AED-Informationsveranstaltung in Buchen

Chefarzt Priv.-Doz. Dr. Harald Genzwürker erklärte bei einer Informationsveranstaltung in den Neckar-Odenwald-Kliniken Mosbach die Funktionsweise eines AED.

Ein ehrgeiziges Ziel hat man sich bei der im Landratsamt des Neckar-Odenwald-Kreises angesiedelten Kommunalen Gesundheitskonferenz gesteckt: Automatisierte Externe Defibrillatoren (AED) sollen in absehbarer Zeit möglichst flächendeckend im Kreis zur Verfügung stehen, um Bürgerinnen und Bürgern bei einem plötzlichen Kreislaufstillstand unter Umständen das Leben zu retten.

„Wir wollen weniger reden und mehr handeln im Rahmen der Kommunalen Gesundheitskonferenz. Diese Aktion, die es nach meinem Wissen so noch nirgends in Deutschland gegeben hat, ist ein Beispiel dafür“, betonte Landrat Dr. Achim Brötel dann auch bei der Begrüßung der Gäste, die sich überwiegend aus Vertretern von Vereinen, Behörden, Banken und Seniorenheimen, von Bürgermeistern und Firmenchefs zusammensetzten.

Sie waren eingeladen worden, um sich über die Hintergründe und die Funktionsweise eines AED zu informieren. Und um in der Folge eines oder mehrere Geräte zu erwerben, wofür sie unter Umständen eine Förderung des Landkreises in Höhe von 300 Euro pro AED in Anspruch nehmen können.

Zunächst aber gingen der Landrat und später Priv.-Doz. Dr. Harald Genzwürker, Chefarzt der Neckar-Odenwald-Kliniken und Notfallmediziner, auf die „absolute Notwendigkeit“ von AED´s im öffentlichen Raum ein. „Alle drei Minuten stirbt in Deutschland ein Mensch an einem plötzlichen Herzstillstand. Das sind mit jährlich 160.000 Toten 40-mal mehr Menschen, als bei Verkehrsunfällen ums Leben kommen“, zitierte Dr. Brötel einschlägige Statistiken. Dabei gebe es keine ausdrücklichen Risikogruppen. „Dieses Unglück kann jeden treffen, auch junge, durchtrainierte Menschen sind nicht davor gefeit“, ergänzte Dr. Genzwürker und verwies auf tragische Unglücksfälle zum Beispiel bei Fußballern. Ihnen könnte oft geholfen werden – wenn die Menschen, die bei einem derartigen Unglücksfall dabei sind, beherzt und vor allem schnell eingreifen, den Notarzt alarmieren und als Ersthelfer nach dem Notruf unter 112 zum einen die Wiederbelebung mit kraftvollen Thoraxkompressionen und Atemspenden einleiten und zum anderen einen AED anwenden. „Sie können nichts falsch machen. Außer, sie tun gar nichts“, betonte der Mediziner immer wieder und demonstrierte an einer medizinischen Puppe das Prinzip 30:2 (30 mal Thoraxkompressionen, zweimal Atemspende im Wechsel). Kombiniert mit einem AED können diese Maßnahmen im Idealfall Leben retten und dafür sorgen, dass das Gehirn keinen Schaden nimmt. Ist ein derartiges Gerät greifbar, wird es angeschlossen. Wie einfach das ist, erlebten die Gäste an einem Demonstrationsgerät: wird es geöffnet, gibt es genaue Anweisungen, was der Laie zu tun hat. Zwei große aufzuklebende Elektroden prüfen, ob ein Elektroschock sinnvoll ist und fordern den Ersthelfer auf, ihn auszulösen. Damit kann das lebensgefährliche Kammerflimmern, das in den allermeisten Fällen für den Kreislaufstillstand verantwortlich ist, schlagartig beendet und das Herz wieder „in die Reihe“ gebracht werden. „Sie brauchen keine Angst haben, dass das Gerät nicht zuverlässig arbeitet. Folgen sie den Anweisungen, dann machen Sie automatisch alles richtig“, so Dr. Genzwürker, der sich und seine professionellen Kollegen bewusst in den Hintergrund stellte: „Wenn wir vor Ort sind und übernehmen, hängt die Überlebensrate der Patienten ganz entscheidend davon ab, was Ersthelfer vorab geleistet haben. Deshalb appellieren wir an alle, sich hier wirklich einzubringen, sich beim Deutschen Roten Kreuz in der Ersthilfe, zumindest aber im Umgang mit einem AED schulen zu lassen und im direkten Umfeld, im Verein oder im Betrieb darauf zu drängen, ein Gerät anzuschaffen. Es kann wirklich Leben retten.“ Und Landrat Dr. Brötel ergänzte: „Mit dem Kauf bzw. der Bezuschussung von AED´s wollen wir einen Stein ins Wasser werden. Dieser Stein soll weite Kreise ziehen.“ Kreise, die sich im Idealfall zu einem flächendeckenden Netz von AED´s verdichten.

Ein Automatisierter Externer Defibrillator (AED, umgangsprachlich "Laiendefibrillator") ist ein medizinisches Gerät zur Behandlung des Kammerflimmerns durch Abgabe von Stromstößen.
Kammerflimmern ist eine lebensbedrohliche Herzrhythmusstörung und sehr oft die Ursache für einen plötzlichen Kreislaufstillstand. AED´s sind durch ihre Bau- und Funktionsweise besonders für Laienhelfer geeignet und erklären dem Helfer, wie er vorgehen muss.
Die Defibrillation ist die einzige erfolgversprechende Therapie des Kammerflimmerns. Je früher sie durchgeführt wird, umso höher sind die Erfolgschancen. Jede Minute ohne Defibrillation verringert die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Wiederbelebung um ca. 10 Prozent.
Die Zeit bis zur Verfügbarkeit eines Defibrillators muss durch Erste-Hilfe-Maßnahmen (Herz-Lungen-Wiederbelebung) überbrückt werden, um die Sauerstoffversorgung vor allem des Gehirns und des Herzmuskels aufrechtzuerhalten.

Noch ist der Neckar-Odenwald-Kreis weit von einer flächendeckenden Versorgung mit AED´s entfernt. Diese Geräte sollten insbesondere da zur Verfügung stehen, wo viele Menschen arbeiten oder zusammen kommen: in Betrieben, Verwaltungen, Fest- und Sporthallen, Vereinsheimen, Einkaufszentren u.ä.

Über die Kommunale Gesundheitskonferenz kann die Anschaffung eines Gerätes mit 300 Euro gefördert werden. Eine Förderung für 35 Geräte steht zur Verfügung. Durch Sammelbestellungen erhofft man sich weitere Rabatte für die rund 1500,- Euro teuren Geräte. Unverbindliche Informationen erteilt Christiane Bachert vom Landratsamt (Telefon 06261/84-1002, E-Mail christiane.bachert@neckar-odenwald-kreis.de. Anträge auf Bezuschussung müssen bis spätestens 31. Oktober 2012 bei der Kommunalen Gesundheitskonferenz im Landratsamt, zu Händen Christiane Bachert, Renzstraße 10, 74821 Mosbach eingegangen sein.