Ende des 19. Jahrhunderts setzte sich Otto Lilienthal zum Ziel, diesen Traum zu verwirklichen. Sein Buch „Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst“, das er im Jahr 1889 veröffentlichte, gilt heute als wichtigste flugtechnische Veröffentlichung des 19. Jahrhunderts. Seine wissenschaftliche und experimentelle Leistung wurde auch von den Gebrüdern Wright, denen einige Jahre später der erste motorgetriebene Flug gelang, ausdrücklich gewürdigt.
In einer Veröffentlichung des Aero-Club of America, Bulletin September 1912, fasst Wilbour Wright die Verdienste Otto Lilienthal´s wie folgt zusammen:
„Von allen, die das Problem des Fliegens im 19. Jahrhundert behandelten, war Otto Lilienthal zweifelsfrei der Bedeutendste. Seine Größe wurde in jeder Phase der Aufgabe offenbar. Niemand glich ihm in der Kraft, neue Mitstreiter zu gewinnen; niemand glich ihm in vollen klaren Verständnis der Prinzipien des Fluges und niemand leistete so viel, die Welt von den Vorteilen der gewölbten Flügeloberfläche zu überzeugen. Niemand tat so viel dafür, das Problem des menschlichen Fluges in die freie Luft zu überführen, wohin es gehört … Lilienthal war der tatsächliche Begründer des „Experimentierens vor der Tür“.
Diese „Zeit des Experimentierens“ prägte den Anfang der Luftfahrtgeschichte in den ersten 10 Jahren des 20. Jahrhunderts. Es war eine Zeit, bei der es in der Luftfahrt noch keine gesetzlichen Regelungen gab und der Spruch „über den Wolken muss die Freiheit noch grenzenlos sein“ noch seine wahre Berechtigung hatte, obwohl es mit den damaligen meist abenteuerlich erscheinenden „Flugmaschinen“ kaum einem der „Aviateure“ gelang, überhaupt über die Wolken zu kommen.
In dieser Zeit des Aufbruchs gründeten zu Beginn des Jahres 1912 Neustadter Bürger den „Flugverein Neustadt an der Haardt und Umgebung“. Ziel des Vereins war es, den Luftfahrtgedanken zu fördern und insbesondere in Neustadt einen Flugplatz zu errichten. Nach heutigen Maßstäben hätte die Verwirklichung des letztgenannten Zieles wohl Jahre, wenn nicht Jahrzehnte gedauert. Damals war es möglich, mit Unterstützung der Gemeinden Lachen und Speyerdorf und unter tatkräftiger Mitwirkung Bayerischer Pioniere innerhalb weniger Monate einen Flugplatz in der Gemarkung „Benzenloch“ zu schaffen. Er wurde im Herbst 1912 eingeweiht und auf den Namen des Flugpioniers Lilienthal getauft.
Aus diesem Anlass veranstaltet der Flugsportverein Neustadt an der Weinstraße am 01. und 02. September 2012 einen Flugtag auf dem Flugplatz „Lilienthal“ in Neustadt/Lachen-Speyerdorf, bei dem viele historische Flugzeuge aus der Zeit seines 100jährigen Bestehens bestaunt und – soweit es die Witterung zulässt – auch im Flug bewundert werden können. Der älteste Flugzeugtyp wird dabei voraussichtlich der Nachbau eines Flugapparates von Santos-Dumont „Demoiselle“ aus dem Jahre 1909 sein. Erwartet werden auch seltene und klassische Flugzeuge aus den 30er- und 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts, darunter Doppeldecker der Typen Tiger-Moth, Stampe, Bücker und Boing Stearman, deren Piloten auch Mitfluggelegenheiten bieten. An beiden Tagen wird man aus der Anfangszeit des Segelfluges Gummiseilstarts mit einem Schulgleiter SG 38 erleben können, wie sie in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts auch auf dem Flugplatz in Lachen-Speyerdorf durchgeführt wurden.
Nicht zuletzt finden an beiden Tagen regelmäßige Flüge mit der „Tante Ju“, dem legendären 3- motorigen Transport- und Verkehrsflugzeug der Fa. Junkers statt. Diese Flüge können bereits jetzt telefonisch unter 0700-52525200 oder über das Internet unter info@ju52rundflug.de reserviert werden. Das Programm des Flugtages sowie Einzelheiten zu den dort erwarteten Flugzeugen und zum Rahmenprogram gibt es im Internet unter www.100jahre-flugplatz.de