Offener Brief an die Ortsgemeinden und die Verbandsgemeinde Lambrecht

img-124862-Windraeder.jpg

Im Zuge der geplanten Standorte für Windräder im Pfälzer Wald z.B. auf dem Mollenkopf bei Esthal und dem Kreuzberg bei Lambrecht hat der Arbeitskreis
Kultur und Geschichte im intern. Medienzentrum in Elmstein an die politisch Tätigen in unserer Verbandsgemeinde den offenen Brief im Anhang geschrieben.
Das erste Protesttransparent hängt nun schon mitten in Elmstein.

Sehr geehrte Ortsbürgermeisterin und Herren Ortsbürgermeister,
sehr geehrter Herr Verbandsbürgermeister,
sehr geehrte Mitglieder in den Räten,

wir, hier im Pfälzerwald lebende Menschen, sind schockiert über die Zeitungsnachricht: Im Herzen des Pfälzerwaldes, sozusagen direkt vor unserer Haustüre sollen bis zu 20 Windräder errichtet werden, jedes 160 Meter hoch (siehe Karte auf der Rückseite).

Wir sind politisch entsetzt über Meinungen wie: Vom Haardtvorland, von den Weindörfern, von den Orten im Pfälzerwald seien die Windkraftanlagen nicht sichtbar, kein markierter Wanderweg führe daran vorbei. Das würde ja bedeuten, sollten wir diese monströsen Bauwerke dennoch sehen können, wäre dies also eine unzumutbare Beeinträchtigung unserer Lebensqualität!

Wir denken, dies gilt vor allem auch für unsere Wandergäste mit und ohne Fahrräder (viel mehr haben wir ja noch nicht zu bieten ) im innersten Pfälzerwald ! Vom Büro der Pfalztouristik in Neustadt werden in einer gut gemachten Broschüre18 Wandertouren als die Besten empfohlen. Darunter befindet sich auch der prämierte Pfälzer Waldpfad. Von vielen seiner empfohlenen Aussichtspunkten würden wir die landschaftsbeherrschenden Windräder sehen. Wir können uns nicht vorstellen, dass Gäste hier „die Stille des Waldes“ genießen können und dies „Eindrücke der Natur sind“, die alle Gäste „mit jedem Schritt sich selbst näher bringen“ wie es in der Werbung heißt.

Eine Schlagloch- und staubfreie Verbindungsstraße von einigen hundert Metern zwischen den Orten Esthal und Elmstein wird uns seit Jahrzehnten nicht genehmigt, aber die kilometerlangen und für Schwertransporte ausgelegten Schotterstraßen für Windkraftanlagen können, wie jetzt beim Hermersberger Hof problemlos angelegt werden.

Sie werden mit Recht fragen, wie die Energiewende in unserem Bundesland ohne Windkraftanlagen in unserer großen, noch zusammenhängenden naturnahen Landschaft erreichbar ist. Lesen Sie dazu die gemeinsame Pressemitteilung der 10 Umweltverbände vom 24. September dieses Jahres (siehe unter www.rlp.nabu.de ). Diese verweisen darauf, dass lediglich 2 % an Landesfläche für die geforderte Energieerzeugung notwendig sind, aber dennoch plant das Land nach dem jüngst vorgestellten Gutachten nur „zehn Prozent der Fläche des europaweiten Schutzgebietsnetzes Natura 2000 pauschal windkraftfrei zu lassen".

Sehr geehrte Bürgermeister, Mitglieder der Räte, wir sind uns sicher, dass auch Sie die Vorsorge für Ihre Gemeinwesen zu ihrer politischen Arbeit gebracht hat. Wir bitten Sie aber, auch Sorge für den Pfälzerwald zu tragen. Wir sehen den sich spärlich entwickelnden touristischen Auf- und Ausbau ernsthaft gefährdet. Den Menschen, die hier leben und leben wollen, ihre Lebens- und Wohnqualität auch aus Gewinnabsicht einzuschränken, verletzt nicht zuletzt den bei uns bestehenden sozialen Frieden.

Windenergie im Pfälzerwald ist nicht alternativlos. Wir sind uns sicher, dass es noch viele andere, bisher nicht geprüfte Möglichkeiten der Energiegewinnung und auch der Energieeinsparung gibt. So wurde über 700 Jahre die Wasserkraft der Bäche nachhaltig genutzt. Ob Wasserkraft oder Sonnenenergie hier liegt, sofern wir Menschen dies wollen noch viel Potenzial brach.

Wussten Sie,
… dass ein Windrad bis zu 200 m hoch ist, also 4-mal so hoch wie der Asselstein bei Annweiler, 6-mal so hoch wie der Bismarkturm bei Bad Dürkheim und 7-mal so hoch wie das Hambacher Schloss ?
… dass ein Rotorblatt bis zu 50 m lang sein kann – das entspricht der Länge von mehr als zwei LKW ?

Wussten Sie,
… dass für das Aufstellen eines Windrades im Wald eine Fläche von bis zu zwei Fußballfeldern gerodet werden muss?
… dass die Waldwege, die zum zukünftigen Windradstandort führen, für den Schwertransport verbreitert und geschottert werden müssen?
… dass wegen der Wartungsfahrzeuge diese Schotterwege dauerhaft bestehen bleiben müssen?
… dass für die Stromleitungstrassen zusätzlicher Wald gerodet werden muss?

Wussten Sie,
… dass der Pfälzerwald zu den windärmsten Gebieten in Rheinland-Pfalz gehört und hier das Betreiben von Windrädern deutlich geringere Erträge bringt?
… dass im Landesentwicklungsplan IV beabsichtigt ist, besonders hohe Windräder aufzustellen und dass diese dann viele Kilometer weit sichtbar sind?

Wussten Sie,
… dass es problemlos möglich wäre, den gesamten Bedarf an Windstrom außerhalb des Naturparks Pfälzerwald zu erzeugen und hierfür mehr als genug Windradstandorte zur Verfügung stehen?

Wussten Sie,
… dass die Landesregierung dennoch Windräder im Pfälzerwald zulassen will? Es gäbe dann in ganz Rheinland-Pfalz keinen einzigen Weitblick mehr ohne Windrad und keine Landschaft mit optischer Ruhe!