„Die Queich ist ein bedeutendes Fließgewässer der Region. Um einen guten ökologischen Zustand der Queich zu erreichen, muss sie auf langer Strecke wieder längsdurchlässig gemacht werden,“, betont Landrat Dr. Fritz Brechtel bei der offiziellen Einweihung des fertig gestellten Queichabschnitts an der Zeiskamer Mühle am Montag, 23. April.
Wo bisher der Mühlen-Leerschusskanal lag, also der Kanal, durch den das nicht benötigte Wasser abfloss, gibt es jetzt einen neu gebauten Gewässerabschnitt mit strukturierter Gewässerstrecke, Fischrampe und Raugerinne-Beckenpass. Große Steine, sogenannte Störsteine, bremsen dabei die Fließgeschwindigkeit des Wassers ab, hinter den Steinen bilden sich ruhigere Ruhezonen für wandernde Fische. Entlang diesem Queichabschnitt wurden Anfang des Jahres noch Erlenbäume und Laubsträucher zur Stabilisierung der Ufer und landschaftlichen Integration des Gewässerabschnittes gepflanzt.
„Hier ist ein funktional differenziertes Wasserbauwerk entstanden“, erklärt der Erste Kreisbeigeordnete Benno Heiter, „Auf etwa 100 m Länge wird ein Höhenunterschied von rund 2,50 m bewältigt, pro Sekunde fließen minimal 390 Liter bis maximal 2.300 Liter pro Sekunde durch.“ Bei der Gestaltung und Dimensionierung wurde auch eine Hochwasser- Sicherheitsreserve berücksichtigt.
Die Queich wird im Zuge der EU-Wasserrahmenrichtlinie wieder durchgängig gemacht. „Das heißt, Hindernisse werden so beseitigt oder umgangen, dass Fische und andere Organismen das Fließgewässer wieder auf ganzer oder zumindest großen Strecken als Lebensraum nutzen und durchwandern können“, so Georg Roth, Fachbereichsleiter „Umwelt und Landwirtschaft“, bei der Kreisverwaltung Germersheim. Fischleitarten sind Schmerle, Gründling, Döbel, Schneider und Hasel. Auch Begleitarten wie Elritze, Stichling, Barbe, Aal und Bachforelle wurden im Unterlauf der Queich nachgewiesen.
Die Zeiskamer Mühle wird schon lange nicht mehr zur Stromerzeugung genutzt. Das für die Maßnahme benötigte Gelände wurde vom Besitzer der Zeiskamer Mühle, Familie Küspert, zur Verfügung gestellt.
Die Baumaßnahme verlief nach Zeitplan. Die Bauzeit einschließlich Pflanzungen betrug ca. drei Monate. Die Kosten belaufen sich auf rd. 200.000 Euro. „Zu 90 % werden die Kosten durch Mittel der Aktion Blau des Landes Rheinland- Pfalz gefördert“, sagte Willi Tatge, Vizepräsident der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd.
Das neu strukturierte Verbindungsgewässer südlich der Zeiskamer Mühle ergänzt eine bereits ausgeführte Maßnahme der Stadt Germersheim am Queich-Trompetergraben- System. Auch an der Fuchsmühle in Offenbach wurde im Jahre 2006 die Durchgängigkeit bereits hergestellt.
Die nächste Wasserbaumaßnahme zur gewässerbiologischen Längsdurchgängigkeit in Trägerschaft des Landkreises ist im Sommer 2012 der Bau eines Umgehungsgewässers an der Holzmühle in der Gemarkung Westheim. Die geschätzte Bauzeit dauert ebenfalls etwa drei Monate. Arbeiten zum Umbau der Wanderhindernisse am Ottersheimer Teilungswehr und an der Ludwigsmühle sind für das kommende 2013 vorgesehen.
Ab dem Ottersheimer Teilungswehr übernimmt der Spiegelbach 2/5 der Wassermenge der Queich und damit ebenfalls wasserwirtschaftliche und gewässerökologische Vernetzungsfunktion zwischen der Queich- und der Rheinniederung. Auch hier wurden und werden von der zuständigen Verbandsgemeinde Bellheim Maßnahmen zur Längsdurchgängigkeit geplant und durchgeführt (Obermühle, Knittelsheimer Mühle, Mittel- und Fortmühle).
Die Queichquelle entspringt ca. drei Kilometer südlich der Gemeinde Hauenstein. Das Gewässer ist etwa 52 Kilometer lang und mündet bei Germersheim in den Rhein, die Queichstrecke im Landkreis Germersheim beträgt etwa 15 km.