Für Grundlagenforschung im Bereich der Hadron-, Kern- und Elementarteilchenphysik werden Forschergruppen der Heidelberger Fakultät für Physik und Astronomie mit mehr als neun Millionen Euro gefördert. Die Fördermittel, die für einen Zeitraum von drei Jahren bewilligt wurden, konnten beim Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) zum Juli dieses Jahres für Arbeiten am Europäischen Kernforschungszentrum CERN in Genf, am GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung in Darmstadt sowie dem Forschungszentrum der High Energy Accelerator Research Organization (KEK) in Japan eingeworben werden.
Mehr als sechs Millionen Euro davon sind für die Forschung der Experimente am Teilchenbeschleuniger des CERN, dem Large Hadron Collider (LHC), vorgesehen. Damit nimmt die Universität Heidelberg wie schon vor drei Jahren einen Spitzenplatz in der sogenannten Verbundforschungsförderung in Deutschland ein.
Mit der BMBF-Förderung werden die Gruppen am Kirchhoff-Institut für Physik, am Physikalischen Institut, am Institut für Theoretische Physik und am Institut für Technische Informatik (ZITI) ihre erfolgreichen Forschungen am CERN, am GSI und am KEK fortsetzen. Die Arbeiten sollen dazu beitragen, fundamentale Fragestellungen zu den Bausteinen der Materie und ihrer Rolle bei der Entstehung unseres Universums zu beantworten. So wollen die Wissenschaftler des ATLAS-Experiments am CERN die Frage nach dem Ursprung der Teilchenmasse und der Natur Dunkler Materie entschlüsseln. Die Forscher der ALICE-Kollaboration analysieren die Eigenschaften des sogenannten Quark-Gluon-Plasmas, aus dem das Universum kurz nach dem Urknall möglicherweise bestand. Mit dem LHCb-Experiment wird das unterschiedliche Verhalten von Materie und Antimaterie untersucht, das Grundlage für die Existenz unserer Welt ist. An allen drei LHC-Experimenten sind Forscherteams der Universität Heidelberg maßgeblich beteiligt. Nach dem erfolgreichen Anlaufen des Large Hadron Collider 2010 und einer mehr als zweijährigen Datennahme liegen bereits eine Vielzahl interessanter Ergebnisse vor. Weitere spektakuläre Resultate werden für die diesjährigen Sommerkonferenzen erwartet. Die Experimente am Large Hadron Collider stehen dennoch erst am Anfang eines auf 20 Jahre geplanten Forschungsprogramms, für dessen nächste Phase jetzt Fördergelder in Heidelberg bereit stehen.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert darüber hinaus Projekte am zukünftigen Beschleunigerzentrum des GSI, der Facility for Antiproton and Ion Research (FAIR); auch hier werden neue, komplementäre Einblicke in den Aufbau der Materie und die Entwicklung des Universums erwartet. So beteiligen sich Heidelberger Wissenschaftler am Aufbau des CBM-Experiments, das sich der Untersuchung von Kernmaterie bei höchsten Dichten widmet, so wie sie beispielsweise in Neutronensternen oder in Kernen von Supernovaexplosionen existiert. Ein großer Teil der bewilligten Mittel dient außerdem der Entwicklung und dem Aufbau des Belle-II Experiments am KEK in Japan. Hier sollen von 2014 an Elektron-Positron-Kollisionen analysiert werden, um neue Einblicke in das Rätsel der Materie-Antimaterie-Asymmetrie im Universum zu liefern. „Die umfangreiche Förderung der Heidelberger Kern- und Elementarteilchenphysik durch das BMBF unterstreicht einmal mehr die herausragende Position, die dieser Forschungsbereich der Universität Heidelberg in Deutschland einnimmt“, betont Prof. Dr. Hans-Christian Schultz-Coulon vom Kirchhoff-Institut für Physik. „Sie erlaubt es den Heidelberger Physikern, auch weiterhin maßgeblich zur Erforschung der Struktur der Materie und dem Verständnis der Entwicklung unseres Universums beizutragen.“