Ein gutes halbes Jahr nach dem Unfall eines mit 113 Hundewelpen beladenen slowakischen Kleintransporters auf der A 61 bei Schifferstadt zieht der Tierschutzbeirat Rheinland-Pfalz eine verheerende Bilanz des Falles. Über den unfallbedingten Tod zweier Hunde hinaus zeigte sich die ganze Problematik der massenweisen Welpentransporte: Ein Großteil der kleinen Hunde war viel zu früh von der Mutter getrennt worden, sämtliche Welpen litten an Parasitosen und Darminfektionen. Trotz medizinischer Intensivbehandlung starben 22 der bedauernswerten Tiere, bezeichnenderweise teilweise an Parvovirose, obwohl sie lt. Eintragung im Impfpass gegen diese Virusinfektion geschützt sein sollten.
Den beteiligten Tierheimen entstanden ungedeckte Kosten in der Größenordnung von 60.000 €. Ob der Verursacher jemals dazu herangezogen werden kann, ist derzeit völlig offen, ebenso der Ausgang des von der Kreisverwaltung des Rhein-Pfalz-Kreises eingeleiteten Strafverfahrens.
Welpentransporte aus osteuropäischen Ländern nach Deutschland, Belgien, Frankreich und in die Niederlande sind an der Tagesordnung. Das wahre Ausmaß des schwunghaften Handels ist nicht bekannt, die nicht gerade seltenen Fälle, wo die Transporte den Behörden ins Netz gehen und wegen falscher Papiere oder kranker Hunde auffallen, sind aber sicherlich nur die Spitze eines riesigen Eisberges. Der jährliche Bedarf an Hundewelpen allein in Deutschland wird auf ca. 600.000 geschätzt, ca. 100.000 davon dürften aus dem Ausland stammen. Gerade in Osteuropa werden Hunde der verschiedensten Rassen massenweise und billig produziert, trotz immenser Verdienstspannen der Händler liegt das Preisniveau immer noch deutlich unter dem hiesiger Züchter. Die Zeche zahlen die Käufer, vor allem aber die Hunde selbst: Um die Kosten niedrig zu halten, werden die Welpen oftmals schon mit 5 Wochen von der Mutter abgesetzt, Impfungen stehen mitunter nur auf dem Papier, der Transportstress begünstigt den Ausbruch von Darmerkrankungen, die soziale Kälte in den Händlerställen kann zu lebenslangen Angstzuständen führen.
Der Tierschutzbeirat kritisiert auch die laschen Vorschriften der EU in diesem Bereich. So ist weder ein Sachkundenachweis für den Fahrer noch ein Transportplan vorgeschrieben, verbindliche Mindestmaße für Transportbehälter fehlen, die vorgeschriebenen Fütterungs- und Tränkungsintervalle (24 bzw. 8 Stunden) sind gerade für Welpen völlig unzureichend. Das Mindestalter für den Transport von derzeit 8 Wochen müsste deutlich heraufgesetzt werden, damit die Hunde den physischen und psychischen Belastungen besser gewachsen sind.
Tierliebhabern, die sich nach reiflicher Überlegung einen Hund anschaffen möchten, rät der Tierschutzbeirat, sich im Tierheim oder bei einem seriösen Züchter umzusehen. Wer sich aus dubiosen Quellen bedient – hierzu gehören auch Mitleidskäufe aus dem Kofferraum -, produziert nicht nur Tierleid, sondern kann auch sich selbst und seinem Umfeld beträchtliche Probleme einhandeln.