„Die frühe Kindheit stand nie so im Vordergrund der Bemühungen von Behörden und Dienstleistern wie heute“, stellte Johannes Henrich, Leiter des Kreisjugend- und Kreissozialamtes (KJA) Bad Dürkheim in Grünstadt fest.
Lieber „frühe Hilfen als späte Reparatur“ heißt das Motto von KJA und Caritas-Förderzentrum St. Rafael Altleiningen, dessen Leiter Markus Nitsch mit Henrich übereinstimmt: „Wir müssen die Lebensorte der Kinder stärken und deshalb in die Regionen gehen.“
Privat und institutionell wird jetzt auch in Grünstadt für den Raum des Leiningerlandes mit Stadt und Verbandsgemeinde Grünstadt(-Land) sowie der VG Hettenleidelheim Hilfe gebündelt. Auf der Kreiskarte des Jugendamtes ist diese Region ein Sozialraum wie der bereits eingerichtete in Haßloch: „Wir suchen in Grünstadt noch geeignete Räumlichkeiten“, wirbt Henrich.
Der Aufbau von Angeboten im Bereich der „Frühen Hilfen" lasse sich auf steigende Fallzahlen in den „Hilfen zur Erziehung“ sowie Fälle gravierender Kindesvernachlässigungen im Bundesgebiet zurückführen. Kinderschutzgesetze beinhalten den Auftrag, dass alle wichtigen Akteure im Kinderschutz in einem „Netzwerk Frühe Hilfen“ zusammenarbeiten. Markus Nitsch: „Es ist unbestritten, dass die Effektivität von Hilfen zur Erziehung größer ist, je früher die Angebote greifen.“
„Frühe Hilfen sind präventiv ausgerichtete Unterstützungs- und Hilfeangebote für Familien in schwierigen Lebenslagen. Sie sind im Idealfall Bestandteil eines integrierten Kinderschutzkonzeptes, das sowohl präventive Angebote als auch Interventionen zum Schutz des Kindeswohls umfasst“, erklärt die Psychologin Esther Fuchs.
Kreisjugendamt und Caritas-Förderzentrum St. Rafael verfolgen das Ziel, Eltern in schwierigen Lebenslagen zu unterstützen und Kindeswohlgefährdung vorbeugend zu begegnen. Es sei ein „integratives Konzept aus früher Erkennung und Beratung“, beleuchte die Situation aus medizinischer, psychologischer und sozialpädagogischer Perspektive und mündet in gemeinsame Empfehlungen der drei Berufsgruppen.
Das Angebot ist für Familien und Alleinerziehende mit Kindern bis zum vollendeten 6. Lebensjahr gedacht. Es versteht sich als „offene, niederschwellige Anlaufstelle“. Nach Eingang einer Anfrage werde innerhalb von 14 Tagen mit den Untersuchungen und Gesprächen begonnen. Ein Fall sei nach maximal drei Monaten abgeschlossen.
Im Blick sind u.a. familiäre und soziale Faktoren: Konflikte in der Elternbeziehung, Gewalt und Misshandlung, Überforderung. Das sozialpädagogischen Gespräche finden in der Familie statt, das psychologische Clearing überwiegend in den Räumen des Caritas-Förderzentrums St. Rafael in Grünstadt.
Die medizinische Unterstützung leisten Kinderärzte; sie wird über die Krankenkassen abgerechnet (pauschal 550 Euro). Die Summe wird bei Familien mit Wohnsitz in Grünstadt sowie in den Verbandsgemeinden Grünstadt-Land und Hettenleidelheim vom Kreisjugendamt übernommen.
Kontakt: Caritas-Förderzentrum St. Rafael, Saarlandstraße 9, 67167 Grünstadt, Tel.: 06359/80687-0