Landau – In Gedenken an die früheren jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger, wie auch die politisch Verfolgten des Naziregimes, verlegte der Kölner Künstler und Initiator des mittlerweile europaweiten STOLPERSTEIN-Projektes, Gunter Demnig, am Dienstag, dem 17. März 2016, im Beisein von Bürgermeister Dr. Maximilian Ingenthron und der Landauer Initiative „Stolpersteine“ die nächsten 16 Steine im Stadtgebiet.
Seit dem Jahr 2008 sind nun 180 Steine in Landau verlegt worden. Sie erinnern an die jeweils letzten frei gewählten Wohnsitze jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger, wie auch von Angehörigen anderer verfolgter Gruppen.
„Wir gedenken jener, die in der Zeit des Nationalsozialismus sehr viel Leid erfahren mussten, vertrieben und ermordet worden sind. Wir alle tragen heute die gesellschaftliche Verantwortung für unsere Stadt als offenes und menschliches Gemeinwesen. Daher dürfen und wollen wir nicht vergessen, was damals geschehen ist. Landauerinnen und Landauer waren Täterinnen und Täter! Und viele hundert Bürgerinnen und Bürger zählten zu den Opfern!“, betonte Bürgermeister Ingenthron.
Die erste Station der Stolpersteinverlegung war das Frank-Loebsche Haus in der Kaufhausgasse 9, wo einst Olga Loeb lebte, deren Biografie von der Leiterin des Stadtarchivs Christine Kohl-Langer vorgestellt wurde. Olga Loeb war eine Cousine des Vaters von Anne Frank und die letzte jüdische Besitzerin des Anwesens. Sie verließ es allerdings im Jahr 1939, um bei Verwandten in Luxemburg Zuflucht zu suchen. Von dort wurde sie 1943 nach Theresienstadt deportiert, überlebte jedoch und wurde befreit.
Ein weiterer Verlegungsort war vor dem Anwesen Langstraße 7 in Gedenken an Else und Ludwig Teutsch, die von Artur Hackert vorgestellt wurden. Vor dem Gebäude Ravelinstraße 2 wurde ein Stein für Dr. Eugen Fried verlegt, zudem wird in der Martin-Luther-Straße 28 an Lucie Weiss erinnert. Vor dem Haus im Ostring 26 liegen nun Steine für Rudolf, Leopold und Paula Strauss, sowie für Susanne Haas. Im Ostring 14 wurden Gedenksteine für Albert, Anna und Paul Martin Joseph eingesetzt. Auch die letzte Station befand sich im Ostring. Vor der Hausnummer 12 wurden Stolpersteine für Margrit und Traute Cahn und Anna und Emil Joseph in das Pflaster eingelassen.
Musikalisch begleitet wurde die Verlegung durch den Saxophonisten Peter Damm.
„Ich finde es wichtig, dass man in Form dieser Stolpersteine die Erinnerung an Schicksale erhalten kann und so auch an die schreckliche Geschichte unseres Landes gedenkt“, erklärte Ingenthron.
Mit den Stolpersteinen geben wir den Verfolgten und Ermordeten einen Teil ihrer Würde zurück: ihren Namen, ihren Platz in unserer Erinnerung, in der Mitte unserer Gesellschaft, in der Mitte unserer Stadt. „Das ist heute wichtiger denn je. Es ist eben die Botschaft, die auch von diesem Tag ausgeht: Nie wieder soll und darf es geschehen. Dass Menschen vertrieben und ermordet werden. Es ist auch eine Botschaft inmitten der Diskussion um Flucht und Fluchtursachen, um deren Folgen.“, meinte der Bürgermeister in seiner Ansprache.
Ingenthron dankte allen, die zum Gelingen und Wachsen des Projektes in Landau beitragen, so den Patinnen und Paten, die die Stolpersteine finanzieren, der Initiative „Stolpersteine“ und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Verwaltung.