Karlsruhe – Der Eisblock ist wieder ein Eisblock: In strahlendem Gletscherweiß präsentiert sich die polare Landschaft der Eisbären im Zoologischen Stadtgarten. Dabei unterstreicht der kunstvoll angebrachte bläuliche Eis-Schimmer an einigen Stellen den natürlichen Eindruck steiler Eisberge.
Noch müssen Vitus, Larissa und Nika im kleinen Gehege verweilen, denn Kunstfelsbauer Andreas Thürnau legt bis voraussichtlich Anfang nächster Woche noch letzte Hand an. In den letzten zwei Wochen hat der Natur-Imitator den in den letzten rund 15 Jahren gräulich gewordenen Felskoloss wieder auf Vordermann gebracht. Zunächst wurde der Dreck abgestrahlt, kleinere Löcher oder Risse wurden beseitigt.
„Es mussten weniger Flächen als zunächst angenommen saniert werden“,
erläutert Thürnau. Nur beim Wasserfall sind die Spuren der Zeit stärker ausgeprägt. Nach Pilz- und Moosbehandlung ging es an die Grundierung, danach pinselt Thürnau mit der Spezialfarbe das neue Eis-Feeling auf den Kunstfels. Knapp 400 Liter Farbe dürften es unterm Strich für die rund 900 Quadratmeter Felsen der Eisbären-Außenanlage werden.
Mit dem Tierpflegerteam arbeiten Thürnau und seine beiden Kollegen eng zusammen:
„Das ist ein tolles Team. Sie schauen, dass wir für unsere Felsarbeiten optimale Bedingungen haben. Wichtig ist aber natürlich stets, dass es den Tieren während der Sanierung gut geht.“
Nur einen Tag lang müsste das Eisbären-Trio daher auch während der ersten Vorarbeiten im Innengehege bleiben. Den Eisbären dürfte die kunstvolle Mal-Aktion egal sein, die Besucherinnen und Besucher aber können sich nun wieder an den Polarpetzen in einer eindrucksvollen Eislandschaft erfreuen. Besonders eindrucksvoll ist der Blick von der Katta-Station der Kinderturnwelt: Vom Steg aus schweift der Blick über den Ludwigsee auf den imposanten Eisberg im Hintergrund.
Modellierarbeiten in der Erdmännchenanlage
Wenn Thürnau nicht gerade Eisfelsen aufpeppt, ist er im Zoo bei der neuen Erdmännchenanlage am Giraffenhaus zu Gange. Hier gilt es, eine Landschaft zu modellieren, die zu den in Halbwüsten oder Savannen in Kolonien lebenden Tieren passt. Ein Spezialmörtel stellt sicher, dass die Masse noch stundenlang bearbeitbar ist, Thürnau so täuschend echt aussehende Felsen oder auch Wurzeln formen kann.
Die possierlichen Tiere mögen es warm, weshalb unter dem „Termitenhügel“ Heizschlangen verlegt und im „abgestorbenen Akazienbaum“ Wärmelampen versteckt wurden. Als Grabschutz wurde diese Woche in der Erde ein Gitterschutz gelegt – so tief, dass die Tiere graben können ohne auszubüxen.
Schnee-Eulen-Voliere in Nachbarschaft von Schneeleoparden und Eisbären
Auch für die Schneeeulen entsteht oberhalb der Eisbären-Anlage und in Nachbarschaft zu den Schneeleoparden eine neue große Voliere. Zu sehen sind bereits die Halterungen für die Voliere, informiert Eva Kaltenbach von der Bauabteilung des Zoos Karlsruhe. Herausforderung für Kunstfelsbauer Thürnau ist hier, die Fels- und Tundralandschaft der Eisbären ins neue Domizil der Schneeeulen zu überführen. Es gilt, natürlich aussehende Sitzmöglichkeiten für das Eulen-Pärchen mit markantem Abschlussfelsen zu schaffen und den Pylon, der in der Mitte der Voliere das Netz auffängt, zu einem Baum zu machen. Die Stahlkonstruktion schweißen, Putzträger anbringen, diverse Schichten auf der Grundform aufbringen – und dann „beginnen die eigentlichen zehn Prozent künstlerische Arbeit, die richtig Spaß macht“, freut sich Thürau schon auf sein „Schnee-Eulen-Heim“.