Karlsruhe – Das Projekt hat Charme. Die Erweiterung der Elefantenanlage zu einer Altersresidenz für Asiatische Elefanten sei tiergerecht und auch im Sinne des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP) sinnvoll, waren sich Jürgen Schilfarth, Vorsitzender der European Elephant Group (EEG), und der Karlsruher Zoodirektor Dr. Matthias Reinschmidt einig.
Auf Initiative von Schilfarth hatte der Austausch des europäischen Elefanten-Schutz-Vereins mit Reinschmidt über die künftige Elefantenhaltung im Zoologischen Stadtgarten stattgefunden.
„Die Altersresidenz ist ein Angebot an Zirkusse für Elefantenkühe, die nicht mehr reisen sollen“, erläuterte Reinschmidt beim Treffen am vergangenen Freitag, „das Tierschutzprojekt ist unser erstes Großvorhaben im Masterplan Zoologischer Stadtgarten.“
Über den Masterplan entscheidet der Gemeinderat am 22. März. Mit der bis 2017 vorgesehenen Erweiterung der Außenanlage reagiert der Zoo auch auf das Säugetiergutachten, das unter anderem für die Elefantenanlage Handlungsbedarf vorgibt.
Beim Vororttermin mit Jürgen Schilfarth und weiteren EEG-Mitgliedern hatten Reinschmidt, Chef-Elefantenpfleger Robert Scholz sowie Betriebsinspektorin Claudia Vollhardt die Erweiterung der Elefanten-Außenanlage von derzeit 1.100 auf dann 2.700 Quadratmeter vorgestellt. Im Zoo Karlsruhe kümmert sich ein fünfköpfiges Tierpfleger-Team im direkten Kontakt um die Elefanten, das um die speziellen Belange von Elefanten-Oldies weiß. Denn mit der 61-jährigen Rani, dem ältesten in einem deutschen Zoo lebenden Elefant, und der ein Jahr jüngeren Shanti leben hier heute schon zwei hochbetagte Elefanten. Nach südlicher Erweiterung der Außenanlage unter Aufgabe des Südamerikahauses und Erhalt der unterschiedlichen Bodenstruktur sowie des Baumbestands können bis zu fünf Tiere auf der Anlage leben.
Die tiergerechte Haltung von Elefanten ist Anliegen von EEG. Schöpfend aus einer langjährigen intensiven Beschäftigung mit Haltungsformen im Zirkus, in Zoos oder anderen Einrichtungen mit Elefantenhaltung, habe der Verein es sich zur Aufgabe gemacht, „die Elefantenhaltung begleitend fortzuentwickeln“, informierte Jürgen Schilfarth. Mit Blick auf die derzeit vorhandenen Flächen hatte EEG in zurückliegender Zeit auch die Karlsruher Elefanten-Anlage im kritischen Blick gehabt.
„Im Elefanten-Dialog“ bleiben
Aus ihren verschiedenen Blickwinkeln heraus wollen EEG und Zoo Karlsruhe im „Elefanten-Dialog“ bleiben. Erkenntnisse in der Elefantenhaltung erweitern sich beständig.
„Vor 30 Jahren wurde eine Freilaufhalle noch als romantisierende Idee abgetan, heute ist sie Standard“, nannte Schilfarth ein Beispiel.
Aktuell setzt sich EEG für den „geschützte Kontakt“ (protected contact) ein, bei dem Elefantenpfleger durch eine sichere Abschrankung mit den Elefanten arbeiten.
„Unsere Tiere sind noch den direkten Kontakt gewohnt, das Tierpfleger-Team verfügt hier über eine hohe Kompetenz“, so Reinschmidt.
Bei der Altersresidenz geht der Zoo vom direkten Kontakt aus.
„Wir werden uns aber bei der Planung für die Erweiterung nichts verbauen und Gesichtspunkte für eine spätere Umstellung der Haltung mitdenken“, betonte Reinschmidt.
Dazu gehöre auch, dass sich das Pfleger-Team entsprechend fortbilde. Wichtig sei, flexibel zu bleiben, um auf künftige Entwicklungen reagieren zu können, war sich der Zoo mit der EEG-Gruppe einig, die beim Vor-Ort-Termin auch das Bestandsgebäude ansprachen.
„Unser Fokus liegt momentan bei der Erweiterung“, so Reinschmidt, wohl wissend dass es auch im Gebäude selbst noch ein paar Stellschrauben für Optimierungen gibt.
Unterstützung bei Elefanten-Dokumentation
Der EEG liege auch die Dokumentation über alle in Zoos gehaltene Elefanten am Herzen, hatte Schilfarth beim Treffen erwähnt. Wo der Zoo Karlsruhe helfen kann, noch vorhandene Lücken in der Dokumentation über Karlsruher Zoo-Elefanten zu schließen, unterstütze dieser die EEG gerne, sicherte Reinschmidt zu.