Darmstadt – Sozialdezernentin Barbara Akdeniz: „Gemeinsames Ziel der Stadt und der Träger ist, Suchtkranken Menschen eine Zukunftsperspektive aufzuzeigen“
Die Wissenschaftsstadt Darmstadt hat gemeinsam mit dem Caritasverband und dem Diakonischen Werk eine Kooperationsvereinbarung für die weitere Optimierung der Sucht- und Drogenhilfe in der Stadt formuliert. Durch das Zusammenwirken der beiden Sozialverbände sollen trägerübergreifende Synergien für das Suchthilfezentrum und der Sucht- und Drogenhilfeeinrichtung Scentral genutzt werden.
Sozialdezernentin Barbara Akdeniz betont die Wichtigkeit der permanenten Optimierung der Sucht- und Drogenhilfe: „Wir wollen einerseits drogen- und suchtkranke Menschen bestmöglich in ihrem Alltag unterstützen und mit ihnen eine Zukunftsperspektive abseits des Suchtmittelkonsums entwickeln. Andererseits führt die neue Kooperationsvereinbarung für das Suchthilfezentrum und das Scentral zu mehr Planungssicherheit für die Träger, die einen wichtigen Beitrag zum fachpolitischen Konzept der Wissenschaftsstadt Darmstadt und die aktuellen Herausforderungen im Bereich der Sucht- und Drogenhilfe leisten und mit der neuen Konzeption ihre Angebotspalette ausweiten.“
Kernaufgaben des Suchthilfezentrums sind die Beratung, Behandlung und Vermittlung von suchtkranken Menschen und deren Angehörigen. Weitere aktuelle fachliche Herausforderungen sind die psychosoziale Begleitung von Menschen, die bei niedergelassenen Arztpraxen behandelt werden, Beratungs- und Präventionsangebote im Bereich der Internet- und Computersucht, die Kooperationspartnerschaft mit der Stadt Darmstadt im Projekt „HaLT“ zur Alkoholprävention und die damit verbundene Frühintervention bei alkoholintoxinierten Kindern und Jugendlichen im Krankenhaus sowie eine interkulturelle Öffnung im Behandlungsbereich, die ein zusätzliches Konzept zum Thema „Migration und Sucht“ in Zusammenarbeit mit der Suchthilfekoordination der Wissenschaftsstadt Darmstadt vorsieht. Die Kooperationsvereinbarung mit dem Jobcenter soll dafür sorgen, dass das Vermittlungshemmnis Sucht bei der Suche nach einer Erwerbsarbeit minimiert wird.
Caritasdirektor Ansgar Funcke erläutert: „Der Caritasverband Darmstadt e. V. betreibt in Darmstadt eine Beratungsstelle, die dank der neuen Verträge keine Trennung nach Suchtmittel- /Suchtverhalten vornimmt. Dies entspricht dem Bedarf unserer KlientInnen, die immer häufiger mit Doppeldiagnosen und Mehrfachabhängigkeiten das Angebot der Beratung, Behandlung und des betreuten Wohnens für sich nutzen. Wir haben durch unser vielfältiges Angebot in der Suchthilfe des Gesamtverbandes und den Suchthilfeangeboten in Kooperation mit der Diakonie und der Stadt Darmstadt die Möglichkeit schnelle und sinnvolle Unterstützung je nach Zielformulierung anzubieten.“
Die Aufgaben des Scentral sind die sogenannte akzeptierende Drogenhilfe vor Ort und die informierende Hilfe und Begleitung durch Streetworker im gesamten Stadtgebiet. Sucht- und Drogenabhängige können im „Kontaktladen“ des Scentrals in der Bismarckstraße 3 unter anderem warme Mahlzeiten zu sich nehmen, gebrauchte gegen neue Spritzen austauschen und verschiedene Beratungsangebote wahrnehmen. Die zusätzlich bereits neu geschaffene „Clearingstelle“ fungiert als Bindeglied zwischen Wohnungslosen- und Suchthilfe. Notschlafplätze sind in der Wohnungslosenhilfe des Diakonischen Werkes vorhanden. In Kooperation mit der Vitos Klinik – als Betreiber der Substitutionsambulanz – stellt das Scentral zudem die psychosoziale Betreuung der Sucht- und Drogenabhängigen sicher.
Edda Haack, Leiterin des Diakonischen Werkes Darmstadt-Dieburg erläutert hierzu: „Die Fortschreibung und bedarfsbezogene Anpassung unseres Vertrags für die Sucht- und Drogenhilfe im Scentral ist richtig und sinnvoll. Sie befördert auch unsere Planungen hinsichtlich eines Sozial- und Gesundheitszentrums am Standort Bismarckstraße 3 (B3). Ziel ist, am Standort B3 neben der Drogenhilfe auch andere Beratungsdienste zu etablieren.“
Für die konzeptionelle Weiterentwicklung der Wissenschaftsstadt Darmstadt im Bereich der Sucht- und Drogenhilfe wurde im Rahmen der neuen Kooperationsvereinbarung auch die Projektarbeit ausgebaut. Das Konsumreduktionsprogramm KISS (Kontrolle im selbstbestimmten Konsum) ist nun als Regelangebot des Scentral etabliert. Mit dem Projekt „Fit Kids“ stellt sich die Einrichtung dem Thema „Kinder aus suchtbelasteten Familien“. Sucht im Alter wurde als spezifisches Gruppenangebot für ältere Drogenabhängige mit dem Titel „Über-Lebens-Künstler“ ins Konzept aufgenommen. Aber auch die Nachsorge wird über ein Arbeitsprojekt für ehemalige Drogenabhängige fester Bestandteil im Angebotsspektrum der Drogenhilfeeinrichtung.
Die Begleitung und Beratung Sucht- und Drogenabhängiger orientiert sich an den realen Lebensbedingungen der Menschen und bildet alle gesellschaftlichen Themenbereiche ab, von Arbeit über Wohnen und Gesundheit bis hin zu sozialer Teilhabe. Damit holen wir thematisch und über Streetwork die Betroffenen da ab, wo sie Unterstützung für ein selbstbestimmtes Leben brauchen, resümiert Sozialdezernentin Akdeniz.