Für Heiterkeit unter Vogelschutzexperten sorgt derzeit ein Vorschlag des Planungsbüros, welches die Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen für die B 38-Ortsumgehung für Mörlenbach plant. Auf dem Vohberg würde durch die Variante O2 der Großteil einer alten und ökologisch wertvollen Streuobstwiese zerstört, wodurch auch der besonders geschützte Grünspecht seinen Lebensraum verlieren würde. Die Planer schlagen deshalb als Ersatz das Anbringen von Nistkästen für den Specht im Umfeld der zerstörten Streuobstwiese vor.
Nach Auffassung des BUND-Ortsverbandes Mörlenbach zeugt derlei Ansinnen davon, dass die Planer bar jeglicher Kenntnisse sind, was die Ökologie des Grünspechts ausmacht. Der Grünspecht benutzt keine Nisthilfen, sondern er schafft sie, indem er in geeignete Bäume vorwiegend in alten Streuobstbeständen seine Nisthöhlen zimmert. Nur in Ausnahmefällen bezieht er die Höhle aus dem Vorjahr für eine erneute Brut, so dass sie anderen Höhlenbrütern, die selbst keine Höhlen zimmern können, zur Verfügung steht. Diese Höhlenbrüter kann man, wenn das Biotop geeignet ist, durch Anbringung von Nisthilfen fördern. Dem Grünspecht jedoch hilft alleine ein geeignetes Biotop. Eine Ersatzmaßnahme für den Verlust von altem Streuobst ist für den Grünspecht nur durch Neupflanzung von Streuobst mit anschließendem, wenigstens 30 Jahre umfassenden Aufwuchs möglich.
Die derzeit offengelegten Planänderungen zur Ortsumgehungsplanung für Mörlenbach lassen nach Auffassung des BUND erneut nur erkennen, dass ein Ausgleich für die schwerwiegenden Natureingriffe, die die Variante O2 mit sich bringen würde, nicht möglich ist. Planer und Politiker wären deshalb gut beraten, wenn sie sich von dieser Planungsvariante verabschieden würden statt sich in Verzweiflungsaktionen wie Nisthilfen für Grünspechte zu stürzen.
Dass Hessen Mobil selbst nicht an eine rasche Umsetzung der O2-Planung glaubt, macht auch die Tatsache deutlich, dass derzeit umfangreiche und langwierige Baumaßnahmen an der alten B 38 in Mörlenbach unter Inkaufnahme erheblicher Verkehrsbehinderungen stattfinden, anstatt damit bis zur Fertigstellung einer Umgehungsstraße zu warten. Die Sperrung der Einmündung der L 3120 auf die B 38 hat allerdings nach Ansicht des BUND auch ein Gutes, lässt sie doch klar erkennen, dass der Überwaldverkehr sehr wohl problemlos auf die L 3409 ausweicht. Der Planung einer Untertunnelungsvariante steht also die Anbindung des Überwaldverkehrs über die L 3409 nicht im Wege und die Probleme mit dem Natur- und Artenschutz wären ganz ohne Verrenkungen lösbar.