Projekt „MicroLab-Ferienpraktikum“ heute ausgezeichnet

Wettbewerb Energie für Bildung

Jennifer Schygulla, Helmut Sitzmann, Angela Grether, Nadine Bondorf und Hans-Peter Frey (v.l.n.r.) nach der Übergabe der Urkunde

Kaiserslautern – Chemie gilt bei vielen Schülern als ein schweres Schulfach, wenn auch die damit verbundenen Experimente häufig als spannend empfunden werden. Doch im Regelunterricht fehlt dafür meist die Zeit.

Mit seinem Ferienpraktikum geht der Fachbereich Chemie der TU Kaiserlautern einen kreativen Weg. Fünf Tage lang können Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 9 bis 12 zusammen mit Studierenden nach Herzenslust experimentieren und erhalten so einen wirklichkeitsnahen Einblick in die Praxis chemischer Laborarbeit. Das sei ein in besonderer Weise förderungswürdiger Ansatz, befand die Jury des Wettbewerbs Energie für Bildung. Der Wettstreit der Ideen wird seit vielen Jahren von der GasVersorgung Süddeutschland (GVS), Stuttgart, ausgelobt.

Fünf Tage im Zeichen der Chemie, verpackt als Ferienkurs – dieses Angebot gibt es bereits seit 2006. Es richtet sich an interessierte Schülerinnen und Schüler, gleichzeitig aber auch an Studierende und junge Naturwissenschaftler.

„Beide Gruppen machen aus unterschiedlichen Blickwinkeln wertvolle Erfahrungen“,

bringt es apl. Prof. Dr. Helmut Sitzmann, Professor für Anorganische Chemie und Projektleiter, auf den Punkt.

„Die Schülerinnen und Schüler schnuppern Labor-Luft, die Studierenden und Nachwuchswissenschaftler können live erleben, wie Jugendliche mit Laboraufgaben zurechtkommen.“

Austragungsort für das jährliche Ferienpraktikum sind die Praktikumslaboratorien der Fachrichtung Anorganische Chemie im Fachbereich Chemie.

„Etwa die Hälfte der rund 50 Teilnehmer kommt aus der Nähe und reist jeden Morgen an, die anderen können während der fünf Tage im Evangelischen Gemeinschaftszentrum in Trippstadt wohnen“,

berichtet die Chemielehrerin und leitende Assistentin Jennifer Schygulla.

„Alle Teilnehmer erhalten vorab in digitaler Form die Praktikumsunterlagen, um sich einlesen zu können. Die Experimentierstationen werden von uns bereits aufgebaut, damit wir keine Zeit verlieren. Die Teilnehmer bilden Zweiergruppen und tragen sich für bestimmte Versuche ein. Dann geht es los.“

Vier Tage lang (Montag bis Donnerstag) wird unter Anleitung von drei Chemielehrkräften in Teams experimentiert. Darüber hinaus haben die Jugendlichen die Möglichkeit, zusammen mit einzelnen teilnehmenden jungen Wissenschaftlern deren Forschungslabor zu besichtigen. Das erlaubt Einblicke in „echte“ wissenschaftliche Forschung. Ergänzend werden noch Workshops angeboten. Am fünften Tag (Freitag) finden dann im Rahmen einer Abschlussveranstaltung Schauversuche statt. Zur Entspannung gibt es im Umfeld des Austragungsorts viele Freizeitmöglichkeiten, vom Schwimmen bis zum Klettern.

„Wer unsere Angebote ausschöpft – und das tun die meisten Teilnehmer – kann sich die Tage richtig vollpacken. Da kann man richtig etwas lernen und hat jede Menge Spaß dabei“,

sagt Jennifer Schygulla.  

Endlich einmal Zeit genug

Dass das Konzept des Ferienpraktikums bei den Jugendlichen ankommt, zeigt zum Beispiel die Aussage eines Schülers des Albert-Schweitzer-Gymnasiums Dillingen/Saar. In seinem 2014 verfassten Projektbericht hebt der Verfasser hervor, dass die Arbeit im Ferienprogramm nicht mit der in der Schule zu vergleichen sei:

„Man hat viel weniger bis gar keinen Zeitdruck, weil die Stunde eben nicht gleich vorbei ist, und man kann sich endlich mal richtig Zeit nehmen, die Versuche, die man macht, zu verstehen. Bei manchen Versuchen muss man etwas länger warten, bis was Interessantes passiert, ist dann aber umso glücklicher, dass es geklappt hat. Manchmal wiederholt man einen Versuch auch mehrere Male.“

Klare Win-Win-Situation

„Zusätzlich zur Erweiterung der eigenen Kenntnisse und Fertigkeiten erhalten die Schülerinnen und Schüler bei diesem Praktikum einen realistischen Eindruck von der Arbeit in einem Chemielabor“,

sagt Projektleiter Helmut Sitzmann.

„Dabei arbeiten sie mit Lehramtskandidaten, Diplomanden und Doktoranden des Fachbereichs zusammen und können direkt und indirekt von den Älteren lernen. Nach Abschluss des Praktikums kehren die Schülerinnen und Schüler mit vielfältigen Erfahrungen an ihre Schulen zurück und berichten dort von ihren Erlebnissen. Dies kann auf längere Sicht dazu beitragen, dass Studienanfänger mit realistischeren Erwartungen an das Chemiestudium herangehen.“

Auch die teilnehmenden Lehramt-Masterkandidaten profitieren von den gemischten Praktika. Denn sie erhalten so die Möglichkeit, mit Schülergruppen Experimente zum Thema ihrer eigenen Masterarbeit durchzuführen. Laut Sitzmann sind in den vergangenen Jahren im MicroLab bereits mehrere Dutzend Masterarbeiten entstanden. Sie beschäftigen sich hauptsächlich mit der Neuentwicklung oder Optimierung von chemischen Experimenten, die von Jugendlichen in der Schule und zum Teil sogar zu Hause durchgeführt werden können.

Beeindruckte Jury

„Das Konzept des MicroLab-Ferienpraktikums hat die Jury und auch mich beeindruckt“,

kommentiert die Projektleiterin der GVS-Ausschreibung Angela Grether.

„Wir haben im Rahmen unseres Wettbewerbs bereits viele MINT-Projekte kennengelernt, aber selten ein so aufwendiges. Denn neben der eigentlichen fachlichen Arbeit in einem als besonders schwierig geltenden naturwissenschaftlichen Fach ist so ein mehrtägiges Ferienpraktikum natürlich ebenfalls mit einem erheblichen logistischen Aufwand verbunden. Hier kann man dem Fachbereich Chemie der TU Kaiserlautern nur gratulieren. Hut ab!“

Hans-Peter Frey, Abteilungsleiter Marketing/Öffentlichkeitsarbeit der SWK Stadtwerke Kaiserslautern Versorgungs-AG:

„Als regionaler Energieversorger sehen wir uns auch in der Pflicht, in die Region zu investieren und so Projekte der Bildung, des Sportes und der Kultur zu unterstützen. Deutschland ist eine Industrienation und hier gehört der Jugend die Zukunft. Wir alle sind aufgefordert, Verantwortung für deren Bildung zu übernehmen. Das führt zu einem Mehrwert für uns alle.“

Die Finanzierung des aufwendigen Projekts ist eine Herausforderung. Die Teilnahmegebühren decken nur einen Teil der Kosten. Das mit der Auszeichnung der GasVersorgung Süddeutschland GmbH verbundene Preisgeld in Höhe von 1.000 Euro soll den Etat der Arbeitsgruppe entlasten.

Energie für Bildung: Ein Wettbewerb trägt Früchte

Die Initiative Energie für Bildung ist ein wichtiger Teil des gesellschaftlichen Engagements der GVS und zielt auf die Nachwuchsförderung. Hintergrund sind der zunehmende Fachkräftemangel in naturwissenschaftlichen und technischen Berufen sowie die sinkenden Studierendenzahlen in diesen Fächern. Mit dem Wettbewerb möchte die GVS das Interesse an diesem Themenfeld wecken und verstärken. Neben der allgemeinen Förderung der MINT-Fächer geht es um die Unterstützung von Mädchen und Frauen in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Die prämierten Projekte haben damit auch eine Vorbildfunktion. Eine fachkundige Jury kommt jährlich zusammen und wählt die Preisträger aus. Weitere Informationen unter www.gvs-energiefuerbildung.de.