Mit Verleihung der Verdienstmedaille der Stadt Worms an drei verdiente Bürgerinnen und Bürger fand heute Nachmittag (13.01.2012) um 17.00 Uhr im Ratssaal des Wormser Rathauses die traditionelle Neujahrsbegrüßung mit geladenen Gästen statt. Zu diesem Anlass hielt Oberbürgermeister Kissel seine Neujahrsansprache, die Sie hier nachlesen können.
Ein herzliches Willkommen
Es freut mich, Sie alle als Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens auch zu Beginn des Jahres 2012 zur traditionellen Neujahrsbegrüßung hier im Rathaus der Stadt Worms willkommen zu heißen.
Ihnen und Ihren Angehörigen und den von Ihnen repräsentierten Verbänden, Kirchen und Religionsgemeinschaften, Vereinigungen und Unternehmen wünsche ich für das neue Jahr alles erdenklich Gute.
Zugleich danke ich Ihnen für Ihr vielfältiges Engagement und für Ihre Beiträge zum Wohle unserer Stadt und unserer Bürgerinnen und Bürger.
Und ich betrachte es als Ausdruck der Verbundenheit und des gemeinsamen Bemühens um das Beste für unsere Stadt und die Region, dass Sie in so großer Zahl meiner Einladung gefolgt sind.
Sicher haben Sie Verständnis dafür, dass ich mir in der namentlichen Begrüßung erneut Zurückhaltung auferlege, gleichwohl ich einige wenige Ausnahmen mache.
Stellvertretend für alle ehrenamtlich tätigen Mitbürgerinnen und Mitbürger begrüße ich die drei Persönlichkeiten, die heute für ihr langjähriges, dem Gemeinwohl dienendes Wirken in Ehrenamt oder Beruf mit der Verdienstmedaille der Stadt Worms ausgezeichnet werden, namentlich
– Frau Hanna-Maria Hentrich
– Frau Wilma Ströning und
– Herrn Werner Stoll
Ihnen und Ihren Angehörigen gilt mein besonders herzlicher Gruß.
Auf die Gründe Ihrer Auszeichnung werde ich im weiteren Verlauf noch näher eingehen.
Einen besonderen Willkommensgruß entbiete ich
– den Abgeordneten der Parlamente, MdL Guth und Kessel,
– den Repräsentanten der kommunalen Nachbarschaft, (LR Görisch, OB Jörg Eger, Beig. Volker Buser und Bürgermeister)
– den Vertretern der staatlichen Behörden (Polizei, Justiz, LM, WSA, Hauptzollamt)
– den Mitgliedern des Stadtrates, des Stadtvorstandes und den Damen und Herren Ortsvorstehern, den Trägern des Ehrenringes,
– den früheren Amts- und Mandatsträgern (OB a.D. Gernot Fischer, Staatsminister a.D. Florian Gerster).
Und es freut mich, dass ich auch in diesem Jahr als Repräsentanten der USA den Stellvertretenden Standortkommandanten des 5. US-Fernmeldekommandos, Colonel Derek T. Orndorff und seine Gattin Kristina in unserer Mitte willkommen heißen darf. Trotz der Standortverlagerung von Mannheim nach Wiesbaden halten unsere amerikanischen Freunde die Verbindung zu ihrem ursprünglichen Standort Worms – und sie tragen unverändert den Wormser Drachen in ihrem Wappen.
Erstmals darf ich als Zeichen der guten regionalen Vernetzung die neue Geschäftsführerin der Zukunftsinitiative Metropolregion Rhein-Neckar, Frau Kirsten Korte, sowie Herrn Dr. Thomas Grommes (GF GML) herzlich bei uns begrüßen.
Heute feiert unser geschätzter Stadtratskollege und Ortsvorsteher Karlheinz Henkes Geburtstag – herzlichen Glückwunsch. Sein Wort hat im Rat besonders Gewicht.
Es ist mir in diesem Zusammenhang ein besonderes Anliegen, all denen in besonderer Weise Dank und Wertschätzung auszudrücken, die sich ehrenamtlich oder auch im Hauptamt bzw. in einem parlamentarischen Mandat in der Politik für unsere Stadt und unser Land engagieren.
Sie alle, ob in Ortsbeiräten, in Stadt- und Gemeinderäten, im Hauptamt, als Abgeordnete oder als einfache Mitglieder in den demokratischen Parteien haben ganz persönlich Anteil an der lebendigen Entwicklung unserer demokratischen Gesellschaft. Und Sie tun dies mit einem enormen Aufwand an Zeit und in der Befassung mit komplexen Sachverhalten und Problemen.
Sich in einer Partei zu engagieren, Politik zu machen, Politikerin oder Politiker zu sein, das ist in weiten Teilen der öffentlichen bzw. der veröffentlichten Meinung immer wieder allzu pauschalen und undifferenzierten Urteilen ausgesetzt.
Deshalb sage ich auch heute: Es ist ganz im Sinne unserer Verfassung und einer Bürgergesellschaft, wenn sich Menschen in demokratischen Parteien engagieren und – vor allem im Ehrenamt – ihre Zeit und ihre Erfahrung in die Entwicklung unseres Gemeinwesens einbringen. Dafür gebührt ihnen – unabhängig der ebenso notwendigen kritischen Begleitung – Anerkennung und Respekt.
Ich bin im Übrigen fest davon überzeugt, unsere demokratisch und rechtsstaatlich organisierten Strukturen, die Befugnis- und Kontrollsysteme der staatlichen Organe, die Instrumentarien zur Korrektur von Fehlentwicklungen – auch durch die Bürger selbst – sind gefestigt und funktionieren besser, als manche es wahrhaben wollen.
Unsere Gesellschaftsordnung und die Funktionalität des öffentlichen Lebens sind weltweit als vorbildhaft anerkannt.
Dies gilt auch für die Organisation und Leistungsfähigkeit des öffentlichen Dienstes. Was gelegentlich mit eher abfälligem Unterton als „Bürokratie“ angesprochen wird, ist das rechtsstaatlich legitimierte Grundgerüst unserer gesellschaftlichen Ordnung.
Die Verwaltung und die Dienste der Daseinsvorsorge sorgen für die Funktion des öffentlichen Lebens und garantieren Rechtsstaatlichkeit und Sicherheit im weitesten Sinne – für die Bürger ebenso wie für die private Wirtschaft.
Ob in den unterschiedlichen Bereichen der Verwaltung, in den Beteiligungsgesellschaften, in der Straßenreinigung, in der Ver- und Entsorgung, in der Straßen-, Gewässer- und Grünflächenunterhaltung, im Reinigungsdienst, in den Kindertagesstätten, in der Feuerwehr, im Klinikum oder in der Stadtreinigung – überall treffe ich auf fleißige und in ihrer Funktion kompetente und gewissenhafte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Ich bin stolz auf diese städtische Mitarbeiterschaft und will ihr deshalb an dieser Stelle ausdrücklich für gute und zuverlässige Arbeit zum Wohle unserer Stadt herzlichen Dank sagen.
In diesen Dank schließe ich gerne die Kolleginnen und Kollegen in den staatlichen Behörden ein. Stellvertretend für sie alle möchte ich ganz besonders den Frauen und Männern unserer Polizeidirektion Anerkennung und Respekt zollen. In der Prävention sowie in der Bekämpfung und Aufklärung von Kriminalität leisten sie hervorragende und erfolgreiche Arbeit.
Es scheint, es geht uns zum Beginn des neuen Jahres recht gut. Jedenfalls besagen das nahezu alle statistischen Daten. Geschäfts- und Konsumklima stimmen und die Mehrheit der Deutschen sieht ihre persönlichen Perspektiven zuversichtlicher als noch vor Jahresfrist.
2011 war insgesamt ein Jahr wirtschaftlichen Aufschwungs und sinkender Arbeitslosigkeit – auch in Worms. Gestern durfte ich gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Geschäftsführung der Mainzer Arbeitsagentur, Jürgen Czupalla, bekannt geben, dass unsere Stadt mit dem innerhalb eines Jahres erreichten Beschäftigungszuwachs in Rheinhessen an der Spitze liegt. Worms ist damit das wichtigste Zugpferd für Beschäftigungsaufbau in der Region.
Das alles scheint beruhigend, obwohl dieser Befund so gar nicht zu den Krisen des Jahres 2011 passen will:
– Tsunami und Reaktor-Crash stürzen Japan in eine Katastrophe,
– ein Amok-Lauf in Norwegen schockiert die Welt,
– in arabischen Ländern befreien sich die Menschen von ihren Despoten – ohne dass absehbar ist, was danach geschieht,
– eine unfassbare Reihe von Neo-Nazi-Morden an ausländischen Mitbürgern und einer Polizistin und das Versagen der Staatsschutzorgane wird aufgedeckt
– und zu allem Unglück gesellt sich eine weitere Krise der ungeregelten Finanzmärkte, die uns tiefgreifende Debatten um die gemeinsame europäische Währung beschert.
Alles Ereignisse, die auf politische Entscheidungen in Deutschland Einfluss hatten: der Ausstieg aus der Kernenergie, die Ergebnisse von mehreren Landtagswahlen, eine ernst zu nehmende Bürgerbewegung gegen das unkontrollierte Zocken großer Investmentbanken mit nicht werthaltigen Finanzprodukten, aber auch einen wachsenden politischen und gesellschaftlichen Konsens gegen den Rechtsextremismus.
Das Jahr 2012 wird indessen kaum weniger spannend verlaufen. Die Energiewende kann und muss vor allem kommunal getragen und mit den Bürgern und Unternehmen konkret gestaltet werden.
Mit unserem Konzept für Klimaschutz und Energieeffizienz haben wir eine Reihe von Initiativen entwickelt, vom Dachflächenkataster bis hin zum Effizienz-Netzwerk großer Wormser Unternehmen. Selbstverständlich geht die Stadt dabei mit einem professionellen Energiemanagement und in der energetischen Sanierung ihres Gebäudebestandes voran.
Das internationale Jahr der Genossenschaften kann ein Impuls für Bürgerbeteiligung sein. Gemeinsam mit der in genossenschaftlichen Regularien erfahrenen Volksbank Wo-Wonnegau (Vorstände Bernd Hühn, Armin Bork) wollen wir die Gründung einer solchen Plattform konkret prüfen.
Auch die Sparkasse (Dr. Walden, Horch, Zubiller) ist mit interessanten Produktangeboten längst dabei, Anreize für private Investitionen in energetische Gebäudesanierung und Photovoltaikanlagen zu geben.
Und unsere 100-jährige EWR AG (Vorstände Antz und Reichert) investiert kräftig in die regenerative Erzeugung, alleine 2012 und 2013 über 50 Mio. Euro, unter anderem auch in die Windkraftanlagen in Worms sowie in die Aufrüstung der Netzstrukturen. Und bereits jetzt speist die EWR jährlich rund 2,7 Mio. kwh regenerativ erzeugten Strom in die Netze ein.
Im Übrigen bin ich davon überzeugt, dass es klug und weitsichtig ist, wenn wir in Rheinhessen endlich auch in der Energieversorgung eine kommunal getragene Verbundlösung anstreben.
Die größte politische Herausforderung ist allerdings die Stabilisierung der europäischen Staatshaushalte, eine Regulierung der Finanzmärkte, die Erhaltung der europäischen Einheit schlechthin. Dazu gibt es im Kontext mit der Erinnerung an die Schrecken historischer Ereignisse und geo-politischer Entwicklungen keine vernünftige Alternative.
Es kommt dabei nicht darauf an, ob in Europa „deutsch gesprochen“ wird. Viel entscheidender ist, dass – bei Bewahrung aller Vielfalt – europäisch gedacht und gehandelt wird. Was Europa braucht, ist eine Stärkung seiner demokratischen Legitimation, ein Mehr an Zusammenhalt und gestaltender Zusammenarbeit.
Im kommunalen Bereich, in den Städten ist diese europäische Idee längst erlebbar, auch in Worms. Hier leben Menschen unterschiedlichster Herkunft und kultureller Wurzeln. Und wenn sie sich begegnen, wenn sie sich kennen lernen, miteinander ins Gespräch kommen, sich verständigen und verstehen und schätzen lernen, dann entsteht daraus ein qualitatives Wachstum im Sinne von Zusammenhalt.
Wir Wormser kommen gut voran auf diesem Weg. Und ich danke allen, die daran Anteil haben, z.B. den Mitglieder im Beirat für Migration und Integration (Serdar Uzatmaz), den christlichen Kirchen und Moscheevereinen, den politischen Parteien und unseren aktiven Integrationsbeauftragten. Erfreulich ist dabei auch der gewachsene gesellschaftliche Zusammenhalt gegen offene Fremdenfeindlichkeit.
Die zuletzt von allen politischen und gesellschaftlichen Gruppierungen getragene Kundgebung hat eindrucksvoll deutlich gemacht: Worms ist demokratisch und rechtsstaatlich gesinnt. Wir wenden uns entschlossen gegen den Rechtsextremismus, aber wir empfinden keinen Hass gegen die jungen Leute, die von rechten Rattenfängern auf einen Irrweg gelockt werden.
Umso wichtiger ist es, dass den Rechtsextremen der geistige Nährboden entzogen, jungen Menschen eine gute Bildung und Ausbildung und damit Lebensperspektive geboten werden, damit sie an Demokratie und Staat glauben und kein Raum für dumpfe Vorurteile entsteht.
Im Rahmen unserer Gedenkarbeit und Projekten der politischen und kulturellen Bildung wollen wir weiter unseren Teil dazu beitragen.
Eine Online-Befragung im vergangenen Jahr hat ergeben, dass die Mehrheit der Wormser sich hier wohl fühlt, gerne hier lebt. Auf Reisen oder von Besuchern hören viele Wormser in den letzten Jahren immer wieder, wie positiv sich ihre Stadt entwickelt hat. Das gilt für die Parks und Grünanlagen, für die städtebauliche Entwicklung, für die Zeit nach Beendigung mancher Baustellen, für die wirtschaftliche Entwicklung, insbesondere aber auch für das reiche und vielfältige Kulturangebot.
Das Ende Januar wieder- und neueröffnete Kultur- und Tagungszentrum ist unter dem anfangs belächelten Begriff „DAS WORMSER“ durchgestartet und hat bereits eine besondere Auszeichnung erhalten.
Und während andere Städte nach Profilen und Erzählungen suchen, mit denen sie ihr Stadtimage aufpolieren können, hat Worms eine ganze Schatzkiste davon: das Nibelungenlied als Dachmarke – sowie als weitere Kernprofile der Dom, Luther und die Reformation, das Jüdisches Worms und die Weinkultur, für die beispielhaft das Weinhaus Valckenberg mit einer 225-jährigen Tradition steht – und nicht zu vergessen der Sport in den Vereinen, allen voran die Turngemeinde und unsere „Wormatia“, die sich im sportlichen Aufwärtstrend befindet.
Und aus diesem Schatz erwachsen viel beachtete Projekte wie die Festspiele, die für bundesweite Nachrichten und neue Wertschöpfungsketten sorgen, das Jazz&Joy-Festival, das Nibelungenmuseum, das Spectaculum, das Riesling-Jahr, die Kulturnacht, unsere zunehmend wichtige Rolle in der Lutherdekade oder die Initiative für den Welterbeantrag der SchuM-Städte.
All dies entfaltet nicht nur eine gesteigerte Wahrnehmung unserer Stadt von außen, sondern auch wachsende Innenwirkung: die Netzwerkarbeit und die Kooperationen der städtischen Institutionen mit Vereinen, Kirchen, der freien Kunstszene und mit bürgerschaftlichen Initiativen sind dafür Beleg.
Und diese Kooperationen sind zudem bewusste Schritte in die Bürgergesellschaft, die aktives Interesse, Mitwirkung und Beteiligung und schließlich Identifikation erzeugt. Das – durchaus kritische – Interesse an Bauprojekten und Zukunftsplanungen, wie die für eine Landesgartenschau, oder die erfreulich engagierte Teilnahme am „Haushalt im Dialog“ stehen beispielhaft für diese Entwicklung.
Und angesichts der Sorge um die durch chronische Unterfinanzierung der kommunalen Haushalte verursachte Schieflage auch unserer Finanzen herrscht breites Verständnis für die Notwendigkeit durchgreifender Maßnahmen der Haushaltskonsolidierung – über die Maßnahmen des Kommunalen Entschuldungsfonds hinaus.
Gleichwohl darf das nicht bedeuten, dass wir dabei nur auf quantitative Effekte zielen und im Prozess der Modernisierung der öffentlichen Infrastruktur innehalten oder sie gar mit falsch verstandener Sparsamkeit verrotten lassen.
Deshalb werden wir nicht nachlassen, in die Funktionalität, in die wirtschaftliche Standortqualität, in die Attraktivität und damit in die urbanen Qualitäten und in die Zukunftsfähigkeit unserer Stadt zu investieren. Der mit Hilfe von Bund und Land abgeschlossene Ausbau des schnellen Internets (DSL) in bislang benachteiligten Stadtteilen hat dabei eine hohe Bedeutung.
Im Zentrum bleiben die Investitionen in Bildung, in die Sanierung und Modernisierung unserer Schulen, in die bedarfsgerechte Entwicklung der frühkindlichen Betreuungsangebote und in den weiteren Ausbau der Verkehrsinfrastruktur einschließlich der Radwegesysteme.
Der Hochwasserschutz an der Pfrimm, die Neugestaltung von Bahnhofsvorplatz und Barbarossaplatz, die Entwicklung des Liebenauer Feldes und des ehemaligen Bundeswehr-Depots in Pfeddersheim, die Reaktivierung des Hessischen Hofes in Rheindürkheim oder die Renovierung der Friedhofskapelle in Horchheim – um nur einige Projekte beispielhaft zu nennen – stehen ebenso auf unserem anspruchsvollen Programm.
Es wird also auch 2012 wieder manche Baustellen geben, die zu unvermeidlichen Behinderungen führen und manchen Ärger erzeugen – danach jedoch die urbane Qualität unserer Stadt verbessern. Und ich hoffe, dass wir uns über den Neubau eines Tagungshotels am WORMSER und ein Brauhaus am „Glaskopf“ freuen können.
Wir auch werden unseren Teil dazu beitragen, gemeinsam mit dem Landesbetrieb Mobilität (LBM) den abschnittweisen Ausbau der B 9 und die Gestaltung der begleitenden Anliegerstraßen und Freiflächen voranzubringen – und auch eine Lösung für die Fußgängerbrücke zum Rheinufer zu finden, die stadtgestalterischen Ansprüchen genügt und auch den Rechnungshof überzeugt. Schließlich dürfen wir der Fertigstellung der Sanierung unserer alten Nibelungenbrücke entgegensehen.
Aktuell sind wir dabei, wichtige Teilstücke des Innenstadt- und Parkrings auszubauen. Das erfordert ebenso Geduld wie die Umstände, die infolge der Erneuerung der Neusatzbrücke zu ertragen sind. Aber vielleicht fällt uns noch etwas ein, um die unbefriedigende Situation an der Ecke Speyrer Straße / Kirschgartenweg noch etwas flüssiger zu gestalten.
Dabei verlieren wir im Zusammenwirken mit dem LBM die Vervollständigung des Äußeren Ringes um die Stadt nicht aus den Augen: Die B 47-Südumgehung bekommt Aussicht auf Realisierung, sobald die letzte Klage aus der Welt ist und der Bund die Mittel für den Bau bereit stellt. Und die Fortsetzung der Krankenhaustangente als weiteres Element des Äußeren Ringes ist für die Entlastung der Wohnbereiche in der Innenstadt, in Neuhausen, Hochheim und Leiselheim vom Durchgangsverkehr ebenso von Bedeutung wie die Unterführung der Bahn im Zuge des Fahrwegs.
Die Verkehrsinfrastruktur ist ein maßgeblicher Faktor für den Wirtschafts-standort Worms, der sich seit der von OB Gernot Fischer initiierten Gründung der wfg vor 20 Jahren prächtig entwickelt hat. Das war eine kluge und weitsichtige Entscheidung.
Die Standortgunst unserer Stadt und das Zusammenwirken vieler Akteure aus Verwaltung, IHK, Sparkasse, Volksbank, EWR und Gewerkschaften in der Bestandspflege, in der Bereitstellung gewerblich nutzbarer Grundstücke, im Ausbau der Infrastruktur und in der Finanzierung von unternehmerischen Investitionen hat dazu beigetragen, dass wir heute über einen bunten und stabilen Branchen-Mix verfügen.
Jetzt aber gilt es, im Rahmen der Flächennutzungsplanung neue Vorratsflächen für die langfristige Entwicklung der gewerblichen Standorte auszuweisen. Dabei ist Augenmaß gefordert – nicht nur mit Blick auf Bodenverbrauch, Natur- und Artenschutz oder die Kosten der Erschließung. Es geht also nicht vorrangig um die Quantität neuer Flächen, sondern um die Qualität neuer Ansiedlungen.
Auch der demografische Wandel ist ein Faktor, der sich bereits in der Sorge um den Nachwuchs an Fachkräften bemerkbar macht. Das erhöht einerseits die Chancen älterer Arbeitnehmer, erfordert gleichwohl zusätzliche Anstrengungen im Standortmarketing für unsere Stadt.
Ein Vielfalt an Arbeits- und Ausbildungsplätzen, attraktive Angebote zum Bauen und Wohnen, gute Einkaufsmöglichkeiten, Sport-, Freizeit- und Naherholungsangebote und ein lebendiges Kulturleben – all dies sind Elemente urbaner Qualität, nachhaltiger Wirtschafts- und Steuerkraft und damit die Grundlage für die finanzielle Handlungsfähigkeit der Stadt und für die Bewältigung auch der vielfältigen sozialen Aufgaben.
Das Bemühen um soziale Gerechtigkeit gehört zu den zentralen Anliegen einer auf Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Stabilität gerichteten Politik. Die Sozialraumanalyse hat deutlich gemacht, dass in strukturell ohnehin benachteiligten Bezirken unserer Stadt auch unterschiedliche Formen sozialer Verwerfungen existieren.
Wir dürfen nicht akzeptieren, dass ein Teil unserer Bevölkerung durch Arbeitslosigkeit, persönliche Defizite oder Kinderreichtum in eine soziale Abwärtsspirale geraten, die in Armut und Hoffnungslosigkeit mündet. Der Integrationsbetrieb unseres Friedhofsbetriebes beweist, dass es auch für Menschen mit Einschränkungen Chancen zur Rückkehr in die Arbeitswelt gibt.
Armut wirkt sich vor allem für Kinder in vielen ihrer zentralen Lebensbereiche negativ aus. Lern- und Erfahrungsmöglichkeiten in der schulischen und außerschulischen Welt sind eingeschränkt. Und Armut kann sich verfestigen, kann quasi vererbt werden, wenn sie eine hohe Konzentration in Stadtvierteln entwickelt.
Wir haben deshalb nach den Erkenntnissen der Sozialraumanalyse für zwei Stadtteile im Wormser Norden und in Neuhausen mit besonderem sozialem und städtebaulichem Entwicklungsbedarf ein Konzept für die Teilnahme am Programm „Soziale Stadt“ erarbeitet. Ich hoffe, dass wir in den Genuss der beantragten Städtebaufördermittel kommen, um gemeinsam mit unserer Wohnungsbaugesellschaft und unseren Partnern im Kreis der Wohlfahrtsverbände an die Umsetzung zu gehen.
Es gibt keinen Gegensatz zwischen den Pflicht- und den sogenannten freiwilligen Aufgaben. Deshalb wird es auch in diesem Jahr ein vielfältiges und attraktives Kulturangebot geben. Neben den schon gewohnten Veranstaltungen werden in Zusammenarbeit mit der EKHN und der EKD überregional ausstrahlende Projekte im Rahmen der Lutherdekade geplant. Unser städtischer Beauftragter Dr. Ulrich Oelschläger, leistet dabei wertvolle Netzwerkarbeit.
Gemeinsam mit Mainz und Speyer und unter der Federführung des Landes kommen wir jetzt in eine vor-entscheidende Phase für den SchUM-Welterbeantrag. Eine wissenschaftliche Tagung im Mainzer Landesmuseum hat die überragende Bedeutung der geistigen Überlieferung der Jüdischen Zentren Mainz, Speyer und Worms für das europäische Judentum eindrucksvoll unterstrichen.
Und auch der feierliche Festakt zur Erinnerung an die Wiedererstehung der Wormser Synagoge war ein Ereignis, das die einzigartige jüdische Geschichte von Worms in den Blickpunkt gerückt hat. Es freut mich ganz besonders, dass ich heute die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Mainz-Worms, Frau Stella Schindler-Siegreich, in unserer Mitte begrüßen und ihr für die gute Zusammenarbeit danken darf.
Alles in allem stehen wir erneut vor großen und schwierigen, aber ebenso reizvollen Aufgaben. Unsere Stadt hat – trotz mancher Probleme – gute Voraussetzungen, weiter voran zu kommen. Gefordert sind weiterhin Zuversicht und die Kraft, Entscheidungen zu treffen.
Worms ist stark und Worms gewinnt, wenn alle gesellschaftlichen Kräfte den Willen zur Zusammenarbeit und zum Zusammenhalt in den Mittelpunkt ihres Handelns stellen.
Ich blicke zuversichtlich in dieses neue Jahr. Denn in Worms herrscht ein großes Maß an Gemeinsinn. Und es gibt in unserer Stadt eine beachtliche Zahl an Frauen und Männern, die sich ehrenamtlich für die Pflege des Gemeinschaftslebens und für das Gemeinwohl einsetzen.
Es ist guter Brauch, dass wir diese Neujahrsbegrüßung dazu nutzen, besonders herausragendes gemeinnütziges Engagement einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen.
Deshalb wollen wir auch heute drei Persönlichkeiten mit der Verdienstmedaille der Stadt Worms für ihr besonderes Wirken für unsere Gemeinschaft auszeichnen und ehren.