Bad Dürkheim – „Nach eingehender Prüfung der Wirtschaftlichkeit, Finanzierung und baulichen Rahmenbedingungen sowie nach Abschluss und Auswertung der Bürgerbeteiligung“ beschloss der Stadtrat in seiner Sitzung am Dienstag nahezu einstimmig (bei einer Gegenstimme und einer Enthaltung) den Bau einer Therme als Erweiterung des bestehenden Salinariums und ebnete damit den Weg zur Realisierung des großen Bauprojektes.
Zu Anfang der Sitzung erinnerte Bürgermeister Christoph Glogger an den langen Prozess, der dieser Entscheidung vorausgegangen war. Bereits 2002 habe es erste Überlegungen zur Privatisierung der Staatsbad Bad Dürkheim GmbH gegeben, die auch das Thermalbad im Kurzentrum betrieb. Nachdem im Jahr 2007 ein Gutachten zu Marktchancen und zur Neuausrichtung der Staatsbad GmbH erstellt worden war, sei eine rege Diskussion um den Standort einer neuen, modernen Therme entbrannt. Die Wahl sei auf den Abtsfronhof gefallen, ein privater Investor wurde gesucht, letztendlich sei dieses Vorhaben aber an der Finanzierung gescheitert, führte Glogger noch einmal vor Augen. Nachdem das Land die Staatsbad GmbH einschließlich Thermalbad zum Ende des Jahres 2015 schließen wollte, sei die Stadt durch die Übernahme der GmbH in die Bresche gesprungen und habe sich bereit erklärt, das alte Thermalbad noch bis Ende 2018 weiter zu betreiben. Auch die Initiative für den Bau einer neuen Therme gehe nun von der Stadt Bad Dürkheim aus.
Bereits vor etwa zwei Jahren habe der Aufsichtsrat der „alten“ Staatsbad GmbH eine Studie in Auftrag gegeben, bei der ein Thermenstandort direkt am Salinarium überprüft wurde, so der städtische Fachbereichsleiter Bauen, Dieter Petry. In dieser Machbarstudie habe sich ein Standort südlich des Salinariums-Gebäudes als geeignet herauskristallisiert. Auch sei geprüft worden, wie groß eine solche Einrichtung sein muss, um wirtschaftlich arbeiten zu können. Dabei sei klar geworden, dass eine kleine Variante zwar eine kleine Investition bedeutet hätte, jedoch auch die höchsten Folgekosten nach sich ziehe. Die größte Variante mit der größten Investition verspreche hingegen die niedrigsten Folgekosten.
In seiner Sitzung am 11. Juni 2015 habe der Bau-und Entwicklungsausschuss entschieden, die „Variante I Neubau vollwertig“ weiterzuverfolgen. Durch eine Mehrfachbeauftragung von fünf im Bäderbau erfahrenen Architekturbüros habe man in relativ kurzer Zeit fünf Planskizzen erarbeiten lassen, die dann von einer Jury anhand vorgegebener Kriterien genauer beleuchtet und bewertet wurden. Dieses Gremium sei zu dem Ergebnis gelangt, dass die Planskizze der 4a Architekten aus Stuttgart die Aufgabe am besten gelöst hatte, so Petry. Die Machbarkeitsstudie der Firma Kannewischer sei zwischenzeitlich von der Firma Adam & Partner überprüft und bestätigt worden, wies Petry hin. Dabei sei noch einmal die Konkurrenzsituation zu anderen Bädern sowie das Einzugsgebiet genauer betrachtet worden.
Im März dieses Jahres hatte der Stadtrat ein Beteiligungsverfahren beschlossen, durch das Ideen und Anregungen der Bürgerinnen und Bürger in das Projekt einfließen konnten. Kirsten Janson von der die Stadt bei diesem Prozess unterstützenden Firu mbH aus Kaiserslautern stellte die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung vor. So habe die Aussage „Als Gesundheitsstadt benötigt Bad Dürkheim eine Wellnesstherme“ bei der Bürgerbefragung Anfang Juni eine hohe Zustimmung erfahren, während anders herum gefragt „Bad Dürkheim kommt gut ohne eine Wellnesstherme aus“ auf wenig Gegenliebe stieß. Sowohl in der Auftaktveranstaltung, dem Bürgerforum und den zwei Werkstätten, als auch bei der Bürgerbefragung und der Postkartenaktion seien bestimmte Wünsche deutlich in den Vordergrund getreten, beispielsweise ein zweites Warmaußenbecken für den Bereich des Salinariums, das bisher in der Planskizze nicht vorgesehen war.
Ein vielfältiges Thermalbeckenprogramm und eine umfangreiche Saunalandschaft für die Therme haben ebenso wie die Verbesserung der Lüftungstechnik und die Modernisierung des Bistrobereiches im Salinarium zahlreiche Nennungen erhalten. Beauty-Angebote hingegen seien als nicht so wichtig eingestuft worden, wies Janson hin, machte aber zugleich deutlich, dass die jüngeren Teilnehmer an der Befragung Beauty-Angebote als wichtiger einstufen als ältere. Dies gelte auch für eine zweite Rutsche für das Salinarium, die ebenfalls von jüngeren Teilnehmern als wichtig erachtet worden war, von der Mehrheit der Teilnehmer mit höherem Altersschnitt jedoch als weniger interessant.
Dieter Petry ging sodann auf die Kostenfrage ein. Auch hierzu habe es eine Überprüfung des Kannewischer-Gutachtens gegeben, wies er hin und erläuterte, dass Kannewischer seine Kostenschätzung auf Basis des Bauvolumens durchgeführt hatte und dabei 19,7 Millionen Euro netto ermittelt hatte. Die Firma Ar-Tec Plan habe bei ihrer Überprüfung die Planskizze der 4a Architekten als Basis für die Kostenschätzung gewählt und jedes einzelne Gewerk berücksichtigt. Dabei seien rund 21,2 Millionen Euro errechnet worden, also rund 1,5 Millionen Euro mehr als ursprünglich gedacht. Hinzu kämen 1,3 Millionen Euro für die Erneuerung der Technik und 1 Million für die Attraktivierung des bestehenden Bades, insgesamt somit 23,5 Millionen Euro. Das zweite Warmaußenbecken werde nach einer ersten Kostenschätzung mit 470.000 Euro zu Buche schlagen, ein von der Bevölkerung gewünschtes Kaltbecken im Saunabereich mit 370.000 Euro und die ebenfalls in der Bürgerbeteiligung angeregte Panorama-Sauna werde etwa 760.000 Euro kosten. Zusätzlich müsse ein Puffer von 3 Millionen eingerechnet werden, um für eventuelle Baukostensteigerungen gerüstet zu sein. Summa Summarum müsse man mit Kosten in Höhe von 25 bis 28 Millionen Euro rechnen.
„Können wir uns das eigentlich leisten?“ fragte Dr. Peter Kistenmacher, Geschäftsführer der Stadtwerke GmbH, die die Therme bauen und betreiben wird, und beantwortete diese Fragestellung selbst mit einem „Ja“. In den geschätzten Baukosten seien auch die Maßnahmen enthalten, die die Stadtwerke ohnehin im Bereich des bestehenden Salinariums investieren müssten. Natürlich werde „die Luft bei 28 Millionen etwas dünner und der Spielraum nach oben enger“, wies er hin, dass nicht alle Anregungen aufgegriffen werden können. Die Finanzierung erfolge mit den 11,08 Millionen Euro, die das Land der Stadt für eine neue Gesundheitseinrichtung zur Verfügung stellen werde. Weitere 6 Millionen würden die Stadtwerke aufwenden, die restlichen 8 bis 11 Millionen Euro müssten von der Stadt getragen werden.
Laut Berechnung der Gutachter würden sich die Betriebsverluste des Salinariums in Höhe von derzeit 600.000 Euro jährlich künftig halbieren. Um auf der sicheren Seite zu sein, wolle man dennoch weiterhin 600.000 Euro jährlich einkalkulieren, wies er hin. Dies sei viel Geld, im Vergleich zu anderen Bädern stünde das Salinarium damit aber gut da, so Kistenmacher. Der Invest-Anteil der Stadtwerke in Höhe von 6 Millionen müsse als Darlehen aufgenommen werden und ziehe Zinsen in Höhe von rund 60.000 Euro pro Jahr nach sich. Im Bereich der Abschreibungen rechnet Kistenmacher mit 240.000 Euro im Jahr (bei einer Nutzungsdauer von 25 Jahren). Ganz wichtig war ihm der Hinweis, dass die Investition der Stadtwerke keinesfalls Einfluss haben werde auf die Preise für Strom, Gas, Wasser und Fernwärme.
Der Bürgermeister ging sodann darauf ein, welchen Stellenwert die künftige Therme für das Profil der Gesundheitsstadt Bad Dürkheim besitzen werde. So sei auch in der Bürgerbeteiligung immer wieder deutlich geworden, welch große Rolle „Medical Wellness“ heutzutage spiele und wie wichtig es sei, Alleinstellungsmerkmale für die neue Therme zu schaffen. In einzelnen Veranstaltungen der Bürgerbeteiligung sei gar der Begriff „die Bad Dürkheimer Heilmittel Wasser, Salz und Wein“ geprägt worden, die eine Rolle in der neuen Therme spielen sollten. Auch architektonisch müsse ein Alleinstellungsmerkmal geschaffen werden, damit die Besucher ihren Aufenthalt in der Therme als besonders in Erinnerung behalten.
Nach Aussprache durch die Fraktionen kam es sodann zur Abstimmung. Christoph Glogger zeigte sich anschließend erleichtert: „Zu Jahresbeginn habe ich gezweifelt, ob wir das in dem knappen Zeitrahmen schaffen können. Wir haben es geschafft, wir haben die Fragen öffentlich diskutiert und können das Projekt nun auf dieser breiten Basis auf den Weg bringen!“
Jetzt geht die Arbeit richtig los!
„Wenn man soviel Aufwand betreibt, ein so großes Projekt voranzubringen, dann ist es richtig, nicht nur einen solchen Beschluss zu fassen, sondern auch darauf zurückzublicken, wie dieser Beschluss entstanden ist!“ Mit diesen Worten begrüßte der Bürgermeister die Bürgerinnen und Bürger bei der anschließenden Abschlussveranstaltung des Beteiligungsverfahrens zum Bau einer Therme als Erweiterung des Salinariums. Sein Dank galt der Firma Firu mbH, die den Prozess begleitet hatte, ebenso wie den Stadträten und den städtischen Gremien, für die es ein Experiment gewesen sei, sich dem umfangreichen Diskussionsprozess auszusetzen. Er dankte den Experten, die beim Runden Tisch wertvolle Hinweise beigesteuert hatten und nicht zuletzt galt sein Dank all jenen Menschen, die sich die Zeit für die Veranstaltungen genommen und ihre Meinung und ihre Ideen mitgeteilt hatten.
„Heute ist die Abschlussveranstaltung des Beteiligungsprozesses, aber baulich gesehen geht die Arbeit jetzt erst los“, so der Bürgermeister. Parallel zur europaweiten Ausschreibung des Architekten müsse zunächst ein Betriebskonzept erarbeitet werden, „um dem beauftragten Planer genau sagen zu können, was wir wollen“. Vor Mitte 2017 werde kein diskussionsfähiger Entwurf auf dem Tisch liegen, aber er hoffe darauf, Mitte 2018 mit dem Bau beginnen zu können, so Gloggers Ausblick, der mit der vorsichtigen Prognose schloss, dass die neue Therme im Jahr 2020 in Betrieb genommen werden kann.
Der Rückblick auf den Beteiligungsprozess war eigens auf Tafeln in Form einer Ausstellung zusammengeführt worden. Ein Teil dieser Ausstellung kann weiterhin in der Tourist Information in der Kurgartenstraße 14 angeschaut werden.
Weitere Infos zum Beteiligungsverfahren, unter anderem die Ergebnisse der Bürgerbefragung, gibt es auf der Internetseite www.salinarium2020.de.
Das Ergebnisprotokoll der Sitzung mit dem vollständigen Wortlaut des Beschlusses wird im Amtsblatt und im Bürgerinfoportal (zu erreichen über die Internetseite www.bad-duerkheim.de/html) veröffentlicht.