Karlsruhe – Ein kluger Käfer und ein tolpatschiger Dinosaurier zeigen, wie man handeln und was man besser unterlassen sollte, falls es im Stadtgebiet je zu einem Störfall käme.
In Karlsruhe mit seiner vielfältigen Wirtschaftsstruktur sind im Westen um den Rheinhafen auch Industriebetriebe angesiedelt, die mit großen Mengen an Gefahrstoffen arbeiten. Diese Betriebe investieren viel Geld und Zeit in Wartung und Instandhaltung sowie die Ausbildung ihrer Mitarbeiter, um ein hohes Sicherheitsniveau zu halten. Trotzdem kann nie garantiert werden, dass es nicht zu einem Brand, einer Explosion oder Freisetzung von Stoffen kommt und dieses über die Werksgrenzen hinaus zu bemerken ist. Ein solcher Vorfall könnte theoretisch gesundheitliche Schäden für den Menschen und auch eine Belastung der Umwelt bedeuten und wird als Störfall bezeichnet.
Das Wissen der Bürgerinnen und Bürger um den Selbstschutz in einem solchen Notfall hat in den letzten Jahrzehnten enorm abgenommen. Die Bedeutung der Sirenentöne ist weitestgehend unbekannt und diese werden – wie bei Versuchen getestet wurde – von weiten Teilen der Bevölkerung ignoriert. Mit dieser Tatsache beschäftigte sich ein Seminar des Fachbereichs Kommunikationsdesign der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. Grundlage wurden die Fragestellungen: Wie kann effektive Kommunikation über das Verhalten im Notfall aussehen? Wie erreichen wir einen Großteil der Bevölkerung?Es wurde nach einem Weg gesucht, auf sympathische Art die empfohlenen Verhaltensmaßnahmen zu erklären und einfach zugänglich zu machen sowie die bereits bestehenden hohen Sicherheitsstandards und die Gefahrenabwehrplanungen der zuständigen Behörden aufzuzeigen. Es soll keine Panik geschürt, sondern Aufklärung und Wissen über sicheres Verhalten und Selbstschutz wieder verankert werden in der Bevölkerung. Zu diesem Zweck wurden zwei gegensätzliche tierische Protagonisten ins Leben gerufen: Karl der informierte Käfer und Kevin der ahnungslose Dinosaurier, der das Fehlverhalten verkörpert. Diese beiden machen durch positives, aber auch negatives Beispiel den Sinn des richtigen Verhaltens klar. Zum Beispiel: geschlossene Gebäude aufsuchen, Lüftungen und Klimaanlage ausschalten, sich in lokalen Radio- oder TV-Sendern über die Lage informieren, nicht unnötig den Notruf blockieren.Die geplante Broschüre wurde schließlich im Auftrag der EnBW AG, der Hartchrom GmbH, der Mineralölraffinerie Oberrhein (MiRO) und der Oiltanking Deutschland mit Unterstützung der Stadt umgesetzt. Sie liegt – als Beitrag der jeweiligen Firmen zur Pflege der guten Nachbarschaft sowie zur Erfüllung der gesetzlichen Pflichten der deutschen „Störfall-Verordnung“ und der EU „Seveso-Richtlinie“ – diesen Freitag in allen am ehesten von einem Störfall betroffenen Stadtteilen Karlsruhes dem „Kurier“ bei. Enthalten sind Merkblätter über das richtige Verhalten in den Sprachen Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch und Türkisch. Zusätzlich ist die Webseite www.stoerfall.karlsruhe.de entstanden, auf der sich jeder Bürger und jede Bürgerin informieren sollte. Die beiden Stadtbeauftragten Karl und Kevin werden auch in Zukunft im Sinne der Aufklärung in Sicherheitsdingen für Karlsruhe unterwegs sein.