„Hier ist es köstlich zu weilen“, schwärmte kein Geringerer als Johann Wolfgang Goethe, als er in den 40er Jahren des 18. Jahrhunderts auf der Heimreise nach Frankfurt in Weinheim vorbeikam.
Der Dichterfürst blieb nicht allein in den folgenden Jahren und Jahrhunderten. In Weinheim spielte sich Literaturgeschichte ab – bis heute, denn Ingrid Noll, einer der bekanntesten deutschen Krimi-Autorinnen, lebt ja in Weinheim. Sie tut dies im Übrigen sehr gerne und lässt sich im Schau- und Sichtungsgarten Hermannshof zu neuen Geschichten inspirieren. Sie kennt dort sogar seltene Pflanzen, aus denen ein tödliches Gift gewonnen werden kann . . . .
Es war jedenfalls naheliegend, dass zu den neuen Themen-Stadtführungen, die das Büro für Stadt- und Tourismusmarketing jetzt entwickelt hat, erstmals auch eine durch die „Literaturgeschichte Weinheims und der Kurpfalz“ gehört. Ende März wird
die erste ihrer Art öffentlich angeboten, am
24. März. Dann wieder am 23. Juni. Aber
jederzeit – wie alle Weinheimer Stadtführungen – kann auch die „Literaturgeschichte“ mit dem erfahrenen Weinheimer Stadtführer und Literaturliebhaber Dietmar Spicker von Gruppen gebucht werden. Übrigens auch auf Englisch und Französisch, denn Spicker ist von Hause aus gelernter Dolmetscher.
Er wandelt mit den Teilnehmern auf den Spuren der Schriftlichkeit, beginnend beim ersten dicken Buch der frühmittelalterlichen Geschichte der Region: Dem Lorscher Codex, in dem auch wesentliche Daten Weinheims festgehalten sind, etwa die Ortsgründung oder der Bau der Burgruine Windeck. Dann gab es im 16. Jahrhundert einen Herrn namens „Preatorius von Laudenbach“, der weiland viel beachtete Schriften gegen Folter und Hexenwahn verfasste. Für Weinheim bekannter sind Schriftsteller des 19. und 20 Jahrhunderts, zum einen Märchensammler Albert Ludwig Grimm: er wohnte dort, wo sich heute am Marktplatz das Bistro „Montmartre“ befindet. Und Adam Karrillon wurde als Heimatdichter über die Grenzen hinaus bekannt. Aber auch Mark Twain kannte Weinheim, im März 1878 lernte er die Stadt bei seiner Europareise kennen, die später zum Roman „A Tramp abroad“ führte.
Ein auf den ersten Blick unscheinbarer Sandsteintisch im Schlosspark darf natürlich in der Literatur-Stadtführung nicht fehlen. Der französische Romantiker Honoré de Balzac hat hier seinen autobiografischen Roman Louis Lambert vollendet, als er im Weinheimer Schloss bei Lady Jane zu Besuch war.
Weinheim und seine Stadtführungen, das ist ohnehin ein Kapitel für sich, gleichsam eine Erfolgsgeschichte. Auch im letzten Jahr, so berichtete jetzt Stadt- und Tourismusmanagerin Maria Zimmermann, nahm die Zahl der Führungen weiter zu: 508 mal tourten Gruppen unter Anleitung durch die Stadt. Die Zahl der Teilnehmer nähert sich der 10 000. Damit ist Weinheim unter den Städten von vergleichbarer Größe nach wie vor im wahrsten Sinne des Wortes führend.
Der beliebte Klassiker ist immer noch die Altstadtführung, die im Sommer jeden Freitag ab Marktplatz angeboten wird. Sie fand im Jahr 2011 diesmal 263 Mal statt. Auf Platz zwei landete die Fackelführung (62) vor der Exotenwald (Führung).
Im 2012er-Programm gibt es neben der Literatur-Führung weitere originelle Neuheiten: Eine heißt „Mit der geschwätzigen Magd durch die Altstadt“; dabei werden die Besucher von einer wahrhaftigen Magd geleitet. Passend zur „Hochzeits-Hochburg“: Die Führung „Junges Paar –Alte Hochzeitsbräuche“, auch die Fachwerkidylle ist Thema eines Rundgangs.
Mehr als 20 Themenführungen sieht das Programm vor, das jetzt in gedruckter Form und auf www.weinheim-marketing.de vorliegt. Die beiden Burgen können dabei ebenso ein Ziel sein wie Exotenwald und Hermannshof, wie Heilpflanzengarten oder Sechs-Mühlen-Tal. Es gibt wieder Führungen für Kinder, aber auch für Seh- und Gehbehinderte. Die „Segways“ der „Stadtsafari“ sind wieder im Rennen, Museum und Geopark bieten eigene Themen an.
Mehr Infos und Buchungen beim Stadt- und Tourismusmarketing Weinheim, Hauptstraße 47, Telefon 06201-874450, mail info@weinheim-marketing.de, www.weinheim-marketing.de