Es regnet, aber der Termin steht, und trotz widrigen Wetterverhältnissen ist der Großteil der Wanderer bereit die Tour mitzumachen. Also wird der Wanderstart in Wachenheim mit den PKW´s angefahren. Elke Klehenz, ehemalige Elmsteinerin und Sohn Paul, die sich zur Wanderführung bereit erklärt hatten, stehen ohne Angst vor dem Regen und erwarten gespannt die Wandergruppe. Nach kurzer Begrüßung werden die Regenschirme aufgespannt und ins Poppental gewandert.
Auf mit Herbstlaub dick belegtem und Wasser durchtränktem Wanderpfad wird oberhalb des Friedelsheimer Wasserwerks der Wasserversorgungsgruppe für die vorderpfälzischen Dörfer: Lambsheim, Maxdorf, Birkenheide, Ellerstadt, Fußgönheim, Gönnheim, Rödersheim-Gronau, Hochdorf-Assenheim, Niederkirchen, Meckenheim und Friedelsheim, vorbei gelaufen. Dieses Wasserwerk im Poppental fasst einige Quellen zusammen und speist sie in das Wasserverbundnetz.
Weiter geht’s im nicht nachlassenden Regen, bis zur sogenannten „Kelter“. Die Historiker der Region erklären diese Sehenswürdigkeit so: Die Geschichte der Menschheit kennt man in Wachenheim seit der jüngeren Steinzeit. Aus dieser Zeit (5.000 – 2.000 v. Chr.) stammen die ältesten Funde (Steinbeilklingen u. Steinkeile). Weitere Funde sind aus der Eisenzeit (550 – Christi Geburt) bekannt. Die Kelten, Erfinder des Rades, haben sich auch hier niedergelassen, was durch Urnenfunde und einem sog. Keltischen Fürstengrab belegt ist. Auf den Bergen waren Fliehburgen angelegt und der große Felsblock mit einer künstlichen Vertiefung, die sog. "Kelter" im Poppental lässt auf eine Keltische Opferstätte schließen.
Nachdem bisher die Steigungen des Wegs moderat waren, wird nun ein Zickzack- Wanderpfad den Berghang empor gewählt. Die Steigung erinnert an die überflüssigen Pfunde und bremst das allgemeine Wandertempo. Aber mit viel Schnaufen und Pusten einzelner wird der Bräuninger Felsen erreicht. In der geräumigen Höhle legt die Gruppe eine Verschnaufpause ein und hat Schutz vor dem nicht enden wollenden Regen. Weiter geht die Wanderung immer noch bergan mit Regenschirmen bewaffnet. Nächstes Ziel an dem Berg ist der Hexenstein, der nach Überwindung des Gipfels erreicht wird. Eine schön gepflegte Anlage überrascht. Man erfährt, dass sich der Wachenheimer Pfälzerwald-Verein um das Denkmal kümmert und jährlich in der Walburgisnacht ein Fest hier veranstaltet. Was aber hat es mit dem Hexenstein auf sich. Unsere Wanderführerin hatte Informationsmaterial vorgesehen, das sie aber infolge der Wetterverhältnisse nicht vortragen konnte.
Die Mär erzählt eine Geschichte der Hexen-Käthi, die ab 1689 in Wachenheim aufgetaucht war. Es war die Zeit in der die Franzosen die Burg Wachenheim besetzt hatten. Sie warteten darauf das Städtchen und die Dörfer der Umgebung durch Feuer zu vernichten. Der Kommandant in der Burg fiel den Bewohnern auf, durch sein makelloses Deutsch. Aber im Fordern von Abgaben und im Aufzeigen seiner Macht übertraf er alle Franzosen. Es wurde bekannt, dass er ganz aus der Nähe sein soll, natürlich wagte niemand diese Vermutung auszusprechen. Ganz verstört drängten sich die Mägde in die dunkelsten Ecken, war doch die Jüngste von ihnen spurlos verschwunden. Aber plötzlich pochte es an der Tür und eine Stimme sagte in gedämpften Ton „Macht auf – ich bins – die Käthi“, hab was gegen Hunger und Durst. Wein und Brote verteilte sie unter den hungrigen Menschen, die mit Heißhunger darüber herfielen. Käthi hatte den Burgkommandanten, der ihr Bruder war angefleht, er möge die Stadt und die Dörfer schonen vor der Feuersbrunst. Er aber wollte seine Schwester den Franzosen zur Kurzweil übergeben. Käthi schwor ihm Rache. Auf der Burg feierten die Franzosen eines ihrer zahlreichen Feste, dessen Wein und Essen von der Bevölkerung erpresst war. Plötzlich erschütterte ein unheimliches Getöse die Luft. Eine Stichflamme stieg in den Himmel und ein grässliches Geräusch aus Pulverdampf und Staub verhüllte die Umgegend des Burgbergs. Käthi die die Explosion verursacht hatte, wurde von vor dem Chaos flüchtenden Franzosen entdeckt. Sie verwundeten sie tödlich. Sie aber konnte noch sagen: „Grüßt euren Obristen und sagt ihm. seine Schwester hat das Feuerwerk angezündet als Anerkennung seiner Schurkerei und seines Verrates“. Den Männern die sie umstanden erzählte sie, wie sie ihren Bruder um Schonung der Stadt gebeten hatte. Sie starb dann in den Armen eines alten Winzers und wurde an der Stelle des Hexensteins beigesetzt.
Immer wieder trieb der Regen zum Weiterwandern. Es ging hinab ins Wachenheimer Tal durch die Burgstrasse. Zum Aufstieg zur Wachtenburg fehlte den nassen Wanderteilnehmern einfach der Antrieb. Man strebte nur noch nach der Möglichkeit ins Trockene zu kommen. Der Wachtenburg-Winzer war dazu die vorgesehene Anlaufstelle, auch zur Stärkung und zum Ausruhen. Ein herzliches Dankeschön an unsere Wanderführerin und ihren Sohn, die uns sicher über den geschichtsträchtigen Grat, westlich von Wachenheim, geleitet haben.