Ein ungewöhnliches, aber nichtsdestotrotz gelungenes und sehr sinnvolles Projekt fand dieser Tage seinen vorläufigen Abschluss: mit der Übergabe von 17 Nistkästen für Mauersegler nämlich, die großteils am ehemaligen Postgebäude in Mosbach, das gerade zum künftigen Sitz des Landratsamtes umgebaut wird, ihren Platz finden werden. Übergeben wurden sie von Schülerinnen und Schülern der Zentralgewerbeschule Buchen und deren Lehrern, in Empfang nehmen durften sie Landrat Dr. Achim Brötel und Christian Thumfart, Vorsitzender des NABU Seckach- und Schefflenztal. Beide waren gleichzeitig auch Initiatoren des Projekts.
Der Reihe nach: Der Mauersegler ist eine den Schwalben ähnliche Vogelart, die praktisch in der Luft lebt – auf dem Boden ist das Tier völlig unbeholfen – und mit schrillen Rufen und einem extrem schnellen Flug sehr auffällig ist. Der Vogel nutzt Hohlräume an Felsen oder an Gebäuden unter Dächern und Traufen als Brutplatz. Die allerdings werden immer seltener.
Auch am alten Postgebäude in Mosbach gab es früher eine Kolonie der geselligen Mauersegler, die mittlerweile verschwunden ist. Nach dem Umbau aber sollen sie hier nach dem Willen Christian Thumfarts und Dr. Brötels wieder heimisch werden. Damit war die Idee der Nistkästen geboren, denn Hohlräume soll es an dem Gebäude natürlich keine geben.
Der Sache angenommen haben sich Schülerinnen und Schüler der Klasse Berufseinstiegsjahr (BEJ) 1 mit ihrem Lehrer Michael Schulz. Da die jungen Leute des BEJ nicht an den stationären Holzbearbeitungsmaschinen arbeiten dürfen, suchten sie sich Unterstützung bei zwei Schreiner-Azubis und Schülern der Einjährigen Berufsfachschule Holztechnik, Jan Pallas (Firma Fertig, Buchen) und Lukas Knuth (Schreinerei Süß, Daudenzell). Die übernahmen in ihrer Freizeit den Zuschnitt von einem halben Kubikmeter heimischem Kiefernholz, aus dem dann „First-class-Behausungen“ für je zwei brütende Mauerseglerpärchen wurden. Einschließlich je einer CNC-konstruierten Brutmulde, die den unbeholfenen Vögeln in den Nistkästen die Eiablage bzw. die Brut erleichtert. Durchdacht auch der schmale Hohlraum an der rückwärtigen Wand der Nistkästen: Hier könnten Fledermäuse quasi als Untermieter Heimstatt nehmen.
Im Rahmen dieses Projektes, das immerhin rund 200 Unterrichtsstunden in Anspruch nahm, konnten die Schülerinnen und Schüler unterschiedlichste Fertigkeiten in Theorie und Praxis, in Berechnung und Konstruktion üben. Und nebenbei haben sie viel Wissenswertes über das Leben dieses ungewöhnlichen Vogels, der im Sturzflug bis zu 200 Stundenkilometer erreichen und auch beim Landeanflug nur bedingt abbremsen kann, gelernt. Auf die neuen Brutstätten aufmerksam gemacht werden sollen die Mauersegler im Übrigen mittels eines umfunktionierten MP3-Players, der die Geräusche brütender Vögel von sich gibt.
Wenn es nach dem Willen aller Beteiligten geht, wird das nicht das letzte Projekt in diesem Zusammenhang gewesen sein. Christian Thumfart, der sich wie Landrat Dr. Brötel bei allen Mitwirkenden für die Realisierung bedankte, übergab Michael Schulz schon mal Bauanleitungen von weiteren, zweifellos ebenso sinnvollen Nist- und Brutkästen, die ihren Platz vielleicht auch an den weitläufigen Gebäuden der ZGB finden könnten.