Mannheim – Am 30. Juni 2016 hat die Gesundheitsministerkonferenz (GMK) den „Masterplan Medizinstudium 2020“, den eine Bund-Länder-Kommission im Auftrag der Bundesregierung erarbeitet hatte, in weiten Teilen beschlossen. Dabei einigte sich die Runde unter anderem auf ein verpflichtendes Quartal in der ambulanten Versorgung im Rahmen des Praktischen Jahrs (PJ).
Damit beschließt die GMK eine Reform des Medizinstudiums, die an der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg seit fünf Jahren im Rahmen des MaReCuM-Modellstudiengangs (Mannheimer Reformiertes Curriculum Medizin) erprobt wird und die der Wissenschaftsrat 2014 auf der Grundlage einer Bestandsaufnahme der humanmedizinischen Modellstudiengänge zur Weiterentwicklung des Medizinstudiums in Deutschland empfohlen hatte.
MaReCuM, dessen Einrichtung an der Medizinischen Fakultät Mannheim vor zehn Jahren genehmigt wurde, verdankt als einziger Modellstudiengang seinen Modellcharakter einer Umgestaltung des Praktischen Jahres. Kernelement ist die – bundesweit einmalige – verpflichtende Einführung der ambulanten Medizin in den letzten Ausbildungsabschnitt des Medizinstudiums. Grundlage für die Erprobung dieses Modells war eine sich damals schon abzeichnende Veränderung der Versorgungsrealität, in der die ambulante Medizin an Bedeutung gewinnt. Patienten werden zunehmend in Hochschulambulanzen und fachärztlichen Praxen versorgt, statt stationär im Krankenhaus.
Entsprechend muss die Ausbildung des medizinischen Nachwuchses angepasst werden, sonst besteht die Gefahr, dass es den heranwachsenden Ärzten an Erfahrungen mit bestimmten Krankheitsbildern und Versorgungprozessen fehlt. Der letzten Phase des Studiums, dem Praktischen Jahr, kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Der Ausbildungsabschnitt stellt den Übergang in den ärztlichen Beruf dar, in dem die im klinischen Studium erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten zur Anwendung kommen.
Das an der Medizinischen Fakultät Mannheim angesiedelte „Kompetenzzentrum Praktisches Jahr“ Baden-Württemberg arbeitet seit zehn Jahren an neuen Konzepten und Strukturen für die Ausbildung im Praktischen Jahr. Mit dem Konzept und der Implementierung der Ambulanten Medizin in die PJ-Ausbildung hat das Zentrum Pionierarbeit geleistet. Um der ambulanten Medizin Platz zu verschaffen, wurde das PJ umgestaltet: Statt der üblichen drei Ausbildungsabschnitte von jeweils 16 Wochen absolvieren die Mannheimer Medizinstudierenden vier Quartale von jeweils 12 Wochen Dauer, mit den Pflichtfächern Innere Medizin, Chirurgie und Ambulante Medizin sowie einem Wahlfach.
Im August 2011 traten die ersten MaReCuM-Studierenden das „quartalisierte“ PJ an. Seitdem haben mehr als 700 Studierende das PJ mit einem verpflichtenden Quartal Ambulante Medizin durchlaufen, eng evaluiert durch das Kompetenzzentrum PJ. Die Mannheimer Medizinfakultät verfügt daher über wertvolle Erfahrungswerte mit dem neu einzuführenden Pflichtquartal. Im Quartal Ambulante Medizin lernen die Mannheimer PJ-Studierenden die Arbeitsabläufe in einer Ambulanz kennen. Dabei steht ihnen frei, ob sie das Pflichtquartal in einer Ambulanz der Uniklinik oder eines Lehrkrankenhauses, oder in einer ambulanten Praxis absolvieren. Mittlerweile können die Studierenden aus einem Angebot von 60 Lehrplätzen im ambulanten Bereich auswählen, was es ihnen ermöglicht, sich auf ein Fachgebiet, das den persönlichen Neigungen entspricht, zu fokussieren.
Der Tag der Lehre 2016, zu dem der Geschäftsbereich Studium und Lehrentwicklung der Medizinischen Fakultät Mannheim einlädt, widmet sich in diesem Jahr dem Jubiläum „10 Jahre Kompetenzzentrum PJ in der Medizin“, unter dem Titel: „Das Praktische Jahr auf dem Weg zum Medizinstudium 2020“. Die Veranstaltung bietet Gelegenheit, die am Mannheimer Kompetenzzentrum PJ bearbeiteten Fragestellungen wie Allgemeinmedizin im PJ, Mobilität oder Logbücher im PJ, mit den individuellen Erfahrungen anderer Standorte, etwa in Frankfurt, Oldenburg, Münster oder Freiburg, zu diskutieren.
Prof. Dr. Josef Pfeilschifter, Dekan der Medizinischen Fakultät Frankfurt, referiert übergreifend über das Thema „Medizinstudium der Zukunft“. Unter dem Titel „Quo vadis, Praktisches Jahr“ greift die abschließende Diskussion noch einmal die vorab diskutierten Themen auf. Der Tag der Lehre richtet sich an Studierende, Lehrende, Mitarbeiter von Fakultät und Klinikum sowie die interessierte Öffentlichkeit.
Tag der Lehre 2016
10 Jahre Kompetenzzentrum Praktisches Jahr in der Medizin
Das Praktische Jahr auf dem Weg zum Medizinstudium 2020
Freitag, 8. Juli, ab 10:30 Uhr
H02, Lehrgebäude Alte Brauerei,
Röntgenstraße 7, 68167 Mannheim