Die Eltern mit im Boot: Sprachförderung in der Kita Emmertsgrundpassage

In der Kita Emmertsgrundpassage sind Eltern über eine eigene Gruppe in das Sprachförderprogramm ihrer Kinder eingebunden.

„Wenn es gelingen soll, dass Kinder, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, die Sprache besser lernen, brauchen wir die Unterstützung der Eltern“, erklärt Monika Sowada, Leiterin der städtischen Kindertagesstätte Emmertsgrundpassage 43.

Mit Hilfe des Rotary Clubs Alte Brücke wird dort seit diesem Jahr modellhaft eine Elterngruppe angeboten, die vom Institut für Deutsch als Fremdsprachenphilologie der Universität Heidelberg konzipiert und begleitet wird. Wenn der Gemeinderat grünes Licht gibt, wird die Stadt im nächsten Jahr die Gelder für die Elterngruppe bereitstellen. Dann nämlich läuft die Modellfinanzierung der Rotarier von 10.000 Euro für das Sprachförderprojekt aus.

„Die Beherrschung der deutschen Sprache ist Grundvoraussetzung dafür, dass die Kinder an der Gesellschaft teilhaben und besser lernen können“, weiß Monika Sowada aus Erfahrung. Weil sie jedem der Kinder eine „gelingende Bildungsbiografie“ ermöglichen möchte, setzt sie in ihrer Einrichtung einen Schwerpunkt der pädagogischen Arbeit auf Sprachförderung. Seit Jahren arbeitet die Kita-Leiterin mit dem Institut für Deutsch als Fremdsprachenphilologie zusammen und setzt das Sprachförderprogramm „Deutsch für den Schulstart“ erfolgreich ein. Das ist auch notwendig. Denn die Anzahl der Kinder, deren Erstsprache nicht Deutsch ist, ist in der Kita besonders hoch. Ihre Heimatländer sind unter anderem Russland, Vietnam, Iran, Irak, Albanien und der Libanon. Um sie zu unterstützen baut die Stadt mit Hilfe des Rotary Clubs Alte Brücke im Stadtteil Emmertsgrund auf ein innovatives Konzept: Die Eltern werden in einer eigenen Gruppe mit ins Boot geholt – mit großem Erfolg. Nicht nur die Kita-Kinder selbst, sondern die ganze Familie profitiert von diesem Projekt.

„Primäres Ziel der Elternarbeit ist es, die Eltern darin zu unterstützen, für ihre Kinder ein positives Lernumfeld zu schaffen und damit den Zweitspracherwerb zu fördern“, erklärt Monika Sowada, „die Teilnahme an der Elterngruppe hilft Vätern und Müttern Handlungskompetenzen für ihren Alltag zu entwickeln.“ Positiver Effekt: Durch die Teilnahme an der Elterngruppe sind die Eltern stärker mit der Einrichtung verbunden, gehen aktiver auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu und beteiligen sich stärker am Alltag der Einrichtung. Beide Seiten sind informierter und handeln gezielter zum Wohle der Kinder. In der Erziehungsberatung lernen die Eltern ihren Erziehungsstil bewusster kennen und werden für Faktoren sensibilisiert, die zum späteren schulischen Erfolg beitragen.

Wichtigste Bezugsperson der Eltern in der Kita Emmertsgrundpassage ist Projektleiterin Nilgün Ilden. Sie veranstaltet Informationsabende, entwickelt Aufgabenblätter und motiviert die Eltern dazu, viel Zeit mit ihren Kindern zu verbringen und mehr mit ihnen zu sprechen. Insgesamt nehmen zwischen sieben und zehn Eltern am Projekt teil. Die Elterngruppe trifft sich einmal wöchentlich. Die Resonanz der Eltern ist positiv: „Ich finde die Arbeitsblätter und auch die anderen Themen in der Gruppe super, ich habe sehr viel für alle meine Kinder gelernt“, äußert sich eine Mutter begeistert.

Claudia Döring, Leiterin der Abteilung Kindertagesstätten im Kinder- und Jugendamt der Stadt Heidelberg, ist zuversichtlich, was den Fortbestand des Projekts anbelangt: „Der Rotary Club hat bereits einige Projekte im Bereich Sprachförderung angestoßen, die mittlerweile erfolgreich unter städtischer Regie laufen. Das sollte im Falle der Elterngruppe auch gelingen.“

Hintergrund:
Sprachförderung in städtischen Kitas
Gleiche Bildungschancen für Kinder zu schaffen, ist Ziel der Stadt Heidelberg. Deshalb setzt sie bereits in den Kindertagesstätten auf ergänzende Fördermaßnahmen wie beispielsweise die Sprachförderung. In acht Kitas führt die Stadt das Programm „Deutsch für den Schulstart durch“. In vier Kitas ist das Förderprogramm „Singen-Bewegen-Sprechen“ in Kooperation mit der Musik- und Singschule fester Bestandteil der pädagogischen Arbeit. Zwei Kindertageseinrichtungen beteiligen sich am Bundesprojekt „Frühe Chancen“ mit besonderem Schwerpunkt der Sprachförderung für Kinder unter drei Jahren. Insgesamt investiert die Stadt Heidelberg jährlich rund 130.000 Euro für die Sprachförderung in Kitas.