„Das ist heute ein Highlight, auch für mich“, begann der eigens aus Berlin angereiste Staatssekretär Bomba. „Denn hier kann man ganz deutlich zeigen, dass die Bundesregierung die Steuergelder ihrer Bürger sinnvoll einsetzt.“ Der höchste Beamte des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung war gemeinsam mit der Hessischen Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Eva Kühne-Hörmann, am Dienstag, den 12. Juni, zum Spatenstich am UNESCO-Weltkulturerbe nach Lorsch gekommen.
Es ist der Startschuss zum größten der sechs Teilprojekte rund um das UNESCO-Weltkulturerbe Kloster Lorsch, die durch ein Investitionsprogramm der Bundesregierung initiiert wurden und 4,8 Mio. Euro zuzahlt. „Damit beginnt auch der öffentliche Teil der insgesamt 12,1 Mio. Euro umfassenden Investitionen“, so Bürgermeister Christian Schönung. Denn wurden bisher Maßnahmen in Angriff genommen, die auf dem Terrain des Landes Hessen lagen, wird das Freilichtmuseum mit dem Auftrag zur Geschichtsdarstellung und -forschung nun auf städtischem Grund errichtet. „Hier wird Wissen auf lebendige Weise zur Verfügung gestellt“, unterstrich Ministerin Kühne-Hörmann. Dies sei ein richtiger Schritt zur Sichtbarmachung komplexer Inhalte und ganz im Sinne des Landes Hessen, das an den Projekten mit 4,57 Mio. Euro beteiligt ist.
Gut zwanzig Gebäude werden in dem „Lauresham“ genannten Areal bis 2014 entstehen, das ein Drittel der gesamten Investitionssumme verschlingt. Auf den 4,2 Hektar werden dann Tiere leben, in dem einem karolingischen Herrenhof nachempfundenen Gewann wird es Ackerbau und Handwerker geben. „Statt eine Bibliothek mit zwanzig laufenden Metern Literatur zu bauen, wollen wir nachvollziehbar und erlebbar machen, wie der Alltag im Frühmittelalter aussah“, so der Leiter der UNESCO-Welterbestätte Dr. Hermann Schefers. „Das wird dann einzigartig in Mitteleuropa sein!“ Der lebensnahe Vermittlungsansatz, der es ermöglicht Zusammenhänge begreifbar und erlebbar zu machen, entspräche dem bei der UNESCO festgeschriebenen Auftrag, der die Welterbestätten als Bildungsorte ausweise.
Da der Spatenstich nicht nur dem archäologischen Freilichtmuseum, sondern auch dem neuen Besucherinformationszentrum galt, wies Ministerin Kühne-Hörmann auch nachdrücklich auf den „innovativen, auf Nachhaltigkeit angelegten Bau“ hin. Das lichtdurchlässige Gebäude hat ein ehrgeiziges Energiebilanz-Konzept. Deshalb ist es nicht nur architektonisch anspruchsvoll, sondern auch nach neuesten technischen Gesichtpunkten geplant, was etwa Wärmepumpen oder die Fotovoltaik betrifft. Doch das umweltschonende Nachhaltigkeitskonzept greift weiter: Direktor Karl Weber hatte eigens Landschaftsgärtner mitgebracht, die neueste Solar-Akku betriebene Gartengeräte demonstrierten. Leise, sauber und sparsam sollen die Flächen rund um das Kloster gepflegt und gewartet werden.
Weber legte jedoch auch dar, dass das Geld nicht für das gesamte ehrgeizige Projekt reiche. Zwar wurde, fast zeitgleich mit dem Spatenstich, ein Änderungsbescheid für die Verwendung der Fördermittel bewilligt, was die Umgestaltung des Klosterhügels sichert. Doch die Aussage von Staatsminister Rainer Bomba, dass man in Berlin aus Überzeugung für das Projekt und „besonders am Jahresende ein offenes Ohr Richtung Lorsch haben werde“, wurde von Karl Weber mehr wie dankbar aufgegriffen.