In diesem Jahr wird Radfahrern einiges geboten: Schon bei den Haushaltsberatungen 2012/2013 waren sich alle Parteien einig, dass das Thema Radverkehr wichtig ist und weiter gefördert werden muss. Über 1 Million Euro wurden dafür in den Haushalt 2012 eingestellt. Das Geld soll entsprechend den Anträgen des Gemeinderates für eine verbesserte Infrastruktur und gezieltes Marketing verwendet werden.
„Die Radfahrer sollen sich in Mannheim wohl fühlen“, erläutert Bürgermeister Lothar Quast das Ziel. „Circa 20 Prozent aller in einer Großstadt zurückgelegten KfZ-Fahrten könnten sofort und ohne Nachteile auch mit dem Fahrrad zurückgelegt werden“, so der Bürgermeister. Daran wolle man arbeiten.
Noch in diesem Jahr möchte die Stadt die Radverkehrsführung am Friedrichsplatz verbessern. Die Radhauptachsen durch die Quadrate (Freßgasse und Kunststraße) sollen an die Schwetzinger-/ Oststadt angebunden werden. Nördlich vor dem Rosengarten ist für die Radfahrer ein Schutzstreifen vorgesehen, der die für die Radler freigegebene Busspur mit der Freßgasse verknüpft. Auch auf der Südseite wird vor dem Maritim-Hotel ein durchgängiger Schutzstreifen bis zur Friedrich-Karl-Straße markiert. Vorbehaltlich der Zustimmung des AUT werden die Arbeiten noch in diesem Jahr beginnen; die Kosten hierfür belaufen sich auf schätzungsweise 400.000 Euro.
„Gemeinsam mit den Städten Heidelberg und Ludwigshafen stehen wir in den Startlöchern für ein regionales öffentliches Leihradsystem“, stellt Quast in Aussicht. Die Stadt wird in den entsprechenden Gremien den Vorschlag machen, mit dem Betreiber Nextbike zusammen zu arbeiten. Bereits zum Katholikentag im Mai wird es ein erstes Angebot geben. Der offizielle Start ist im regionalen Schulterschluss Ende Juni geplant. Für Mannheim sind 25 Entleih-Stationen mit circa 200 Rädern vorgesehen. Die größte Station entsteht am Rosengarten mit 20 Rädern, die über die m:con auch für die Kongress-Gäste zur Verfügung stehen sollen. Aber nicht nur ein Leihsystem, auch öffentliche Fahrradabstellplätze sind ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur fahrradfreundlichen Stadt. Dieses Jahr sollen rund 300 Fahrradabstellplätze in der Schwetzinger-Oststadt realisiert werden. Auch der Ausbau des Mannheimer Bike & Rides-Angebotes wird weiter verfolgt: Überdachte Abstellanlagen sind an der Haltestellen Holbeinstraße in Neuostheim und am neuen S-Bahn-Haltepunkt Maimarkt/ SAP –Arena vorgesehen.
Damit die Fahrradfahrer sich in Mannheim gut zurecht finden, soll auch die Fahrradwegweisung verbessert werden. Nach den touristischen Radrouten, sollen nun auch alltagstaugliche Wege zwischen den Stadtteilen nach den neusten Standards beschildert werden. Im Sommer können die Wegweiser südlich des Neckars aufgestellt werden, der Norden soll 2013 folgen. Für diese Maßnahme stehen circa 60.000 Euro zur Verfügung.
„Es ist erfreulich, dass das Fahrrad in Mannheim als vollwertiges Verkehrsmittel ernst genommen wird. Wir möchten daher als Stadt unseren Beitrag leisten, mehr Menschen für das Radfahren zu gewinnen, sowie ein fahrradfreundliches Klima zu schaffen“, so Quast. Dafür sollen auch neue Fahrradstraßen sorgen. Seit etwa 15 Jahren besteht eine solche in der Schlossgartenstraße. In Fahrradstraßen bekommen die Radler die Möglichkeit, auf ausgewählten Strecken, die durch einen verkehrsberuhigten Tempo 30-Bereich führen, auf einer bequemen und geschützten Verbindung zu radeln. Die Verwaltung wird die Tattersallstraße, das Stephanienufer/ Rheinpromenade, Mönchwörthstraße, Berliner Straße, Stettiner Straße, Rollbühlstraße und die Karl-Ladenburg-Straße als mögliche Fahrradstraßen vorschlagen. Insgesamt stehen hierfür circa 80.000 Euro im Haushalt bereit.
Politisch umstritten, aber dennoch fest in den Planungen der Stadt verankert, ist die Bismarckstraße. Circa 200.000 Euro stehen für Vermessung, Planung der Ampelsteuerung, sowie Simulation des Verkehrsflusses zur Verfügung. Der „runde Tisch Radverkehr“, an dem neben den politischen Fraktionen auch alle wichtigen Akteure aus dem Verkehrsbereich vertreten sind, wird sich in diesem Jahr intensiv mit der Bismarckstraße beschäftigen, um im Endergebnis eine optimale Planung und Akzeptanz für das Projekt zu erzielen.
Auch personell bekommt die Stadt Mannheim Verstärkung: Die vom Gemeinderat beschlossene Stelle des Radverkehrsplaners ist vorbereitet und wird im April ausgeschrieben.
Neben Infrastrukturverbesserungen sieht das 2010 beschlossene 21-Punkte Programm aber auch öffentlichkeitswirksame Aktionen vor. Hier sind verschiedene Projekte für Kinder und Jugendliche, sowie Arbeitgeber und Berufstätige geplant. Mit insgesamt 10.000 Euro unterstützt die Stadt Mannheim das von der Manfred-Lautenschläger-Stiftung geförderte Fahrrad-Schulprojekt des ADFC Rhein-Neckar. Auch die Aktion „mit dem Rad zur Arbeit“ setzt darauf, dass mehr Menschen auf das Fahrrad umsteigen. Auf Anregung von Roche Diagnostics, einem der aktivsten Partner, werden wird in diesem Jahr ab Juni allen Mannheimer Berufstätigen ein eigenes Software-Programm auf der Website www.mannheim.de zur Verfügung gestellt. Hier können Firmenteams oder Einzelpersonen ihre gefahrenen Radkilometer eingeben und sich damit in einem sportlichen Wettstreit auf eine virtuelle Fahrrad-Tour zu den Mannheimer Partnerstädten begeben.
Weitere Aktionen mit und um das Fahrrad sind bei der vom Kulturamt organisierten Ausgeh-Aktion „Mitten in der Nacht“, beim „Maifeld-Derby“ und natürlich beim 3. Mannheimer Radsalon geplant.
Außerdem hat sich die Stadt Mannheim bei der Fahrrad-Image-Kampagne des Landes Baden-Württemberg beworben. „Wir rechnen uns aufgrund unserer bisherigen Aktivitäten gute Chancen aus“, ist Quast überzeugt. Das Land wird seine Entscheidung allerdings erst Ende des Monats bekannt geben.
Übrigens: Ein Jahr nach dem Automobilsommer, bereitet sich die Stadt auf das nächste große Erfinder-Jubiläum vor: Der 200. Geburtstag des Fahrrads im Jahr 2017. Am 12. Juni, dem Tag der Fahrrad-Erstfahrt durch Karl-Drais, möchte die Stadt dies mit einer Überraschungs-Aktion auch entsprechend würdigen.