Karlsruhe – In der wunderbaren Atmosphäre des Lichthofs, geschaffen durch die Lichtinstallation von Rainer Kehres, wurde der neue Rektor der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe Professor Dr. Siegfried Zielinski am vergangenen Abend offiziell in seinem Amt als Rektor begrüßt. Durch den Abend führte Prorektor Professor Volker Albus, der das Rektorat nach Abschied von Professor Dr. Peter Sloterdijk kommissarisch geleitet hatte.
Dr. Claudia Rose, Leiterin der Kunstabteilung im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, sprach in ihrer Eröffnung von einer spannenden und fordernden Aufgabe, die Professor Zielinski übernommen habe. Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup brachte den Wunsch nach einer verstärkten Kooperation zwischen ZKM und HfG Karlsruhe mit einer Geschichte aus dem Stiftungsrat zum Ausdruck: Professor Zielinski sei dort mit einem Schlüssel für die Verbindungstüren der beiden Institutionen erschienen und habe festgestellt, dass dieser in der Vergangenheit viel zu selten benutzt worden sei. Dies gelte es nun zu ändern.
Der aus gesundheitlichen Gründen verhinderte Peter Weibel, Vorstand des ZKM, wurde von der Geschäftsführerin Christiane Riedel vertreten, die zugleich kommissarische Leiterin des Hochschulrats der HfG Karlsruhe ist. Sie bezog sich ebenfalls in erster Linie auf die kommende Zusammenarbeit mit dem ZKM, die als eine Art Verschränkung anzulegen sei.
Auch der ehemalige Rektor der HfG Karlsruhe Professor Dr. Peter Sloterdijk richtete sein Wort an die zahlreich erschienenen Gäste, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Studierenden. In einer Schlussformel wies er darauf hin, dass ein Rektorposten nicht übernommen, sondern übergeben werde, was er an diesem Abend gerne tue.
In seiner Proklamation eruierte Professor Zielinski schließlich die Frage, welche Fakultäten eine Hochschule für Kunst und Gestaltung benötige. Zur Beantwortung ging er unter anderem zurück in die Gründungszeit der HfG Karlsruhe, die er inmitten eines ökonomischen und politischen Paradigmenwechsels von der industriellen hin zur techno-tronischen Ära verortete.
„Die Medien – besonders die digitalen – waren Menetekel für Fortschritt, Revolutionen ohne Schweiß und Blut, unermesslichen Wohlstand und Ansehen geworden. Das Digitale galt als Analogon zur alchemistischen Formel für Gold. Eine aufgeklärte und großzügige Regierung verband sich mit dem charismatischen Visionär und zugleich hartnäckigen Pragmatiker Heinrich Klotz zu einer heute nur mehr zitierbaren, aber nicht mehr einholbaren Verbindung.“
Weiterhin umschreibt er die HfG Karlsruhe als Möglichkeitsraum:
„Möglichkeitsräume wie die Karlsruher Hochschule für Gestaltung zeichnen sich dadurch aus, dass wir sie denken, entwerfen und ihr Ideal nie erreichen können, aber auch dadurch, dass wir sie mögen, dass wir sie wünschen, leidenschaftlich wollen, dass wir mit ihnen ein Wagnis eingehen können.“
Die musikalische Untermalung des Abends übernahmen Anthony Moore, Tobias Grewenig, Volker Hennes und Martin Rumori. Moore entschuldigte sich anfangs dafür, dass sowohl sein Vortrag als auch seine Performance in englischer Sprache erfolgen werde. Aber er wies auch darauf hin, dass die Worte den Wellen der Musik, der Klänge folge und es daher gar nicht so schlimm sei, wenn nicht alles verständlich sei. Mit der mehrteiligen Performance „Egophony, Voice of the Goat“ gab er den Gästen die Zeit zurück, die das Leben ihnen gestohlen habe, wie es Zielinski in seiner Rede ausdrückte.