Das sogenannte „Kammerflimmern“ ist eine lebensbedrohliche Herzrhythmusstörung und sehr oft die Ursache für einen plötzlichen Kreislaufstillstand. Ein Automatisierter Externer Defibrillator (AED) ist ein medizinisches Gerät zur Behandlung dieses Kammerflimmerns durch Abgabe von Stromstößen. Wird es so schnell wie möglich – auch und gerade von Laien – angewendet, kann es Leben retten. Denn bis der Rettungsdienst kommt, ist es in den meisten Fällen schon zu spät.
Vor diesem Hintergrund hat Landrat Dr. Achim Brötel in Zusammenarbeit mit der Kommunalen Gesundheitskonferenz eine Initiative gestartet, die eine flächendeckende Versorgung mit AED´s im Kreis zum Ziel hat. Von diesem Ziel ist man derzeit weit entfernt; nur vereinzelt hängen die lebensrettenden Geräte, deren Anwendung sich mit Öffnung des Deckels über eine Computerstimme selbst erklärt, in Vorräumen von Banken, in Stadthallen oder Betrieben.
Eine Informationsveranstaltung in den Neckar-Odenwald-Klinken in Mosbach, bei der Chefarzt PD Dr. Harald Genzwürker sowohl über das Kammerflimmern als auch über die Funktionsweise des AED und dessen kinderleichte Handhabung informierte, machte den Auftakt.
Christiane Bachert von der Kommunalen Gesundheitskonferenz sammelt nun die Bestellungen für das Gerät, das mit Wandhalterung rund 1.500 Euro kostet, extrem wartungsarm ist und für das es – als zusätzlichen Anreiz – derzeit einen Zuschuss von 300 Euro pro Gerät gibt. Dafür stellt die Kommunale Gesundheitskonferenz 10.500 Euro zur Verfügung. Für einige wenige AED´s steht der Zuschuss derzeit noch zu Verfügung.
Alle drei Minuten stirbt in Deutschland ein Mensch an einem plötzlichen Herzstillstand. Das sind mit jährlich 160.000 Toten 40-mal mehr Menschen, als bei Verkehrsunfällen ums Leben kommen. Die Wahrscheinlichkeit, als Laie Zeuge eines derartigen Unglücksfalls zu werden, ist demnach gar nicht so klein. Zumal es keine ausgesprochenen Risikogruppen gibt; es kann buchstäblich jeden und jede treffen, auch junge und durchtrainierte Menschen. Diesen Menschen könnte oft geholfen werden – wenn diejenigen, die Zeuge eines derartigen Unglücksfalls werden, beherzt und vor allem schnell eingreifen. Das heißt: Notruf unter 112 absetzen und als Ersthelfer zum einen die Wiederbelebung mit kraftvollen Thoraxkompressionen und Atemspenden einleiten und zum anderen einen AED anwenden. „Sie können nichts falsch machen. Außer, sie tun gar nichts“, betonte Dr. Genzwürker bei der Infoveranstaltung immer wieder: „Hier zählt jede Minute. Denn jede Minute ohne Defibrillation vermindert die Überlebenschance um zehn Prozent.“
Gute Gründe also, einen AED überall da greifbar zu haben, wo viele Menschen arbeiten oder sich aufhalten. Das können öffentliche Gebäude sein wie Mehrzweckhallen, Verwaltungsgebäude, Dorfgemeinschaftshäuser oder Schulzentren, aber auch Firmen, Alten- und Pflegeheime, Vereinsheime oder öffentliche Plätze. Unter bestimmten Voraussetzungen können AED´s nämlich auch an geschützten Plätzen im Freien angebracht werden.
Landrat Dr. Brötel möchte in jedem Fall eine flächendeckende Verbreitung im Landkreis erreichen: „Wir sind im Rahmen unserer Kommunalen Gesundheitskonferenz mit dem erklärten Ziel angetreten, nicht nur zu reden, sondern vor allem auch zu handeln. Genau darum geht es hier. Wir wollen ganz konkret die derzeitige Situation zum Wohle der Bevölkerung verbessern.“ Und wenn sich dann auch noch die Bürgerinnen und Bürger in grundsätzlichen Erste-Hilfe-Maßnahmen bzw. im Umgang mit dem AED schulen lassen – was, obwohl das Gerät sich selbst erklärt, Sicherheit vermittelt – dann könnte der Neckar-Odenwald-Kreis nicht nur der erste Landkreis bundesweit werden, der eine derartige Aktion gestartet hat, sondern auch der Kreis, in dem die wenigsten Bürgerinnen und Bürger an einem plötzlichen Herzstillstand sterben.
Für unverbindliche Rückfragen stehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Zentralstelle des Landratsamtes unter 06261/841012 zur Verfügung.