Raub!: Legal – Illegal – Scheißegal

Kunst gegen die Bank

Diebstahl im Namen des Protests: In Ludwigshafen machten Künstler auf Missstände in Wirtschaft, Gesellschaft und internationaler Politik aufmerksam. Die klandestin und von langer Hand vorbereitete Protestaktion gegen die Herrschaft der Banken und die aggressive Ausweitung ökonomischer Denkmodelle auf die Restgesellschaft sah eine bis dato noch nie da gewesene Kombination von Performance, Nacktheit und einem Stadtrundgang vor. Doch aus der Gondelfahrt über die Blies, der Besetzung einer Wäscherei und einer Weinprobe auf dem Funkturm in der Ernst-Böhe-Straße wurde nichts. Widrige finanzielle Umstände zwangen die Gruppe, ihren Protest auf andere Weise zu ihren Mitmenschen zu bringen.

Dank urpfälzischer Kreativität wurde aus dem Fanal gegen die Banken eine Symbiose aus Protest und internationaler Solidarität. Mit einem gewagten Sprung in Grenzbereiche des bürgerlichen Gesetzes sollte durch Aneignung von Bankeigentum Solidarität mit der russischen Punkband „Pussy Riot“ demonstriert werden. Kunst darf (wohl) alles, denkt sich die illustre Truppe. Die Verletzung des Anstands oder religiöser Gefühle gilt ihnen anscheinend nur als kurzfristige Wirkung heilsamer Schocks.

Die Aktion nahm ihren Ausgang in einem versteckt liegenden Künstlerhaus in Nähe eines kleinen Friedhofs. In alten Autos und teils per Fahrrad sollte alsbald eine „Bank, die es nicht mehr gibt“ angesteuert werden, teilte der Künstler Bernhard Wadle-Rohe dem spärlich erschienenen Publikum mit. Gemeint war aber sicher: eine Bank die es b a l d nicht mehr geben wird. Die Lust am Chaos , am schieren Ungehorsam lagen unleugbar und bedrohlich  in der Luft.

Vor Ort angekommen, wurde in einer konzertierten Aktion wertvolle Buchstaben des Hochkapitals entwendet und an einen geheimen,  nur wenigen Kunstliebhabern zugänglichen Ort verbracht.

Erst nach dem frechen Diebstahl wurde die Aktion durch Theorie geadelt. Bernhard Wadle-Rohe machte seinem Ärger über den Leidensweg  von „Pussy Riot“ Luft und stellte die Entrechtung der drei Russinnen in größere Zusammenhänge:

Machtmissbrauch der Mächtigen wird zum Zeitgeist. Dagegen muss und sollte eine Kunst nicht nur der Kunst willen in Stellung gebracht werden. Die Mächtigen demaskierend, frei aller Bedenken muss für das Primat der Kunst eingetreten werden. Nicht nur von Künstlern, sondern von allen fühlenden und denkenden Wesen – auf diesem und auf anderen Planeten. Jedenfalls glaubten wir, als unbeteiligter  Anwesender, das so verstehen zu müssen…

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