Nach einer dreijährigen Pause kam es am Samstag zu einer Neuauflage der Landauer Gespräche. ZDF-Moderator Thomas J. Kramer hatte drei Personen aus Wirtschaft, Gesellschaft und Politik zu sich auf die Bühne gebeten, die gemeinsam zum Thema „Prominenz, Kompetenz, Charisma – welche Vorbilder braucht unsere Gesellschaft“ debattierten.
Oberbürgermeister Hans-Dieter Schlimmer eröffnete die Landauer Gespräche um 19 Uhr. Stadt und Frank-Loeb-Institut hatten erstmals gemeinsam eingeladen, weshalb Schlimmer auch stellvertretend für Institutsleiter Ulrich Sarcinelli die rund 200 Gäste in der Landauer Festhalle begrüßte. Als Gäste der Landauer Gespräche 2011 konnte man Ordensschwester Lea Ackermann, Wirtschaftsmanager Gerhard F. Braun und den ehemaligen Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Erhard Eppler, gewinnen.
Diese diskutierten über Werte und grundlegende Fragen zum Thema Prominenz, Kompetenz, Charisma. Fazit nach 90 Minuten: Vorbild in einer Gesellschaft wird man nicht, weil man sich das vornimmt. Vorbild wird man, indem man nicht auf billige Effekthascherei setzt. Immer wieder versuchte Moderator Thomas J. Kramer die Gäste auf Thesen festzunageln. Früh fielen Namen wie zu Guttenberg, Jauch, Lafontaine und Ackermann.
Der aus Schwäbisch Hall angereiste ehemalige Bundesminister Erhard Eppler hatte früh die Lacher auf seiner Seite. Dafür sorgten markige Sprüche und die ironische Feststellung, er selbst sitze heute als mögliches Vorbild einer Generation auf seinem Stuhl, während er in unwesentlichen Teilen seiner Partei eigentlich als Spinner verschrien sei. Viel Applaus für den ehemaligen Minister, der sich einer späteren These entsprechend, frei von Eitelkeiten präsentierte.
Ordensschwester Lea Ackermann plädierte gegen Egomanen. Schnell werde man einsam, wenn man nur auf sich selbst bedacht sei, forderte Sie viele von der Öffentlichkeit gehandelte „Vorbilder“ zum Umdenken auf. Gerhard F. Braun, Chef der Landevereinigung der Unternehmerverbände, wusste sie in dieser Frage ebenfalls auf ihrer Seite.
Braun streute zusätzlich den Begriff „Glaubwürdigkeit“ ein, der von der Runde vor allem auf die Glaubwürdigkeit der Politik und ihrer Repräsentanten bezogen wurde. Zur Glaubwürdigkeit gehöre immer auch der feste Willen etwas umzusetzen. Nicht das eigene Ich, sondern die Sache müsse im Vordergrund stehen. So werde man als glaubwürdig wahrgenommen. Und damit in der langfristigen Konsequenz auch zu einem wie auch immer gearteten Vorbild.
Vor Beginn der 18. Landauer Gespräche trafen sich die drei Referenten mit Moderator Thomas J. Kramer, Hans-Dieter Schlimmer und Ulrich Sarcinelli im Frank-Loebschen-Haus. Dort besuchten sie die Dauerausstellung „Jüdisches Leben in Landau“ und trugen sich ins Goldene Buch der Stadt ein. Genau 71 Jahre nach den Deportationen von Landau nach Gurs am 22. Oktober 1940 gedachte man durch die 18. Landauer Gespräche den durch die Nationalsozialisten aus Landau vertriebenen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern.