Mmmh, das schmeckt und ist genau das Richtige bei diesem Wetter. Vorsichtig greift das Gürtelvari-Weibchen mit ihren zarten, schlanken Fingern nach dem saftigen Stück Melone, das ihr Pfleger Dietmar Nold entgegenreicht. Mit leisem Schmatzen und ohne einen Tropfen zu verlieren, vertilgt sie das Obst.
Seit diesem Jahr wohnt wieder ein Pärchen Gürtelvaris im Zoo Heidelberg. Sie leben zusammen mit zwei weiblichen Rotbauchmakis in einem Gehege. Rotbauchmakis und Gürtelvaris zählen zu den Lemuren, eine Primatengruppe, die nur auf Madagaskar heimisch ist. Der Name dieser Tierart leitet sich von den „Lemures“ ab. Lemures waren in der römischen Religion die Geister von Verstorbenen. Die Bezeichnung spielt auf die oft nächtliche Lebensweise dieser Tiere ab und auf ihre großen, intensiv blickenden und leuchtenden Augen.
Der Gürtelvari ist eine seltene Unterart des Schwarzweißen Varis. Den namensgebenden weißen „Gürtel“ trägt er auf dem Rücken. Er ist – wie alle Lemuren auf Madagaskar – stark vom Aussterben bedroht. Beheimatet ist diese Unterart im östlichen Madagaskar. Hier bewohnt sie in Familiengruppen Regenwaldgebiete des Hoch- und Tieflandes. Ihre Nahrung besteht aus Samen, Blättern, Nektar und Früchten. Madagaskar ist die viertgrößte Insel der Erde, liegt vor der Ostküste Afrikas und beherbergt eine einzigartige Flora und Fauna. Über 80 Prozent aller madagassischen Tier- und Pflanzenarten kommen an keinem anderen Ort der Welt vor. Jedoch sind die Tage vieler dieser Tiere und Pflanzen gezählt, denn ihre Lebensräume schrumpfen in einem rasanten Tempo. Waldgebiete werden großflächig abgeholzt, um Land für Rinderhaltung und für landwirtschaftliche Ertragsflächen zu gewinnen, und um das wertvolle Holz der Bäume wirtschaftlich zu nutzen. Gürtelvaris gelten seit 2008 als stark von der Ausrottung bedroht (Rote Liste: Critically Endangered). Auch in Zoos sind die Tiere selten anzutreffen, gerade mal 15 Tiere leben in europäischen Zoos. In Deutschland sind die aufgeweckten Tiere nur im Zoo Köln und im Zoo Heidelberg zu sehen. Der Zoo Heidelberg unterstützt mit einem jährlichen Beitrag das Artenschutzprojekt AEECL (Lemur Conservation Association) auf Madagaskar.
Die Gürtelvaris sind den Pflegern gegenüber sehr zutraulich und fressen gerne auch aus der Hand. Ihr Speiseplan ist ausgewogen und vitaminreich: So erhalten sie aus der Futterküche des Zoos einen gesunden Mix aus gekochtem Gemüse und Obst, vor allem Äpfel, sowie frisch zubereitetem Milchbrot und hin und wieder auch Hundepellets. Die neugierigen Tiere halten sich gerne im vorderen Bereich ihres Geheges auf, so dass Zoobesucher sie schön beobachten können. Ihre Rufe, die sie mit Vorliebe gemeinsam vortragen, sind im ganzen Zoo zu hören.
Im Zoo Heidelberg sind noch weitere äußerst seltene Tierarten aus Madagaskar zu bewundern. Die eleganten und kräftigen Fossa, die größten Landraubtiere der Insel, und die ebenfalls zu den Raubtieren zählenden Ringelschwanzmungos mit ihrem glänzenden weinroten Fell und einem buschigen schwarz-rot gestreiften Schwanz.