Seit vier Jahren gibt es die Jugendschutzinitiative Südliche Weinstraße. Polizei, Jugendamt, Ordnungsämter und Jugendpfleger der Verbandsgemeinden wollen mit diesem Projekt die Kinder und Jugendlichen bis 18 Jahren schützen und begleiten.
„Im Jahr 2006 beobachteten wir eine negative Entwicklung auf den Wein- und Straßenfesten sowie bei Großveranstaltungen. Immer mehr Minderjährige konsumierten exzessiv Alkohol. Bedingt dadurch stiegen Vandalismus und Gewalt gegen andere Jugendliche und Erwachsene,“ beschreibt der Jugendschutzbeauftragter der Polizei Werner Bachmann die damalige Situation.
Um diesen Trend entgegen zu wirken, gründeten die Verantwortlichen von Polizei, Jugendamt und Ordnungsämtern eine Jugendschutzinitiative Südliche Weinstraße und erstellten ein Arbeitskonzept. „Durch diese institutionsübergreifende Initiative kommen wir unserer Verantwortung für den Schutz von Kindern und Jugendlichen verstärkt nach und setzen die Aufgaben des gesetzlichen Jugendschutzes um“, so der Erste Kreisbeigeordnete Nicolai Schenk.
„Die Partykultur hatte sich verändert“, so der Jugendpfleger Mike Bourquin. Bereits 2003 hat die Verbandsgemeinde Offenbach mit Jugendschutzkontrollen begonnen; daraus entwickelte sich dann die kreisweite Initiative. Nach anfänglicher Skepsis der Veranstalter sind die Kontrollen mittlerweile anerkannt und werden als sinnvoll angesehen. Insbesondere, weil befürchtete Mindereinnahmen ausblieben und eine entspanntere Atmosphäre erkennbar war. Dies wiederum lud älteres Publikum zum Bleiben ein.
Insgesamt 90 Jugendschutzkontrollen wurden in den vergangenen Jahren durchgeführt. Nur wenige Verstöße gegen das Jugendschutzgesetz wurden dabei festgestellt; meistens wurde eine Verwarnung ausgesprochen, so Michael Schwitzke, der Koordinator der Jugendschutzinitiative. Alleine die Präsenz der Kontrolleure zeige schon Wirkung. Auch die Statistik der Polizeidirektion Landau zeigt, dass sich die Zahl der Delikte unter Alkoholeinfluss bei Jugendlichen an der Südlichen Weinstraße verringert hat.
„Wir haben eine breite Akzeptanz“, so Peter Lerch, der Leiter des Jugendamtes. Er sieht noch weitere nötige Aufklärungsarbeit mit den Jugendlichen und deren Eltern. Das Jugendamt erhält eine Meldung der heimgebrachten bzw. aufgegriffenen Minderjährigen. „Die Mitarbeiter nehmen dann Kontakt mit den Eltern auf, suchen das Gespräch und können entsprechende Hilfen anbieten“, erklärt Lerch.
Ab 2012 wird das Jugendschutzkonzept erweitert, kündigte Schenk an. Künftig werden mehrere minderjährige Testkäufer eingesetzt, um die Verkäufer in Tankstellen, Supermärkten aber auch bei Weinfeste auf die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen zu kontrollieren. Die nächtliche Sperrzeitregelung wird weiter kreisweit beibehalten. Um 1 Uhr ist Musikende, um 1.30 Uhr Ausschankschluss und um 2 Uhr Veranstaltungsende. „Umso später die Feste aufhören, desto höher ist die Gefahr von Auffälligkeiten“, berichtet Bachmann von seinen Erfahrungen. Auch werden die Verbandsgemeindeverwaltungen weiter die so genannten Allgemeinverfügungen erlassen, die das Mitbringen von alkoholischen Getränken auf den Festen in bestimmten Zonen verbietet. „Damit wollen wir das „Vorglühen“ oder „Rucksack-Saufen“ verhindern“, so Bachmann.
Die klassischen Jugendschutzkontrollen werden im kommenden Jahr von 30 auf 20 reduziert. Zusätzlich wird verstärkt der Tabakkonsum von Minderjährigen kontrolliert. Nach dem Jugendschutzgesetz ist das Rauchen unter 18 Jahren in der Öffentlichkeit verboten. „Wir wollen auch ein Stückchen unberechenbarer und flexibler werden“, kündigte Schenk an und weiter: „Wir haben beobachtet, dass Jugendliche sich kurzfristig in den „neuen Medien“ verabreden und meist kleinere Weinfeste besuchen, die nicht im Visier der Kontrolleure sind“.