Am gestrigen Montagabend, 7. Mai, fand in Neustadt an der Weinstraße der erste „Runde Tisch zum Thema Migration und Integration“ statt. Dazu hatte sich Besuch aus Mainz angesagt: Irene Alt, Ministerin für Integration, Familie, Kinder, Jugend und Frauen, diskutierte mit den über 60 sehr interessierten Teilnehmern im städtischen Ratssaal.
Nach einem Jahr im Amt könne sie sagen, „dass ein Schwerpunkt meiner Arbeit auf dem Thema Integration liegt, deshalb haben wir sie auch zum Bestandteil des Ministeriumsnamens gemacht“. Sie zeigte sich „sehr beeindruckt von der Vielfalt, dem großen, auch ehrenamtlichen Engagement und guten Miteinander in Neustadt“ und versprach zum Abschluss: „Bei diesem Thema stehe ich an ihrer Seite“. Moderiert wurde die Veranstaltung von Kurt Werner.
Auch Bürgermeister Ingo Röthlingshöfer war von der großen Resonanz begeistert. „Das sind die Menschen, mit denen wir Integrationspolitik betreiben!“ Bereits 1991 habe man in Neustadt an der Weinstraße damit begonnen, zunächst ehrenamtlich in Form von Sprachunterricht in Kitas und Hausaufgabenbetreuung. „Das kannte man damals in Deutschland so noch nicht.“ Heute gebe es eine gute Beratungsstruktur, allerdings hätten immer noch einige Kinder massive Sprachprobleme, „da müssen wir genauer hinschauen und noch bessere Angebote machen“. Denn Integration finde zum großen Teil durch Sprache statt. Eine der Gründe könne sein, dass die Angebote an Fernsehsendern aus der ganzen Welt in den vergangenen Jahren immer umfangreicher geworden seien und bevorzugt vor deutschsprachigen Sendungen geschaut würden.
Auch der Sport spielt bei der Verständigung eine große Rolle. So stellte Simone Schuster ein von ihr initiiertes Projekt vor, bei dem über Judokurse Integrationsarbeit geleistet wird. Gleiches gilt für einen Frauenfußballverein, der noch Mitstreiterinnen sucht. „In unserer Stadt ist niemand fremd, aber wir arbeiten dafür“, ergänzte Eredesvinda Lopez-Herreros, Beauftragte für Migration und Integration. „Unsere Türen stehen für jedes Kind offen. Bei uns wird gelernt, gespielt, getanzt und musiziert. Die Kinder kommen freiwillig, das ist wichtig.“
„Wir arbeiten für, aber vor allem mit Migranten und wollen miteinander und voneinander lernen“, fasste Annette Sperlich, Leiterin des Mehrgenerationenhauses und des Hauses der Familie, ihre Arbeit zusammen. Zu einem zentralen und offenen Treffpunkt habe sich das Orientalische Frühstück entwickelt. „Es ist uns eine Herzensangelegenheit, möglichst früh anzufangen, die Eltern zu informieren und Bedarfe auszutauschen“, so Sperlich. Insgesamt zeigten die Angebote, „wie bunt Engagement in Sachen Migration sein kann“.
Kexin Ju, Vorsitzende des Beirats für Migration und Integration, stellte die Arbeit des Gremiums vor. Die Vision laute, „eine vorbildliche Stadt Neustadt an der Weinstraße in Deutschland zu schaffen, in der alle Menschen, die hier leben, egal, woher sie kommen, welche Hautfarbe oder Religion sie haben, verständnisvoll, tolerant und friedvoll miteinander umgehen“. Integration sei keine Einbahnstraße, betonte Ju.
Stephan Böttge vom Jugendmigrationsdienst des CJD Neustadt an der Weinstraße sagte: „Wir betrachten nicht das, was uns unterscheidet, sondern das, was wir gemeinsam haben.“ Jeder sei ein Ebenbild Gottes und tue das, was er kann. Amnesty International-Vertreter Heiko Müller meinte, er begrüße den Prozess des Umdenkens außerordentlich und hoffe, dass er sich weiter positiv entwickle. „Es darf keiner verloren gehen.“