Karlsruhe – Im September 2015 stießen Bauarbeiter in der Durlacher Marstallstraße beim Verlegen neuer Gas- und Wasserleitungen auf zwei relativ gut erhaltene hölzerne Rohre. Günter Baumann, Bauleiter der Stadtwerke Netzservice-Gesellschaft, vermutete, dass es sich dabei um alte, historisch wertvolle hölzerne Wasserleitungen handeln könnte, da er ähnliche Rohre von Abbildungen in der Chronik der Karlsruher Wasserversorgung kannte.
Nach einer ersten Begutachtung durch Experten des Pfinzgaumuseums wurden die beiden Rohre ins Wasserwerk Durlacher Wald gebracht und ein den drochronologisches Gutachten über das tatsächliche Alter der Rohre eingeholt.
Frühe Zeugnisse der Durlacher Geschichte
„Die beiden gefundenen Leitungsstücke sind tatsächlich von großer stadthistorischer Bedeutung. Die Kiefer, aus denen die Leitungsstücke hergestellt wurden, wurde im Winter 1640/41 gefällt, also während des Dreißigjährigen Krieges“,
berichtet Dr. Ferdinand Leikam, Mitarbeiter des Stadtarchivs und derzeit Leiter des Pfinzgaumuseums in Durlach. Verbaut wurden die Rohre vermutlich nach dem Ende des Krieges, als in Durlach eine wirtschaftliche und kulturelle Blütezeit begann. Da die Stadt Durlach 1689 fast vollständig zerstört wurde, existieren heute nur sehr wenige Zeugnisse aus den Jahren zuvor, in denen Durlach die Residenzstadt der Markgrafschaft Baden-Durlach war. Vergleichbar alte und zugleich vergleichbar gut erhaltene Leitungsstücke aus Durlach waren bislang nicht bekannt.
„Die Rohre sind überdies ein Beweis dafür, dass die Durlacher schon seit dem späten Mittelalter Wasser von den natürlichen Quellen am Fuß des Geigersberges mit hölzernen Rohren – so genannten Deichelrohren – in die Stadt leiteten, um sie mit fließendem Wasser zu versorgen. Sie gehören ins Pfinzgaumuseum, damit die Bevölkerung sie besichtigen kann. Daher haben wir sie dem Museum per Schenkung überlassen“,
berichtet Prof. Matthias Maier, Leiter des Bereichs Trinkwasserversorgung bei den Stadtwerken Karlsruhe.
Professionelle Restaurierung der Holzrohre
Bevor die Rohre im Museum ausgestellt werden können, müssen sie aufwändig restauriert werden, damit sie für die Nachwelt erhalten werden. Das ist die Aufgabe von Lucie Selb, einer anerkannten Fachfrau für Objektrestaurierungen, die zufällig auch in Durlach arbeitet. Sie hat die Rohre inzwischen vorsichtig gereinigt und wird sie nun durch eine kontrollierte Lufttrocknung vor dem Zerfall retten.
„Für ihr Alter sind die Leitungen in einem sehr guten Erhaltungszustand“,
erläutert die Restauratorin.
Die Kosten für die Restaurierung übernehmen der Freundeskreis Pfinzgaumuseum und die Stadtwerke Karlsruhe je zur Hälfte.
„Mit der professionellen Restaurierung und der Übernahme der Objekte durch das Pfinzgaumuseum wird sichergestellt, dass diese wichtigen Zeugnisse der Durlacher Geschichte dauerhaft erhalten bleiben“,
so Günther Malisius, Vorsitzender des Freundeskreises Pfinzgaumuseum.