Philippsburg – Der Besuch eines Forstbezirks im Landkreis gehört für Landrat Dr. Christoph Schnaudigel inzwischen zur Tradition, um die Gelegenheit zu nutzen, sich vor Ort bei den Verantwortlichen des Forstes über die aktuelle Situation zu informieren. Sein Besuch führte ihn dieses Jahr in die Molzau, in den Kommunalwald der Stadt Philippsburg.
„Die Stadt Philippsburg ist der größte Waldbesitzer im Forstbezirk West mit rund 1.070 ha Wald und gehört zu den sechs größten Waldbesitzern im gesamten Landkreis“, begrüßte Dr. Bernhard Peichl, Amtsleiter des Forstamtes des Landratsamtes Karlsruhe, am Montag, 22. August, Landrat Dr. Christoph Schnaudigel und Bürgermeister Stefan Martus. Dass der städtische Wald einige Besonderheiten zu bieten hat, zeigte sich gleich zu Beginn des Rundgangs, der am ehemaligen Sondermunitionsdepot begann. „Die Amerikaner nutzten das Areal zur Lagerung von Munition und haben damals 24 Bunker gebaut. Diese waren meterdick mit Sand bedeckt, um mögliche Schäden am Beton zu verhindern“, erläuterte Revierleiter Christian Hautz. Keine einfachen Voraussetzungen, um das lange Zeit brachliegende Gelände zu renaturieren. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: bis auf drei Bunker wurden alle abgetragen und der in rauhen Mengen vorhandene Sand zu einer Düne geformt: „Wir haben mit rund 60.000 Tonnen Sand den Boden aufgeschüttet und als Sanddünen verbaut. Solche Sanddünen sind in unserem Gebiet durchaus üblich, im Kreis jedoch selten. In diesem speziellen Lebensraum, dem sogenannten Sandtrockenrasen, haben sich schnell Trockenspezialisten wie Eidechsen, Ameisen und Heuschrecken angesiedelt“, berichtete Christian Hautz.
Unter der Leitung von Dr. Thomas Eichkorn, dem zuständigen Forstbezirksleiter, führte der Rundgang weiter über das ehemalige Militärgelände. Dabei wies er Landrat Dr. Christoph Schnaudigel und Bürgermeister Stefan Martus auf die Folgen des vergangenen Sommers 2015 hin. „Da es sehr trocken und heiß war, haben die Kiefern nicht ausreichend Wasser bekommen und sind daher in großer Zahl abgestorben. Wir mussten rund 10.000 Festmeter Holz außerplanmäßig einschlagen. Aufgrund der hohen Niederschläge ist dieser Sommer – zumindest für den Wald – ein guter Sommer“, so Dr. Thomas Eichkorn.
Einen der drei Bunker schauten sich die Gäste genauer an: er ist als Fledermausbunker hergerichtet, um den heimischen Arten ein Winterquartier zu bieten. Ytongsteine hängen dort von der Decke, der Weg zum Bunkereingang ist abgeschrägt, damit Wasser hineinfließen kann. „Die Tiere brauchen Feuchtigkeit, mögen aber keinen Frost. Wir wollen mit diesem Projekt die Natur nachbauen und sind zuversichtlich, diesen Winter die ersten Gäste zu bekommen“, informierte Christian Hautz.
Den Abschluss bildete die Besichtigung eines Standorts im Wald, in dem das Alt- und Totholzkonzept (AUT) umgesetzt wird. Bäume, die sich um einen oder mehrere abgestorbene Bäume herum befinden, werden zu Baumgruppen zusammengefasst, entsprechend gekennzeichnet und kartiert. Die Bewirtschaftung in diesem Areal und auch das Betreten ist gefährlich und sollte deshalb unterbleiben. Das Konzept dient einerseits dem Naturschutz, da sich Höhlenbewohner wie z.B. Fledermäuse und Vögel, und eine Vielzahl von Pilzen dort ansiedeln. Außerdem zeigt es den Besucherinnen und Besuchern im Wald die Vielseitigkeit der heimischen Wälder, so die Forstleute.
„Der Wald ist Holzproduzent, Arbeitsplatz und Erholungsgebiet in einem. Dank ihres unermüdlichen Einsatzes und der sehr guten und engen Zusammenarbeit zwischen der Forstverwaltung des Landratsamtes und der Stadt gelingt es gemeinsam, die Vielfalt auch für kommende Generationen zu bewahren“, zogen Landrat Dr. Christoph Schnaudigel und Bürgermeister Stefan Martus ein positives Fazit und dankten den Forstleuten.