Worms – Das 15. Spectaculum wartete mit einer Premiere der besonderen Art auf: Zum ersten Mal in der Geschichte des beliebten Mittelaltermarkts musste das Veranstaltungsgelände im Stadtpark Wormser Wäldchen am frühen Samstagabend aufgrund einer Unwetterwarnung geräumt werden.
Am Freitag und Sonntag konnte das Programm wie geplant stattfinden. Insgesamt zählten die Verantwortlichen der städtischen Kultur und Veranstaltungs GmbH (KVG) rund 20.500 Besucher aus der gesamten Großregion Rhein-Main/Rhein-Neckar. Dort hatten insgesamt 1000 Aktive, darunter 50 Lagergruppen und 100 Händler eine mittelalterliche Welt entstehen lassen.
Die instabile Wetterlage, die aktuell in ganz Deutschland für schwere Unwetter sorgt, beschäftigte das gesamte Wochenende auch das KVG-Projektmanagement. Katharina Kaiser, Manuel Bruckner und Markus Reis beobachteten permanent angespannt ihr professionelles Wetterradarsystem in der Marktmeisterei. Nachdem die Teilnehmer und Besucher am Freitag verschont blieben und einen entspannten Sommertag genießen konnten, musste das Programm am späten Samstagnachmittag früher beendet und das Veranstaltungsgelände geräumt werden. Ein Gewitter der Stufe drei von vier mit Blitzgefahr veranlassten die KVG zusammen mit dem Marktmeister, dem Trossmeister, dem beauftragten Sicherheitsdienst sowie den Einsatzkräften der Feuerwehr, der Sanitätsdienste und des Technischen Hilfswerks den Abbruch der Veranstaltung zu beschließen. Innerhalb von rund 30 Minuten wurden rund 8000 Besucher, Lagerer und Händler aus dem Wormser Wäldchen evakuiert. Erst nachdem sich die Lage beruhigt hatte, durften die Teilnehmer wieder zurück zu ihren Zeltplätzen. Für externe Besucher blieb die Veranstaltung jedoch am Samstag geschlossen. Am Sonntag konnte das Programm wie geplant stattfinden. Jens Thiele, Prokurist der KVG:
„Insgesamt verlief die Räumung geordnet und ruhig. Natürlich gibt es immer Optimierungsmöglichkeiten und wir werden uns mit allen Beteiligten im Nachgang auch noch einmal zusammensetzen und den Evakuierungsplan anpassen. Doch eines bleibt festzuhalten: Auch wenn uns das Unwetter letztendlich nicht ganz so schlimm getroffen hat wie befürchtet, so geht Sicherheit immer vor. Die Entscheidung war deshalb richtig und wir danken den Einsatzkräften für die tatkräftige Unterstützung.“
Beigeordnete Petra Graen, die Vorsitzende des Gesellschafterausschusses der KVG, ergänzt:
„Danke auch an alle Teilnehmer und Besucher, die sich größtenteils sehr einsichtig und verständig gezeigt haben. Und ganz besonders auch an die ehrenamtlichen Helfer aus dem mittelalterlichen Netzwerk, die die schwierige Entscheidung mit uns getroffen und uns vielfältig unterstützt haben.“
Veranstalterfazit ansonsten positiv
Abgesehen vom wetterbedingten Veranstaltungsabbruch am Samstag verlief das Spectaculum ansonsten friedlich und ruhig. So strömten Familien aus den beiden Metropolregionen Rhein-Main und Rhein-Neckar in Massen über den Mittelaltermarkt. Rund 1000 Aktive in 50 Lagern und 100 Marktständen sorgten für ein buntes Treiben im Wormser Wäldchen.
Vor allem das umfangreiche Workshopangebot der Lagergruppen wurde wieder sehr gut angenommen. Egal ob Medizin im Mittelalter, Naalbinding und Spinnen, historische Kräuterführung, offenes Schwerttraining oder Schnupperkurse für mittelalterliche Musikinstrumente: Überall tauchten Besucher in den Alltag längst vergangener Epochen ein, waren alle vorhandenen Teilnehmerplätze belegt.
Trossmeister Uwe Hildenbeutel:
„Die Stimmung ist trotz der Evakuierung am Samstag blendend. Es haben sich alle sehr gefreut, wie gut ihre Workshops angenommen wurden und werden diese auch im kommenden Jahr wieder anbieten.“
Bei den sportlichen Wettkämpfen im Bruchen- und Raufball sowie bei den beiden Feldschlachten scharten sich die Besucher und feuerten ihre Lieblingsteams lautstark an. Das zum zweiten Mal ausgetragene Vollkontaktturnier avancierte an beiden Tagen zum absoluten Publikumsmagneten. Sowohl Lager als auch Besucher strömten zu den Vorführungen dieser noch jungen Sportart, bei der gerüstete Ritter aus ganz Deutschland und Italien im echten Kampf gegeneinander antraten. Bereits am Freitagnachmittag traten die Lagergruppen anlässlich des 15. Spectaculums bei einem internen Bogenturnier gegeneinander an.
In diesem Jahr bestand der Tross des Spectaculums aus 50 früh-, hoch- und spätmittelalterlichen Gruppen aus ganz Deutschland, der Schweiz und Italien, die den Marktbesuchern authentische Eindrücke vom mittelalterlichen Leben boten. Erstmals dabei auch eine Römergruppe, die durch einen Besuch des Wormser Marktes inspiriert wurden und sich vergangenes Jahr gegründet hat.
Bunter Markt als Herzstück der Veranstaltung
Auf dem Markt trafen die Besucher in diesem Jahr auf die fahrenden Musiker von Borbetomagus, „Duo Wormez“, Gaukler oder „Satyrias“. Der Medicus Dr. Dr. Dr. Bombastus, Thorben der Folterknecht sowie der Tod höchstpersönlich sorgten zusätzlich für skurrile und lustige Begegnungen auf den Wegen. Und am Sonntagnachmittag heizten „Tanzwut“ mit ihrem Mittelalterrock den Massen so richtig ein.
Über 1000 Bewerbungen aus ganz Europa musste Marktmeister Klaus Susemichel im Vorfeld der Veranstaltung wieder sichten, um daraus am Ende das diesjährige, abwechslungsreiche Angebot mit rund 100 Teilnehmern zusammenzustellen. Wer Interesse hatte, konnte sich von den vielen verschiedenen Händlern und Handwerkern den Herstellungsprozess ihrer Waren erklären und vor Ort zeigen lassen. Hungrige konnten das vielseitige Angebot von Falafeln, Flammkuchen und Leckereien vom Grill genießen. Marktmeister Klaus Susemichel:
„Die Händler sind insgesamt mit den Umsätzen des Wochenendes zufrieden.“
Auch die kleinsten Besucher konnten beim Mittelaltermarkt vieles erleben: Ein besonderes Highlight war für sie nach wie vor die Fahrt auf dem Holzschiff von Dieter Christmann. Jeweils sechs Männer eines zehnköpfigen Teams zogen an allen drei Tagen ein ums andere Mal das knapp 1200 Kilo schwere Gefährt – vollgepackt mit juchzenden Kindern – über den Markt. Es gab für die Kleinen aber auch Ritterprüfungen und –turniere, Kinder-Highland-Games und Puppentheater, nicht zu vergessen einen Wappenmal-Workshop beim Nibelungenmuseum.
Oberbürgermeister Michael Kissel zur Bedeutung des Mittelaltermarktes:
„Das Spectaculum ist eine der erfolgreichsten Veranstaltungen der Stadt Worms. Mit Teilnehmern aus ganz Deutschland und dem angrenzenden Ausland sowie einem unglaublichen Engagement der Ehrenamtlichen von hier haben wir einen der schönsten Mittelaltermärkte in Deutschland geschaffen. Auf allen touristischen Messen werden wir auf das Spectaculum angesprochen, interessieren sich vor allem Familien mit Kindern für die Werbemittel. Und dabei darf man eines nicht vergessen: Das Spectaculum trägt dazu bei, dass die Nibelungensage und das mittelalterliche Worms für Bewohner, Gäste und Besucher erlebbar werden und gehört deshalb – wie das Nibelungenmuseum, die Nibelungen-Festspiele oder das Festival „wunderhoeren“ – zu den Bausteinen unserer konzeptorientierten und über Inhalte profilierten Kulturpolitik, die das Nibelungen-Thema als Stadtprofil für verschiedene Zielgruppen nach innen und außen vermittelt.“
Im normalen Betrieb keine besonderen Vorkommnisse
Im normalen Veranstaltungsbetrieb kam es ansonsten zu keinen Vorfällen. Markus Reis:
„Die Einsatzkräfte von SES und ASB hatten zum Glück fast nichts zu tun. Auch das Ordnungsamt hatte Dank sehr disziplinierter Teilnehmer und Besucher wenig zu tun und musste keine Falschparker abschleppen.“
Auch beim technischen Team von Leiter Manuel Bruckner gab es außer temporären Stromausfällen während der Hochzeiten und leergelaufenen Heißwasserboilern in den Lagerduschen keine nennenswerten Vorfälle. Eine Schlägerei am Freitagabend unter zwei Männern löste die ehrenamtliche Lagerwache selbständig auf.
Nach dem Spectaculum ist vor dem Spectaculum
2017 findet das Spectaculum vom 26. bis zum 28. Mai statt.
Das Spectaculum Worms ist eine Veranstaltung der Kultur und Veranstaltungs GmbH in Zusammenarbeit mit dem „Netzwerk Lebendiges Mittelalter Worms“ und unterstützt durch die Kulturkoordination der Stadt Worms.