Bad Kreuznach – Funktionieren Ampeln auch ohne Signale für alle Fahrtrichtungen? Diese Frage beschäftigt gegenwärtig die Verkehrsforscher an der Technischen Universität Kaiserslautern.
In enger Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung Bad Kreuznach erprobten Mitarbeiter des Fachgebiets Mobilität & Verkehr (imove) die so genannte „Teilsignalisierung“ an der Einmündung Schwabenheimer Weg / Industriestraße.
Jetzt liegen die Untersuchungsergebnisse vor. Und die zeigen, dass die Signalisierung des Schwabenheimer Wegs ausreicht, um das – nicht ampelgeregelte – Einbiegen aus der Industriestraße in der Nachmittagsspitze deutlich zu verbessern. Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer überzeugte sich im Rahmen einer Ergebnispräsentation selbst von den Vorteilen der Teilsignalisierung und war begeistert:
„Dies ist für eine Stadt wie Bad Kreuznach eine gute Möglichkeit, Investitionskosten zu reduzieren, ohne die Verkehrssicherheit zu vernachlässigen. Wir überlegen, diesen Ansatz noch an anderen Stellen im Stadtgebiet zu testen.“
„Die Autofahrer haben sehr schnell verstanden, dass der Verkehr auf dem Schwabenheimer Weg durch eine Baustellenampel kurzzeitig gestoppt wird und dass die Fahrzeuge aus der Industriestraße auch ohne Signale freie Fahrt haben“
berichtet Nicolas Mellinger, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei imove. „Lange Wartezeiten und damit verbundene riskante Fahrmanöver wurden durch diese Lösung deutlich reduziert.“ Zusammen mit Johannes Roos, ebenfalls bei imove beschäftigt, hatte er im Dezember 2015 Kameras und Messpfosten aufgestellt, um Verkehrsablauf und Verkehrsverhalten anschließend am Computer zu analysieren. Sein Fazit:
„Die Teilsignalisierung verbesserte die Leistungsfähigkeit ähnlich wie gewöhnliche Ampelkreuzungen, wobei durch Eingewöhnungseffekte sicherlich noch Luft nach oben ist.“
Verhalten an einem teilsignalisierten Knotenpunkt:
Fahrzeuge des Hauptstroms (Schwabenheimer Weg) müssen die Anzeige der Ampel befolgen. Im Nebenstrom (Industriestraße) ist kein Signalgeber aufgestellt, Fahrer sehen hier das Verkehrszeichen „Vorfahrt achten“. Die Entscheidung der Nebenstromfahrzeuge über das Einfahren geschieht allein durch die Beobachtung des Verkehrsablaufs im Hauptstrom. Durch die abgerückte Aufbringung der Haltelinien im Schwabenheimer Weg kann sichergestellt werden, dass Nebenstromfahrzeuge das Fahrverhalten der Verkehrsteilnehmer im Hauptstrom frühzeitig abschätzen können.