Karlsruhe – Nein, Schönheiten sind die beiden noch nicht. Zwar stoßen schon die ersten Federn durch die ansonsten noch rosafarbene, nackte Haut, und auch die Augen der drei Wochen alten Küken beginnen sich zu öffnen.
Von der farbenfrohen Schönheit ihrer Eltern sind die beiden Sonnensittiche jedoch noch weit entfernt. Auch sind die Jungpapageien, die in einer der Bruthöhle im Südamerikahaus des Zoologischen Stadtgartens Karlsruhe aufwachsen, noch lange nicht so stimmgewaltig wie ihre Eltern. Mit weit aufgesperrtem Schnabel und leisem Bettel-Piepen motivieren sie die Eltern, Samen, Früchte, Nüsse und Blüten auszuwürgen und in ihre kleinen Schnäbel zu stopfen.
Mit etwa zwei Monaten sind die Jungvögel flügge
Ihrer Elternaufgabe geht das Sonnensittich-Paar fürsorglich und fleißig nach. So gedeihen die Küken prächtig, sie wiegen mittlerweile immerhin um die 30 Gramm. Mit etwa sieben bis acht Wochen dürfte sich ihr gelbgrünes Jugendgefieder ausgebildet haben. Dann verlassen sie die Bruthöhle und präsentieren sich den Besucherinnen und Besuchern des Zoologischen Stadtgartens. Mit einem dreiviertel Jahr fängt die erste Mauser an, danach zeigen sie sich mit der elterlichen Farbpalette in Rot, Orange, Blau und Grün.
Ob sich bei den Sonnensittichen weiterer Nachwuchs einstellt, ist noch nicht klar. Sicher ist, dass ein weiteres Weibchen brütet. Hier „übt“ das Männchen sich schon einmal als Familien-Ernährer und bringt dem Weibchen ab und an Futter ans Nest.
„Wir schauen nicht regelmäßig in der Bruthöhle nach, denn wir wollen die Tiere nicht zu viel stören“,
betont der Revierleiter für das Südamerikahaus, Thomas Bersch. So sei nicht klar, ob beim zweiten Paar schon Nachwuchs geschlüpft ist.
Sonnensittiche zählen zu den bedrohten Arten
Sonnensittiche bleiben ein Leben lang als Paar zusammen.
„Sie sind soziale Vögel und brüten in Kolonien“, erläutert Zooleiter Dr. Matthias Reinschmidt. „Die Höhlenbrüter stimulieren sich gegenseitig und erreichen so, dass alle in etwa gleichzeitig mit der Brut anfangen“, fügt der Papageien-Experte an.
Ihr schönes Aussehen hat dazu beigetragen, dass Sonnensittiche im Vogelhandel begehrt sind. Seit einigen Jahren zählen sie daher zu den bedrohten Arten. „Unsere acht erwachsenen Tiere kamen 2015 aus verschiedenen Zoos nach Karlsruhe. Der Zuchterfolg im ersten Jahr lässt hoffen, dass wir eine richtig große Gruppe aufbauen können“, freut sich Reinschmidt auf weiteren Papageien-Zuwachs.
Die Gruppe war zunächst in einer Großvoliere im Exotenhaus untergebracht. Die kleinen Schreihälse sind dann ins Südamerikahaus umgezogen – auch, weil „wir die Lisztäffchen unterbringen mussten, die nun zusammen mit den Gürteltieren in der Volieren im Exotenhaus leben“, so Reinschmidt.