Frankfurt am Main – Jedes Jahr sterben in Deutschland etwa 10.000 Menschen durch Suizid, doch das Thema bleibt tabu. Das muss nicht sein. Um über verschiedene Dimensionen des Themas Suizid und Präventionsmöglichkeiten zu informieren, lädt das Frankfurter Netzwerk für Suizidprävention (FRANS) vom 9. bis 11. September 2016 zu drei Veranstaltungen ein.
Hauptakteure der Veranstaltungen sind dieses Jahr die FRANS-Mitglieder Gesundheitsamt, der bundesweite Verein „Angehörige um Suizid“ (AGUS) sowie die Frankfurter Selbsthilfe-Kontaktstelle. Die Veranstaltungen sind in diesem Jahr erstmals in die Frankfurter Psychiatriewoche integriert.
Am Freitag, 9. September, wird um 17 Uhr im Haus am Dom, Domplatz 3, die Ausstellung „Suizid – Keine Trauer wie jede andere“ eröffnet. Sie wurde vom Verein AGUS konzipiert. Die Todesart Suizid und die Trauer danach sollen ins öffentliche Bewusstsein gebracht werden, Informationen dazu beitragen, das Tabu zu entkräften. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) betrifft jeder Suizid mindestens sechs weitere Menschen – vor allem die Angehörigen. Im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung wird Renata Wagner von der AGUS-Selbsthilfegruppe über ihre eigene Betroffenheit sprechen, sowie einen Überblick über die Auswirkungen eines Suizids im emotionalen, sozialen, lebenspraktischen und gesundheitlichen Bereich der Hinterbliebenen geben.
Walter Kohl, der als Schirmherr des Frankfurter Netzwerks für Suizidprävention „Wahlkampf für das Leben“ macht, wird über seine eigene Erfahrung mit dem Thema Suizid, Wege aus der Krise und die Selbsttötung seiner Mutter sprechen. Musikalisch werden die Vorträge von Larissa Nagel umrahmt, Cellistin an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst. In einer Tanzperformance wird Inge Maria Böhm den Gefühlen, die so schwer in Worte zu fassen sind, einen Raum zu geben.
Am Samstag, 10. September, informieren FRANS-Mitglieder an einem Stand über ihr Netzwerk und über Selbsthilfegruppen und Hilfsangebote in Frankfurt. Der Infostand befindet sich zwischen 11 und 15 Uhr in der Nähe der Hauptwache, Biebergasse Südseite.
Am Sonntag, 11. September, widmet sich Matthias Keller im Stalburg Theater um 11.30 Uhr dem Thema Suizid von der künstlerischen Seite. In einer 60-minütigen Klangcollage aus Texten, Gedichten und eingespielten Songs, unter anderem von Herman Hesse, Kurt Cobain, Monthy Python, Farin Urlaub, Sigmund Freud, Hildegard Knef, Rainer Maria Rilke und Massive Attack, nimmt er sein Publikum mit auf eine emotionale Achterbahnfahrt, mit dem Gespür für die richtige Balance aus Tiefe und Leichtigkeit. Die Plätze für das eigens zum Welttag der Suizidprävention geschaffene Programm „Lebensmüde – Sterbenswach“ sind begrenzt. Karten gibt es zum Einheitspreis von acht Euro über das Stalburg Theater unter www.stalburg.de.
Über das Netzwerk für Suizidprävention
Das Frankfurter Netzwerk für Suizidprävention, kurz FRANS, wurde 2014 auf Initiative des Gesundheitsamtes gegründet. Es ist ein Zusammenschluss von mehr als 60 Frankfurter und überregionalen Institutionen und Organisationen, in deren beruflichem Alltag suizidales Verhalten und das Thema Suizidprävention eine Rolle spielen.
FRANS möchte Aktivitäten bündeln, die Bevölkerung und Professionelle für das Thema sensibilisieren und sich für die Weiterentwicklung umfassender Hilfs- und Bewältigungsangebote in Frankfurt und Umgebung einsetzen. Ein weiteres wichtiges Ziel stellt die Entstigmatisierung des Themas Suizid und psychischer Erkrankungen im Allgemeinen dar.
Weitere Informationen zum Netzwerk, seinen Aktivitäten und Hilfsangeboten in Frankfurt findet man unter www.frans-hilft.de.
Welttag der Suizidprävention
Um auf die weitgehend verdrängte Problematik der Suizidalität aufmerksam zu machen, wird jedes Jahr der Welttag der Suizidprävention veranstaltet. Er wurde von der International Association for Suicide Prevention (IASP) und der WHO das erste Mal am 10. September 2003 ausgerufen.
Das Nationale Suizid-Präventionsprogramm für Deutschland veröffentlicht in Kooperation mit der Deutschen Akademie für Suizidprävention und der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention Information zum Welttag der Suizidprävention unter suizidpraevention.wordpress.com. Dort finden sich auch Hinweise auf einzelne Veranstaltungen.
Erstmals integriert die jährlich im September stattfindende stattfindende Psychiatriewoche die Veranstaltungen zum Welttag der Suizidprävention. Sie findet in der Zeit vom 8. bis 16. September statt. Weitere Details dazu finden sich unter psychiatrie-frankfurt-am-main.de.
Die Frankfurter Psychiatriewoche hat die Entstigmatisierung psychischer Störungen und die Verbesserung der Lebensbedingungen psychisch kranker Menschen zum Ziel. Es präsentieren sich zahlreiche Institutionen, die in Frankfurt und näherer Umgebung Angebote und Hilfen für psychisch kranke Menschen vorhalten.