Kreis Mainz-Bingen – Nirgendwo sonst in Rheinland-Pfalz gehen mehr Menschen zum Zahnarzt als im Landkreis Mainz-Bingen. Das zeigt der Zahnreport 2016 der BARMER GEK, der in Zusammenarbeit mit der Dresdner Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus und AGENON Gesellschaft für Forschung und Entwicklung im Gesundheitswesen erstellt wurde.
„Demografisch lässt sich der Unterschied nicht erklären. Die Ergebnisse im Zahnreport werden in einer entsprechend der Geschlechts- und Altersstruktur der deutschen Bevölkerung standardisierten Form präsentiert“, berichtet Christina Hindel, Bezirksgeschäftsführerin der BARMER GEK in Oppenheim.
Im Jahr 2014 haben 69,8 Prozent der Bewohner im Landkreis Mainz-Bingen einen Zahnarzt aufgesucht. Damit lagen sie über dem Rheinland-Pfalz-Durchschnitt von 67,9 Prozent, aber unter dem Bundes-Durchschnitt von 71,3 Prozent. Im Vergleich aller 36 rheinland-pfälzischen Landkreise und kreisfreien Städte nimmt der Landkreis Mainz-Bingen bei der Zahnarztbesuchshäufigkeit zusammen mit dem Landkreis Cochem-Zell den ersten Platz ein. Schlusslicht in Rheinland-Pfalz ist die kreisfreie Stadt Pirmasens (61,7 Prozent).
Überdurchschnittlich hoch sind die Zuzahlungen der rheinland-pfälzischen Versicherten für Zahnersatz. Die Ausgaben für den sogenannten Eigenanteil lagen in Rheinland-Pfalz bei 962 Euro (Bundesdurchschnitt: 904 Euro) je Versichertem. Bei Spitzenreiter Bayern lag die Höhe der Zuzahlungen bei durchschnittlich 1.132 Euro. Am billigsten kamen die Versicherten in Sachsen- Anhalt weg, wo die Zuzahlungen im Schnitt 628 Euro betrugen. Dazu sagt Hindel: „Als gesetzliche Krankenkasse fordert die BARMER GEK eine deutliche Stärkung der Regelversorgung, das heißt der zahnmedizinisch notwendigen, zweckmäßigen und wirtschaftlichen Versorgung mit Zahnersatz.“ Es sei wichtig, dass Patienten ihre Entscheidung gut informiert treffen. Vorzüge und Nachteile der Regelversorgung, aber auch Alternativen sollten transparent dargestellt werden.
Beispielhaft nennt die Bezirksgeschäftsführerin die häufigste Form der Zahnersatzversorgung, die Zahnkrone: „Zur metallischen Vollkrone oder teilverblendeten Krone gibt es derzeit keine gleichwertige Alternative. Dennoch entscheiden sich bei weitem die meisten Patienten gegen diesen Weg.“ Zahnärzte sollten ihre Patienten objektiv informieren, was der Stand der Zahnmedizin ist. Offenbar würden immer mehr Menschen teurere, aber nicht unbedingt bessere Alternativen wählen. „Von der Wahl der konkreten Versorgung hängt die zahnärztliche Vergütung ab. Auch dies könnte ein Einflussfaktor sein“, sagt Hindel. Im Jahr 2014 haben im Landkreis Mainz- Bingen 9,9 Prozent der Einwohner eine Zahnkrone oder Zahnersatz erhalten.
Zugleich spricht sich Hindel dafür aus, die Forschung in der Zahnmedizin im Blick zu behalten. So würden Patienten mit zahnlosem Unterkiefer in der Regelversorgung mit einer schleimhautgetragenen Totalprothese versorgt. Zahnmedizinisch sei dies aber nur die zweitbeste Lösung: „Viele der vor allem betroffenen Älteren klagen unter anderem über mangelnden Halt und schmerzhafte Druckstellen. Mehr Komfort bieten Implantate, also künstliche Zahnwurzeln, und darauf gestützter fester Zahnersatz.“ Es sei an der Zeit, dass die Implantatlösung bei zahnlosen Unterkiefern Teil der Regelversorgung werde.