Frankfurt am Main – Die Stadt Frankfurt am Main unterstützt die Einrichtung eines historischen Lernorts an der Ausgrabungsstelle des früheren Konzentrationslagers Walldorf und die Errichtung einer Schutzüberdachung mit 50.000 Euro. Das hat Bürgermeister Olaf Cunitz mitgeteilt.
„Wir möchten daran mithelfen, dass an die rund 1.700 ungarische Jüdinnen aus dem KZ Auschwitz-Birkenau angemessen erinnert wird, die in der KZ-Außenstelle als Zwangsarbeiterinnen Rollbahnen für den Frankfurter Flughafen errichten mussten“, sagt Cunitz. „Vorgesehen ist, die Ausgrabungsfunde im originalen Zustand zu erhalten. Dafür wird die teilweise freigelegte Küchenbaracke eingehaust, in der katastrophale Verhältnisse herrschten und Misshandlungen stattfanden.“
Das KZ Walldorf im Frankfurter Stadtwald bestand zwischen dem 23. August und dem 24. November 1944 als Außenlager des KZs Natzweiler-Struthof (Elsass) auf einem Grundstück, das größtenteils auf Frankfurter Gemarkung liegt, aber der Stadt Mörfelden-Walldorf gehört. Ein Teil des Areals erstreckt sich nach Süden bis nach Mörfelden-Walldorf. Oberirdisch ist heute nichts mehr erhalten. Ein Luftbild der alliierten Streitkräfte vom 22. Februar 1945 dokumentiert jedoch die Barackenbauten. Nach Kriegsende wurde das Lager gesprengt und um 1950 aufgeforstet. Es geriet in Vergessenheit.
1972 wurde auf einem Übersichtsplan mit KZs und Außenstellen das Lager Walldorf „wiederentdeckt“. Es wird seither erforscht. 1980 wurde ein Gedenkstein errichtet. Von 2005 bis 2015 fanden in Absprache mit der Landesarchäologie und der zuständigen Unteren Denkmalschutzbehörde Frankfurt am Main Ausgrabungen im Keller der ehemaligen Küchenbaracke statt. Mit den jetzigen Planungen der Margit-Horváth-Stiftung wurde 2011 begonnen, einzelne Vorarbeiten wurden bereits umgesetzt. Der Bauantrag für den historischen Lernort und die Einhausung des Bodendenkmals wurde im Februar 2015 genehmigt, im September 2015 waren die Pläne öffentlich vorgestellt worden. Die eigentliche bauliche Umsetzung steht aber noch aus.
Die Stadt Frankfurt hatte bereits 25.000 Euro im Jahr 2011 für die Planung aus dem Budget des Kulturdezernats beigesteuert. Laut Kostenberechnung zur Entwurfsplanung belaufen sich die Gesamtkosten auf knapp 560.000 Euro, von denen rund 100.000 Euro noch nicht finanziert sind. Um die Aussicht auf eine Realisierung des Projekts zu erhöhen, stellt die Stadt Frankfurt der Margit-Horváth-Stiftung nun einen weiteren Zuschuss von 50.000 Euro aus dem Budget des Dezernats II zur Verfügung, der vom Denkmalamt bewilligt wurde. Margit Horváth war eine von rund 350 überlebenden Frauen des KZs und ihr „Entschädigungsgeld“ stellte die Grundlage für die Stiftung und das Projekt dar.
„Dieser Ort steht symbolisch für das hier erlittene Grauen und das System der Konzentrationslager“, sagt Bürgermeister Cunitz. „Um die Erinnerung an dieses schreckliche Zeit wachzuhalten und unserer Verantwortung im Umgang mit dem dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte gerecht werden, unterstützen wir das Entstehen eines historischen Lernortes.“