türkischen Wirtschaftszentrum Mannheim
  • Zusammenarbeit mit der Universität Heidelberg im Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA)
  • Kooperation mit der Musik- und Singschule Heidelberg und der orientalischen Musikakademie Mannheim für ein interkulturelles Musiktheaterprojekt

Inhaltliche Ausrichtung steht noch aus

Eine im Dezember 2010 vom Eine-Welt-Zentrum erstellte Konzeptstudie sieht in der Bereitstellung von Räumen nur eine von mehreren Funktionen eines Interkulturellen Zentrums: Je nach Trägerschaft, konzeptioneller Ausrichtung, sozialem Umfeld und Milieustruktur der Stadt wird sich das Interkulturelle Zentrum kulturell, sozial, karitativ und bildungspolitisch ausrichten. Der Tätigkeitsbereich des Interkulturellen Zentrums umfasst die gesamte Bandbreite internationaler Themen, die in der Stadt Heidelberg angesiedelt sind: Willkommenskultur, Beratung, interkultureller und interreligiöser Dialog sowie interkulturelle Veranstaltungen. Das Interkulturelle Zentrum versteht sich hierbei als vernetzender Akteur und Vermittler von Hilfs- und Kulturangeboten.

Das Trägerformat und die „große Lösung“

Die Anmietung der Räume im Landfriedkomplex ist dabei die sogenannte „kleine Lösung“: Die Konzeptstudie sieht damit den Gesamtbedarf nicht vollständig gedeckt. Diese Räume sind lediglich eine Besserung der Ausgangslage für die Heidelberger Migrantenselbstorganisationen. Das mittelfristige Ziel ist die „große Lösung“: der Bau oder Kauf einer Immobilie, die den Bedarf vollständig abdeckt. Die Entwicklung eines geeigneten Trägerformats muss die gewünschte „große Lösung“ im Blickfeld behalten und auch dieser gerecht werden.