Kaiserslautern – Seit Mitte August bauen Studentinnen und Studenten der Architektur an der TU Kaiserslautern einen Holz-Pavillon auf einem ehemaligen Kasernengelände des US-Militärs, den Spinelli Barracks, in Mannheim.
Das Gebäude soll Flüchtlingen, die dort untergebracht sind, als Begegnungsstätte und Rückzugsort dienen. Der Bau beinhaltet eine Fläche für Veranstaltungen sowie einen kleinen Garten. Die Kaiserslauterer Nachwuchsarchitekten haben die Planungen innerhalb eines Semesters auf die Beine gestellt. Das Land Baden-Württemberg stellt die finanziellen Mittel zur Verfügung.
Praktisches Arbeiten ist im Architektur-Studium ein Muss. Doch innerhalb eines Sommersemesters ein Bauvorhaben nicht nur mit 3D-Modellen am Rechner und aus Pappe maßstabsgetreu zu entwerfen, sondern diese Pläne innerhalb von sechs Wochen zu realisieren, ist nicht die Regel.
„16 Studierende haben innerhalb eines Semesters Entwürfe für einen Holz-Pavillon erarbeitet, der in einer Flüchtlingseinrichtung in Mannheim gebaut werden soll“,
sagt Juniorprofessor Andreas Kretzer, der an der TU Kaiserslautern zu Digitalen Werkzeugen in der Architektur lehrt und forscht. Gemeinsam mit seinen Kollegen Juniorprofessor Stefan Krötsch und Professor Dr. Jürgen Graf betreut er das studentische Vorhaben.
„Die Projektarbeit verlief analog zu einem Architekturwettbewerb“,
so Kretzer weiter.
„Zunächst wurden aus 16 Arbeiten fünf Entwürfe ausgewählt, um daran vertieft zu arbeiten.“
In einer finalen Jurysitzung mit Vertretern des Regierungspräsidiums Karlsruhe und der Stadt Mannheim wurde das beste Gemeinschaftsgebäude gekürt, an dem danach gemeinsam gearbeitet wurde. Inzwischen ist die Planung abgeschlossen. In den kommenden Wochen wird auf dem Kasernengelände gebaut.
Der Holz-Pavillon wird in einer Erstaufnahmeeinrichtung auf dem Gelände der ehemaligen Spinelli Barracks gebaut. Er soll zum einen als Ort für Zusammenkünfte dienen. So gibt es zum Beispiel einen Platz, an dem Konzerte und andere Veranstaltungen stattfinden können. Auf der anderen Seite soll es auch ein Ort des Rückzugs und der Stille sein.
„In Gesprächen mit Flüchtlingen kristallisierte sich unter anderem heraus, dass ihnen ein Ort fehlt, um Ruhe zu finden“,
berichtet Kretzer. So hat der Pavillon auch einen Garten als Rückzugort, in den man nur über zwei schmale Zugänge gelangt. Um das Gefühl der Einkehr zu verstärken, wird der Garten nach außen von einer durchlässigen Holzwand begrenzt.
„Die Gestaltung von Wänden und Tragwerksteilen nimmt Anleihen an orientalischen Ornamenten“,
so Kretzer. „Diese bestimmten Bauteile sind nicht hermetisch geschlossen. Sie filtern den Blick und schaffen Bezüge zwischen Innen und Außen.“ Im ganzen Pavillon sind außerdem 24 tiefe Sitznischen vorhanden, die an Strandkörbe erinnern. Sie laden zum Verweilen ein.
Bei dem Projekt können die angehenden Architekten und ihre Betreuer auf den Erfahrungen von Professor Krötsch aufbauen. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Architektur-Professor Hermann Kaufmann an der TU München war er an mehreren studentischen Bauprojekten in Afrika beteiligt.
Für die Studenten der TU Kaiserslautern waren die letzten Monate sehr arbeitsintensiv.
„Sie mussten in kürzester Zeit ihre Projekte entwerfen, in 3D-Visualisierungen darstellen und überzeugend präsentieren. Das ist vor allem für die jüngeren Studierenden eine besondere Herausforderung und wurde von allen Teilnehmern sehr gut gemeistert“,
lobt Professor Kretzer.
Im Unterschied zum typischen Studentenentwurf endet das Projekt jedoch nicht an dieser Stelle: Das besondere Lehrformat „design-build“ an der TU Kaiserslautern bietet im Rahmen des Architektur-Studiums die Möglichkeit, ein Projekt von Anfang bis Ende zu begleiten.
„Aus diesem Grund wurden präzise Werk- und Detailpläne für die Ausführung auf der Baustelle ausgearbeitet“,
sagt Kretzer.
In den kommenden Wochen stehen die Bauarbeiten auf dem ehemaligen Kasernengelände in Mannheim an. Während der Bauphase werden die Architekturstudenten selber dort wohnen. Zudem werden sie in einem Blog über den Fortschritt der Arbeiten berichten.