Kreis Bergstraße – Bei der Versorgung von Schwerstverletzten im Kreis Bergstraße kommt dem Kreiskrankenhaus zentrale Bedeutung zu. Das Haus in Heppenheim hat einen Schockraum, in dem Patienten mit lebensgefährlichen Verletzungen klinisch erstversorgt und stabilisiert werden. Vergleichbare Einrichtungen gibt es erst wieder außerhalb des Kreisgebiets in Heidelberg, Mannheim, Worms und Darmstadt. Der Schockraum am Kreiskrankenhaus Bergstraße (KKB) ist jetzt von der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) rezertifiziert worden, das Krankenhaus bekommt das Schockraum-Audit für weitere drei Jahre.
Erstmals erhielt die Einrichtung vor drei Jahren das DGU-Prüfsiegel. Damals lag das Augenmerk vor allem auf der Ausstattung. Der Schockraum war seinerzeit komplett erneuert worden, rund 100.000 Euro hatte das Kreiskrankenhaus investiert. Bei der erstmaligen Rezertifzierung haben die Auditoren nun verstärkt das Schockraummanagement im Blick gehabt. Die Dokumentation der bisherigen Arbeit wurde akribisch untersucht. Dabei zeigte sich, dass Professionalität unter den besonderen Bedingungen im Schockraum und die notwendige Routine zusammengefunden haben. Eine bestmögliche Patientenversorgung ist gesichert. Im nächsten Schritt hofft das Kreiskrankenhaus auf die offizielle Anerkennung als regionales Traumazentrum. Dies soll im Zuge des begonnenen Umbaus des Hauses erfolgen. Die Weichen sind gestellt.
Im zurückliegenden Jahr sind am Bergsträßer Kreiskrankenhaus rund fünfzig Patienten mit einem so genannten Polytrauma, also mehreren schweren Verletzungen, davon eine oder gar mehrere lebensbedrohlich, versorgt worden. Die deutliche Mehrzahl waren Opfer von Auto- und Motorradunfällen. Für die Arbeit im Schockraum steht im Kreiskrankenhaus rund um die Uhr ein neunköpfiges Team von Spezialisten bereit. Wird Schockraumalarm ausgelöst weil Notarzt und Rettungsdienst mit einem Schwerstverletzten das Krankenhaus in Heppenheim ansteuern, ist das Team binnen zehn Minuten im Raum. Weitere zehn bis fünfzehn Minuten bleiben gewöhnlich, um die Übernahme des Patienten vorzubereiten. Dem Team gehören Ärzte, Pflegekräfte und Medizintechnische Assistenten verschiedener Fachbereiche des Kreiskrankenhauses an. Gefordert sind im Schockraum vor allem die Unfallchirurgie, Anästhesie und Viszeralchirurgie. Wenn notwendig werden weitere Spezialisten hinzugezogen.
Der Patient bleibt maximal sechzig Minuten in dem Spezialbehandlungsraum. In diesen Zeitkorridor fällt die gesamte klinische Erstversorgung. Das Team orientiert sich dabei an einem so genannten Schockraum-Algorithmus. Dieser gibt minutiös das standardisierte Vorgehen von der Übernahme des Verletzten, über die Untersuchungen bis zur Versorgung vor. So ist gesichert, dass keine lebensbedrohliche Verletzung unerkannt bleibt. Vom Schockraum kommt das Unfallopfer direkt in den OP, auf die Intensivstation oder, wenn der Zustand es zulässt, auch auf eine Normalstation. Patienten mit besonders komplexen Verletzungsbildern, ein offenes Schädel-Hirn-Trauma gehört dazu oder Verletzte mit abgetrennten Gliedmaßen, werden nach Heidelberg in das Uniklinikum verlegt. Uniklinik und Kreiskrankenhaus gehören dem Trauma-Netzwerk Kurpfalz an, eine Kooperation, die eine ideale Patientenversorgung im Zusammenspiel regionaler Krankenhäuser und dem Maximalversorger in Heidelberg zulässt.
Verantwortlich für das Schockraumteam und die Arbeit im Schockraum ist am Kreiskrankenhaus Bergstraße Dr. Matthias Leiner, Oberarzt in der Orthopädie und Unfallchirurgie. Voraussetzung für die Arbeit im Team sind zusätzliche Schulungen. Leitlinien hierzu kommen von der DGU. Auch hat es sich das Kreiskrankenhaus zu Eigen gemacht, die Spezialisten bei Inhouse-Seminaren weiter zu schulen. Unter realistisch nachgestellten Bedingungen werden komplexe Versorgungen vor Ort simuliert. Trainiert werden die Fachkräfte von Dr. Leiner und Julia Götz, Funktionsoberärztin in der Anästhesie und Intensivmedizin. Im Ernstfall muss jeder Handgriff sitzen. Und das tut er, die Rezertifizierung ist Bestätigung dafür.