An die Verantwortung jedes einzelnen, sich gegen den Hunger in der Welt zu engagieren, hat der Speyerer Weihbischof Otto Georgens erinnert. Der Kampf gegen den weltweiten Hunger sei mühsam, er könne aber im ganz Kleinen beginnen, zum Beispiel durch ein bewusstes Einkaufsverhalten, sagte der Weihbischof am Dienstagmorgen bei einer Wallfahrt zur Annakapelle bei Burrweiler.
Georgens verwies auf den Kauf von fair gehandelten und nachhaltig erwirtschafteten Produkten. Eine weitere Möglichkeit sei die Unterstützung von kirchlichen Initiativen und Werken wie Misereor und Caritas international, die sich für gerechte Lebensbedingungen weltweit einsetzen.
In seiner Ansprache, die das christliche Werk der Barmherzigkeit „Hungrige speisen“ in den Fokus rückte, sagte der Weihbischof, die Kirche habe seit dem Urchristentum hungrige Menschen mit Speisen versorgt. „Diese Hilfe war und ist auch wichtig, genauso wie bestimmte Nahrungsmittelprogramme der unterschiedlichsten Organisationen weltweit.“ Hungrige Menschen zu speisen könne aber nicht die alleinige Lösung sein. Vielmehr müssten die Menschen befähigt werden, für sich selbst zu sorgen. „Sie brauchen Rahmenbedingungen, unter denen sie ihr notwendiges Einkommen selbst erwirtschaften können.“ Entscheidend sei der politische und gesellschaftliche Einsatz für gerechte Lebensbedingungen. „Das Wort Jesu, die Hungernden zu speisen, ist auch für die Politik ein Stachel, der die Verantwortlichen nicht ruhen lassen darf, sich für eine gerechte Verteilung der Güter einzusetzen.“
Georgens betonte, wenn Jesus von Hunger spreche, meine er nicht nur den knurrenden Magen. „Hunger ist für ihn immer schon ein Bild für den tieferen Hunger des Menschen.“ Jeder begegne Menschen, die nach Liebe hungern, nach Zuwendung und Bestätigung. „Hungrige speisen. Dieses Werk der Barmherzigkeit sagt nichts als: Wir müssen unser Leben miteinander teilen.“ Keiner sei so arm, dass er anderen nichts geben könne. Keiner sei so reich, dass er von anderen nichts empfangen könne. „Das erste Werk der Barmherzigkeit möchte uns die Augen dafür öffnen, wo wir unser Leben teilen können. Wenn wir es teilen, werden wir selbst auch die Beschenkten sein. Denn Teilen lässt uns auch teilhaben an den anderen, an ihrem Reichtum, an ihren Gaben, an ihren Fähigkeiten, an ihrer Liebe.“
Die Annakapelle gehört zu den meist besuchten Wallfahrtsorten im Bistum Speyer. Zu den Wallfahrtstagen – jeweils dienstags von Ende Juni bis Ende August – kommen regelmäßig bis zu 1 000 Wallfahrerinnen und Wallfahrer. In diesem Jahr widmen sich die Wallfahrten dem Thema "Die leiblichen Werke der Barmherzigkeit". Weitere Informationen unter www.annakapelle.de