Eidechsen bekommen neuen Lebensräume

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Mauer- und Zauneidechsen, die derzeit noch auf dem Gelände des ehemaligen Kohlelagers leben, werden in den kommenden Tagen und Wochen umziehen. Nötig wird dieser Ortswechsel für die Reptilien, um sie nicht bei den Bauarbeiten für die Landesgartenschau 2014 in Landau zu gefährden. Den unter Naturschutz stehenden Tieren sind extra Ausgleichsflächen angelegt worden.

Bauarbeiten sind nur selten ohne Auswirkungen auf die Natur umzusetzen. Wenn seltene Tierarten vorkommen, muss jedoch besonders gut geplant werden. So auch auf dem Gebiet des ehemaligen Kasernengeländes Estienne et Foch, das durch die Landesgartenschau zu neuem Leben erwachen soll. Die Eingriffe in die Landschaft vor langer Zeit durch den Bau des militärischen Areals ermöglichten erst die Ansiedlung einer größeren Eidechsenpopulation. Auf zugewachsenen Flächen finden die wechselwarmen Reptilien nicht genügend Sonnenplätze, um den Körper auf die notwendige „Betriebstemperatur“ zu bringen.

„Von den in Deutschland vorkommenden Eidechsenarten sind viele als klassische Kulturfolger etabliert, durch starke Nutzung der Lebensräume passen sich die Arten den neuen Bedingungen oft sehr schnell an. Ob Weinberge oder neu errichtete Mauern und Gebäude, die Tiere erkennen die Vorzüge der neuen Lebensräume. Oft werden durch bauliche Maßnahmen sogar regelrechte ,Hotspots‘ für die einheimischen Eidechsenarten geschaffen, gerade über dunkle Materialien oder Felsaufschüttungen finden Eidechsen bessere Bedingungen zur Thermoregulation“, erläutert Reptilienexperte Uwe Wünstel vom Terrarien- und Wüstenzoo Reptilium in Landau.

Ein spezialisiertes Planungsbüro für Landschaftsanalyse und Umweltbewertung aus Kaiserslautern ist seit 2009 mit der Thematik befasst. In Zusammenarbeit mit Biologen aus Köln wurden auf dem Landesgartenschaugelände die Bestände untersucht und entsprechende Flächen geplant, auf die die Tiere umgesiedelt werden sollen. Im Bereich des alten Kohlelagers werden etwa 300 Mauer- und Zauneidechsen vermutet, die durch den warmen März auch schon aus ihren Winterquartieren nach draußen gekommen sind.

Die ersten Absammlungen der flinken Echsen könnten somit bereits in der kommenden Woche beginnen. Auf einer Fläche von 1.100 Quadratmetern werden die Tiere gefangen und in ihren neuen Lebensraum gebracht, der sich östlich des alten Kohlelagers befindet und speziell für die Tiere hergerichtet worden ist. Biologen sollen dazu mehrmals über das Gelände gehen, um möglichst viele Tiere zu fangen.

Da sich Eidechsen auch gerne verstecken, wird zudem ein Trick angewendet. Bretter werden so auf dem Boden ausgelegt, dass sich ein kleiner Hohlraum bildet. Diese Spalten werden von den Tieren gern als Versteck angenommen. Drehen die Biologen dann die Bretter um, können sie die Reptilien recht einfach fangen. Ohne von der Sonne erwärmt zu sein, sind die Tiere nämlich deutlich langsamer. So lassen sie sich sogar mit der Hand erhaschen. Aber auch mit einem Stock, an dessen Ende sich eine spezielle Schlinge befindet, können die Eidechsen eingesammelt werden.

Dass die Tiere nicht wieder direkt auf die Baustelle zurückkehren, wird zudem ein spezieller Reptilienzaun aufgestellt. Nach Abschluss der Bauarbeiten wird dieser entfernt. Die Eidechsen haben dann die Möglichkeit, das Gelände zurückzuerobern. Die Ausgleichflächen bleiben ebenfalls bestehen. In die andere Richtung wird kein Zaun aufgebaut, so haben die Eidechsen die Möglichkeit, sich gegenseitig auszuweichen. Stress durch eine zu hohe Besatzdichte soll für die Tiere somit vermieden werden.

„Wir haben auch Hinweise und Verbesserungsvorschläge aus der Bevölkerung von engagierten Naturschützern bekommen. Gerade wenn wichtige Bedenken vorgetragen werden, muss man die eigen Planungen nochmals hinterfragen“, berichtet Landesgartenschau-Geschäftsführer Matthias Schmauder. Diese Anregungen habe man mit den zuständigen Naturschutzbehörden besprochen und Verbesserungen erreichen können. Dafür mussten kurzfristig sogar die schweren Geräte auf der Baustelle ruhen. Nach den Entscheidungen kann der Umbau jedoch weitergehen. Auch der aktuelle Hinweis auf Amphibienlaich wird überprüft und dieser vor den Umbaumaßnahmen am Birnbach gerettet.

Auch nach der Gartenschau sollen die Flächen reptiliengerecht vor Verbuschung offengehalten werden. „Es ist uns besonders wichtig, in diesem Areal, das auch direkt an das Naturschutzgebiet Ebenberg angegrenzt, den Tieren und Pflanzen nicht nur naturnahe Räume zu lassen, sondern auch neue zu schaffen. Die Renaturierung des Birnbachs auf dem Landesgartenschaugelände ist ein weiterer wichtiger Schritt in diese Richtung. Naturschutz ist uns wichtig, wir wollen mit den Behörden und Verbänden das Optimale für Floara und Fauna herausholen – auch über die Landesgartenschau hinaus“, sagt Schmauder.

Auch deshalb ist es dem Landesgartenschau-Team und dem Entsorgungs- und Wirtschaftsbetrieb Landau (EWL), die zusammen für den Umzug der Echsen verantwortlich sind, besonders wichtig, die Tiere möglichst schnell umsetzen zu können. So soll verhindert werden, dass Tiere bei den Bauarbeiten zu Schaden kommen.

Weitere Informationen zur Landesgartenschau finden Sie unter
www.lgs-landau.de und unter www.facebook.com/lgslandau.