Wiesbaden – Seit Donnerstag, 3. März 2016, leben keine Flüchtlinge mehr in der August-Hermann-Francke-Schule in der Hollerbornstraße. Die Reinigungsarbeiten sind abgeschlossen, der Schlüssel wurde am Dienstag, 8. März, übergeben.
„Im April soll mit den Umbauarbeiten für die nach den Sommerferien dringend benötigte Innenstadt-Grundschule begonnen werden. Deshalb war klar, dass die Francke-Schule nur vorübergehend genutzt werden kann“, erklärt Oberbürgermeister Sven Gerich.
Weil die Stadt aber bis zu 1000 Notunterkunftsplätze zur Verfügung stellen muss, arbeitet sie seit Monaten daran, einen Gebäudekomplex in Kastel – „Kastel Housing“ genannt – so herzurichten, dass er als Notunterkunft dienen kann. In Kastel Housing sind bereits bis zu 350 zugewiesene Flüchtlinge untergebracht, darüber hinaus stehen jetzt rund 400 Plätze als Notunterkunft zur Verfügung; bis zu 600 sollen es werden. Dadurch müssten in der einzigen anderen Wiesbadener Notunterkunft (Simeonhaus) statt bisher 600 nur 400 Plätze bereitgestellt werden. In freigewordenen Zimmern des Simeonhauses könnten wiederum Asylbewerber leben, die der Stadt vom Land zugeteilt werden.
„Es war uns wichtig, dass die Menschen aus der Schule nicht in eine weitere Notunterkunft umziehen müssen, sondern in einer Erstaufnahmeeinrichtung des Landes aufgenommen werden. Das hat reibungslos geklappt und dank der guten Zusammenarbeit der beteiligten Ämter und Organisationen sind wir im Zeitplan“, so Gerich.
Die Notunterkünfte in Wiesbaden (Kastel Housing und Simeonhaus) werden auch weiterhin von den Hilfsorganisationen Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), Deutsches Rotes Kreuz (DRK) Wiesbaden, Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) Wiesbaden sowie Malteser Hilfsdienst (MHD) betreut. Die Zusammenarbeit wird ab jetzt noch intensiver, da in der Francke-Schule der ASB allein zuständig war, während die anderen drei Organisationen im Simeonhaus zusammenarbeiten.
„Wir sind sicher, dass sich in Kastel noch mehr Synergien nutzen lassen und ich wünsche mir sehr, dass es in der neuen Unterkunft genauso familiär zugehen wird wie in der Francke-Schule“,
sagt Rafael Skrzipietz, bisheriger Standortleiter der ASB-Flüchtlingsunterkunft August-Hermann-Francke-Schule. Flüchtlinge, Betreuer und Mitarbeiter seien dort sehr gut miteinander ausgekommen, nicht selten habe es tränenreiche Abschiede gegeben.
„Wir haben in der Schule zusammen gelebt und gearbeitet, die Menschen waren wahnsinnig dankbar für die Hilfe und wir haben uns gefühlt wie eine Familie.“
Deshalb werde er diese Zeit trotz hoher Belastung in guter Erinnerung behalten.
„Außerdem habe ich Wiesbaden als eine sehr soziale Stadt kennengelernt“, sagt Skrzipietz.
Vor allem aus der Nachbarschaft kamen zahlreiche Hilfsangebote und Sachspenden.
„Ich danke allen Helferinnen, Helfern und ASB-Kräften für den überwältigenden Einsatz. Sie haben in Spitzenzeiten 300 Menschen rund um die Uhr im Schichtdienst betreut; zuletzt haben knapp 80 Menschen in der Schule gelebt.“