Bensheim – Bei den Bauarbeiten zur Umgestaltung des historischen Bensheimer Marktplatzes ist es zu einem archäologischen Sensationsfund gekommen: Bei botanischen Untersuchungen von Bodenmaterial an der Südseite des Marktplatzes konnten die Reste von 550 Traubenkernen identifiziert werden, die wissenschaftlich im Reiss-Engelhorn-Museum in Mannheim mit einer Radiocarbon-Methode untersucht wurden.
Das Ergebnis überrascht selbst die Fachleute: Es handelt sich um
, die aus der Zeit zwischen 1034 bis 1156 nach Christus stammen. Dieser Fund gilt als ältester direkter Nachweis für Weinbau an der Bergstraße.
„Für die Weinbaugeschichte an der Bergstraße ist das äußerst bedeutend und liefert interessante Erkenntnisse“,
sagt Bensheims Bürgermeister Rolf Richter.
Der Bensheimer Museumsleiter und Archäologe Christoph Breitwieser hat gemeinsam mit Dr. Thomas Becker vom Landesamt für Denkmalpflege und dem renommierten Archäobotaniker Dr. Christoph Herbig diese und viele weitere historische Funde am Marktplatz ausgewertet. Noch liegen längst nicht alle Ergebnisse vor. Neben bemalten gotischen Fensterglas und Keramik sind es vor allem die archäobotanischen und archäozoologischen Hinterlassenschaften, die zahlreiche Erkenntnisse auf das Hoch- und Spätmittelalter in Bensheim liefern. Für das nächste Jahr ist eine Ausstellung im Museum geplant.
Aus dem botanischen Bericht von Dr. Christoph Herbig geht hervor, dass die Römer Wein-Reben in die Regionen nördlich der Alpen brachten, wenngleich aus dem Untersuchungsgebiet bislang entsprechende direkte Funde von Traubenkernen für die Römerzeit fehlen. Der früheste archivalische Beleg für den Weinanbau in verschiedenen Ortschaften an der Bergstraße findet sich im Codex Laureshamensis, einem Verzeichnis von Weinbergslagen, Schenkungen und Besitzungen. Insofern ist die Entdeckung des jetzt gemachten Fundes ein wichtiges Puzzle-Teil für die Weinbaugeschichte in der Region.