In der Nacht vom 9. Auf den 10. November 1938 brannte auch in Ludwigshafen die Synagoge, wurden auch hier jüdische Geschäfte zerstört und jüdische Bürgerinnen und Bürger auf entmenschte Weise vom blinden Hass des willenlosen Mobs rücksichtslos getroffen. Anlässlich eines Gedenkgottesdienstes in der Melanchthonkirche zitierte OB Dr. Eva Lohse aus Dokumenten des Stadtarchivs.
Ein Bericht der Feuerwehr notierte damals die Zerstörung der Synagoge und andere Gewalttaten. Die Brandursache wurde von den Behörden als „unbekannt“ angegeben.
Diese historischen Zeugnisse aus der Stadtgeschichte unterstrichen die Mahnungen von Pfarrerin Christine Dietrich. In ihrer einführenden Rede richtete sie sich wider das Vergessen und rief zu Mut, Zivilcourage und Verantwortung auf. „Elemente des 9. November sind unter uns gegenwärtig“, betonte Dietrich. Auch bewiesen die Zeugnisse mutiger Taten, wie der von Oskar Schindler, Varian Frey oder Gertrud Luckner, dass es möglich gewesen ist, zu handeln.
Der Gottesdienst wurde von Schülerinnen und Schülern der Schlossschule und des Wilhelm-von-Humboldt-Gymnasiums mitgestaltet. Mit Liedern und Theatereinlagen appellierten sie an das Fünkchen Mut und Gewissen, dass in jedem schlummert.
Die Hoffnung, eine selbstbewusste und aufgeklärte Jugend möge zukünftig Gewalt und Totalitarismus verhindern verband die Ansprachen der Dekane Barbara Kohlstruck und Alban Meißner und von Schoschana Maitek-Drzevitzky von der jüdischen Kultusgemeinde.
Maitek-Drzevitzky forderte die Gäste zu einem bewegenden Zeichen für Verständnis und Frieden auf: Alle reichten ihrem Nächsten die Hand mit dem Gruß: „Schalom Alechem“.
Im Anschluss gingen die Besucher des Gottesdienstes gemeinsam zum Ort der ehemaligen Synagoge. OB Lohse legte an der Gedenktafel in der Kaiser-Wilhelm-Straße 34, wo heute das Gebäude der Rheinpfalz steht, einen Kranz nieder.
Am Abend fand in im Stadtmuseum eine Lesung mit Liselotte Homering statt. Die Begleitveranstaltung zur Sonderausstellung „Ohne zu zögern“ erinnerte unter dem Titel „Auslieferung auf Verlangen“ an die mutigen Fluchthelfer Varian Fry und Lisa Fittko. Die Sonderausstellung wird noch bis zum 18. November im Stadtmuseum zu sehen sein.