Neustadt an der Weinstraße – „Keiner kann so gut Arbeitsbeziehungen organisieren und regeln wie wir dies tun. Der Tarifautonomie in diesem Land sei Dank“, sagte Johannes Heger heute auf dem PfalzMetall-Tag. Vor rund 230 Vertretern aus Wirtschaft, Politik, Verbänden, Verwaltung, Hochschulen sowie der Gerichtsbarkeit kritisierte der PfalzMetall-Präsident gleichzeitig die Politik, die in weiten Teilen vergessen habe, welchen Bedeutung und welchen Wert die Tarifautonomie besitze.
Als Beispiel führte er unter anderem das „Lohngerechtigkeitsgesetz“ an. Damit will Bundesfamilienministerin Schwesig die sogenannte Entgeltlücke zwischen Männern und Frauen bekämpfen. Diese ergibt sich, wenn man pauschal die Durchschnittsstunden-verdienste von Männern und Frauen vergleicht, ohne zu berücksichtigen, dass Frauen häufiger Teilzeit arbeiten und ohne zu berücksichtigen, in welchem Beruf oder Branche sie tätig sind. „Die Behauptung, bei der Lohnlücke handele es sich um Diskriminierung durch die Unternehmen, ist aus der Luft gegriffen“, so Heger, der fragte, wie Geschlechterdiskriminierung bei tarifgebunden Unternehmen überhaupt von statten gehen solle. „Tarifverträge kennen keine Geschlechter! Sie bewerten Tätigkeiten nach Aufgaben und nicht nach Personen. Damit sind Tarifverträge nicht nur geschlechts-neutral, sondern insgesamt diskriminierungsfrei“, sagte der PfalzMetall-Präsident, der mit Blick auf die 120 Seiten Gesetzestext von „Sargnägeln für die Tarifautonomie“ sprach.
An die Politik appellierte der PfalzMetall-Präsident, weniger zu regulieren, stattdessen mehr zu investieren: „in unsere in Teilen marode Verkehrsinfrastruktur, in unsere in Teilen unzulängliche Versorgung mit Breitband, in Forschung und Entwicklung sowie in Bildung! Geld, das die Politik hier investiert, trägt in Zukunft reiche Früchte! Das gilt für den Bund im Übrigen genauso wie für das Land“, so Heger.
Als große Herausforderung für die Metall- und Elektroindustrie bezeichnete Heger die in den vergangenen Jahren stark gestiegenen Personalkosten. „Standortverlagerungen aus Kostengründen spielen wieder eine Rolle in unserem Land“, führte er aus. So hat das IW Köln ermittelt, dass die Auslandsinvestitionen den Investitionen im Inland immer mehr davon eilten. Bereits heute tätigen die Unternehmen ein Fünftel ihrer Investitionen in Produktionskapazitäten im Ausland. In fünf Jahren soll es laut Studie sogar ein Viertel sein. Und als wichtigsten Grund (38 %) nennen die Unternehmen Kostenvorteile.
Zu diesem Bild gehöre, dass der Kapitalstock, also die Summe der Investitionen in Anlagen, Ausrüstung, Patente und Gebäude, seit 2002 rückläufig ist, wenn man die Investitionen der boomenden Automobilindustrie außen vor lasse. „Viele Teilbranchen der M+E-Industrie fahren seit Jahren im Rückwärtsgang“, mahnte Heger.
Nach dem PfalzMetall-Präsidenten überbrachte der stellvertretende Ministerpräsident und Wirtschaftsminister Dr. Volker Wissing ein Grußwort der Landesregierung. Hauptredner war Dr. Michael Böhmer von der Prognos AG. Sein Vortrag lautete „Ein Blick bis 2040: Was auf Unternehmen zukommt.
Ein weiterer Programmpunkt war die Vergabe des Preises der Stiftung PfalzMetall. Für ihre Diplom- bzw. Masterarbeiten an der Technischen Universität Kaiserslautern erhielten Katrin Schilling und Benjamin Watkins jeweils 2500 Euro.